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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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zwischen Freiheit und Gefängnisaufenthalt nach sich ziehen, nicht durchstehen. Der Antrag ist deshalb abzulehnen.«
    Doch Budde wollte unbedingt bereits nach der Hälfte seiner Haftzeit raus aus dem Knast. Er setzte alles daran, dieses Ziel zu verwirklichen. Und nun begann ein unglaublicher, ja skandalöser Vorgang, der letztendlich das Leben eines Menschen, einer jungen Mutter, forderte.
    Nachdem Budde klar war, dass ihn der Gefängnisdirektor durchschaut hatte und dass er in diesem Knast keine Vollzugslockerungen und keine vorzeitige Entlassung zu erwarten hatte, knüpfte er über Inserate Kontakte zu Frauen nach draußen– und so unglaublich es klingen mag, es fiel tatsächlich eine für seine Zwecke geeignete Kandidatin auf ihn herein.
    Es war die damals 30-jährige Maria Sand, die weit genug von seinem damaligen Gefängnis entfernt in der Nähe eines anderen Knasts wohnte. Sie hatte eine kleine uneheliche Tochter und dachte wohl, dass sie auf diesem Wege noch zu einem Ehemann kommen könnte. Es kümmerte sie nicht, dass es sich bei Budde um einen hochgefährlichen Sexualstraftäter und Mörder handelte. Das wollte sie gar nicht wissen. Sie ignorierte es einfach. Dankbar nahm sie die Erklärung von ihm an, alles sei ganz anders gewesen und er sei zu Unrecht zu so einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Ein Verhalten, das in ähnlichen Fällen immer wieder zu beobachten ist. Selbst zum Tode verurteilte Mörder in Amerika bringen es fertig, Frauen von draußen an sich zu binden. Es gab sogar schon Eheschließungen kurz vor Hinrichtungen.
    Zwischen Ronny Budde und Maria Sand begann ein reger Briefkontakt und anschließend erfolgten natürlich auch Besuche der Frau. Budde hatte erreicht, was er wollte. Er schrieb ein Gesuch, in eine andere Haftanstalt in der Nähe von Maria Sands Wohnort verlegt zu werden. Als Begründung gab er vor, damit näher bei seiner Freundin und zukünftigen Verlobten sein zu wollen.
    Gleichzeitig zog er noch ein anderes Ass aus dem Ärmel. Er schrieb an ein Mitglied des Landtages, das mit der Familie Budde freundschaftlich verbunden war. In dem Brief drückte er auf die Tränendrüsen, stellte sich als reuigen Sünder dar und bat den Adressaten, sich für ihn einzusetzen, damit er Vollzugslockerungen erhalte und auch in das von ihm gewünschte Gefängnis verlegt werde. So unglaublich es klingt, auch der Politiker fiel auf Budde rein. Er bemühte sich nicht im Geringsten, sich über die furchtbaren Verbrechen des Gefangenen richtig zu informieren. Für ihn zählte nur, dass er mit dessen Familie gut bekannt war und ihr einen Gefallen tun wollte.
    Da dieser Politiker aber nicht an der entsprechenden Stelle im Ministerium saß, schrieb er Briefe an » liebe Kollegen« des Justizministeriums, ja sogar an den Justizminister, den lieben Herrn Soundso persönlich, und bat um Auskunft darüber, wann baldige Vollzugslockerungen und die Befürwortung eines Gnadengesuches des Gefangenen möglich wären.
    Das Justizministerium wandte sich daraufhin in » gebührender Weise« an den Gefängnisdirektor, der zwar von der Intervention seiner obersten Vorgesetzen beeindruckt war, jedoch letztendlich seiner Linie treu blieb und keinerlei Zugeständnisse machte.
    Es kam dann schließlich doch, wie es kommen musste. Budde wurde, vermutlich auf höhere Weisung hin, in das von ihm gewünschte Gefängnis verlegt. Damit schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Gefängnisdirektor war das faule Ei und damit die Verantwortung für den aus seiner Sicht äußerst problematischen Gefangenen los und der in Gunsten des Politikers stehende Schwerverbrecher konnte an neuer Stätte neue Gesuche für ein angenehmeres Leben hinter Gittern und für seine vorzeitige Haftentlassung stellen.
    Sicherlich ganz entscheidend für Budde war, dass der Briefwechsel der hohen Politiker und des Justizministers ein überaus wichtiger Bestandteil seiner Gefangenenakte war und beim Durchblättern diese Korrespondenz jedem ins Auge sprang, der sich damit befassen musste.
    Es ist zwar nur eine Vermutung, aber der Verdacht drängt sich zwangsläufig auf, dass sich nun die neue Gefängnisleitung, die übrigens im Nachhinein keine Stellungnahme hierzu abgab, sowie die für Vollzugslockerungen zuständigen Personen von diesen Dossiers beeindrucken ließen. Wie sonst ist es zu erklären, dass Budde, kaum dass er sich in dem neuen Knast befand, plötzlich in den Genuss eines sogenannten Langzeitbesuches sowie der von ihm angestrebten

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