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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Vermisstendateien aller Länder sind voll von Personen, die plötzlich und ohne erkennbare Anzeichen spurlos verschwunden sind. Keiner kann sagen, ob diese Menschen noch leben oder ob sie schon längst tot sind. Prominentes Beispiel hiefür ist das Verschwinden der damals 17-jährigen Tochter des Gesangduos Albano und Romina Power. Spekulationen, sie sei Opfer einer geplanten Erpressung geworden, konnten ebenso wenig untermauert werden wie die Vermutung, sie sei in den Harem irgendeines arabischen Fürsten verschleppt worden. Das Mädchen verschwand spurlos, ohne dass die Eltern jemals wieder etwas von ihm gehört haben. Und wie so oft in solchen Fällen, zerbrach unter der ungeheuren Last, versagt und nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben, die als vorbildlich gepriesene Ehe der weltberühmten Sänger.
    Natürlich können Spuren an einem vermeintlichen Tatort einen Hinweis darauf geben, dass ein Mensch zu Tode gekommen ist. Wenn zum Beispiel ein großer Blutfleck gefunden wird, der eindeutig einer verschwundenen Person zugeordnet werden kann, bedeutet dies aber nicht automatisch, dass die Person nicht mehr lebt. Sie kann auch nur verletzt worden sein und ist, aus welchem Grund auch immer, anschließend spurlos verschwunden. Ein Mord ohne Leiche ist somit immer ein äußerst schwieriger Fall, der bei der Bearbeitung durch die Kriminalpolizei ein hohes Maß an Akribie und Scharfsinn voraussetzt.
    Als am 7. Februar 1996, einem Freitag, das Telefon auf dem Schreibtisch von Kriminalkommissar Schulz klingelte, wollte er gerade sein karges Mittagessen einnehmen. Ein Wurstbrot und ein Kaffee mit Milch, aber ohne Zucker, waren schon jahrelang Standard bei ihm.
    Ich mochte Schulz. Er war mir einfach sympathisch. Wenn ich mit ihm zu tun hatte, stimmte die Chemie zwischen uns beiden. Er war ein ganz und gar bodenständiger Mensch und legte– obwohl er wegen seiner nicht gerade sportlichen Figur etwas behäbig wirkte– insbesondere in kritischen Situationen eine erstaunliche Energie und Tatkraft an den Tag.
    Der eingehende Anruf schien für ihn Routine zu sein. Warum er gerade bei ihm ankam, konnte später niemand mehr sagen. Eine Frau Roth war am anderen Ende der Leitung und berichtete, ihre 21-jährige Tochter werde seit heute Morgen vermisst. Es war Fasching und der Tag nach dem » schmutzigen Donnerstag«. Junge Frauen verschwinden manchmal in dieser Zeit für ein paar Tage spurlos. Oft mit tiefen Ringen unter den Augen und die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, tauchen sie dann wieder auf, ohne irgendwelche Erklärungen abzugeben. Das müssen sie auch nicht, man sieht ihnen an, was passiert ist.
    Eine 21-jährige Frau müsste doch wissen, was an Fasching Sache ist. Aber es ist immer wieder das Gleiche, dachte mein Kollege, als er sich die ersten Sätze der Anruferin anhörte und sich dabei schon Notizen machte. Er stellte die üblichen Fragen nach Zuverlässigkeit, Krankheiten, Selbstmordabsichten, Streitigkeiten, Mobilität und eventuellen Hinweisen auf ein harmloses Wegbleiben der Tochter.
    Die Mutter der Vermissten berichtete, ihre Tochter Corinna sei sehr ordentlich und zuverlässig. Sie sei heute Nacht gegen 3.30 Uhr von einer Faschingsveranstaltung nach Hause gekommen, habe noch mit ihrem neuen Freund telefoniert und sei dann zu Bett gegangen. Corinna bewohne das Erdgeschoss eines ihnen gehörenden Zweifamilienhauses, während im Obergeschoss ihre Oma wohnt. Sie selbst, fuhr Frau Roth fort, würde mit ihrem Mann auf demselben Grundstück in ihrem zweiten Haus unmittelbar daneben wohnen.
    Ralf Opitz, Corinnas Exfreund, mit dem sie vor etwa einer Woche Schluss gemacht habe, hätte in der Nacht auf Corinna gewartet, um sich noch einmal mit ihr auszusprechen.
    Da die Großmutter in letzter Zeit mehrfach gehört hatte, wie sich die beiden stritten, habe sie in der Nacht aus Sorge um ihre Enkelin kein Auge zugemacht. Sie habe jedoch keine auffälligen Geräusche wahrgenommen, sei dann kurz nach 7.00 Uhr aufgestanden und anschließend zum Bäcker gegangen. Etwa gegen 8.30 Uhr hätte die Großmutter nach ihrer Enkelin schauen wollen und dabei festgestellt, dass sie nicht in der Wohnung war.
    Frau Roth führte weiter aus, sie selbst sei an diesem Morgen bis 11.30 Uhr arbeiten gewesen. Als sie nach Hause gekommen sei, habe sie zusammen mit ihrer Mutter nach Corinna geschaut und dabei eine auffällige Beobachtung gemacht. Im Bett der Tochter hätten das Laken und eine Steppdecke mit gelbem Überzug gefehlt.

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