Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
sich 15 Zigarettenkippen der Marke Marlboro und West. Daneben lag eine Tube Gleitgel, wie sie üblicherweise von Homosexuellen verwendet wird.
Auf einem der beiden Sessel lagen ein gebrauchtes Kondom und Boxershorts. Auf dem Boden neben dem Sessel befand sich eine herausgezogene Schrankschublade, die ausschließlich Sexutensilien wie Dildos, Pornohefte, Gleitcreme und diverse Unterwäsche enthielt. Eine mehrschwänzige Lederpeitsche lag vor dem Sessel auf dem Fußboden. Unweit davon befand sich ein zweites Kondom, in dem offensichtlich Sperma war.
Die Aufnahmen des Opfers ließen mich erschaudern. Sein Rücken war mit großen, blutunterlaufenen Stellen und zum Teil mit kleineren Hautverletzungen übersät. Das Gesicht war auf grässliche Weise blutverschmiert und an der Stirn sowie im Bereich des linken Auges mit einem dicken, bläulich-roten Hämatom überzogen. Durch die Schwellung konnte man nicht sehen, ob der linke Augapfel noch vorhanden war.
Brustkorb und Unterarme waren ebenfalls voller Blut. Der Penis des Opfers war etwa in der Mitte mit einem dünnen Lederriemen abgebunden. Zweifellos wurde der Riemen von der auf dem Boden liegenden Peitsche abgerissen und vom Opfer zur Erhöhung der sexuellen Lust verwendet.
Ab dem Unterkörper bis hinunter zu Beinen und Füßen waren keine Verletzungen mehr zu sehen.
Etwa 30 Zentimeter vom Kopf des Opfers entfernt lag ein übergroßer Kunstpenis, der insbesondere im vorderen Bereich mit Blut und Kot behaftet war.
» Wir können noch nicht genau sagen, was zum Tod des Herrn Haag geführt hat«, sagte der Leiter der Kriminaltechnik. » Die äußerlich sichtbaren Verletzungen sind zwar vielfältig, aber es ist nach Aussage des Gerichtsmediziners keine davon als todesursächlich zu erkennen. Es gibt weder Schuss- noch Stichverletzungen. Das Schädeldach ist vollkommen intakt. Die Obduktion wird noch heute vorgenommen. Sie wird uns hoffentlich Aufschluss über die genaue Todesursache geben.
Die Spurensuche am Tatort ist noch in vollem Gange. Schon jetzt kann ich aber sagen, dass es eine Unzahl von Blut-, Finger-, Haar- und Faserspuren gibt. Viele der Fingerspuren sind mehrfach überlagert, das heißt, dass eine Fingerspur von anderen überdeckt wird, so dass diese zur Identifizierung des Täters nicht mehr geeignet sind.«
» Wann können die ersten Fingerspuren in den AFIS-Suchlauf eingegeben werden?«, fragte ich.
» Wir tun, was wir können. Die Spuren müssen erst selektiert und auf ihre Qualität hin beurteilt werden. Ich schätze, dass wir dann morgen per Telebild die ersten Prints zum BKA schicken werden. Ob und wann mit Ergebnissen zu rechnen ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
» Hat sich das Opfer Ihrer Meinung nach gewehrt?«, fragte ein anderer.
» Klaus Haag war ja bekanntlich an den Händen gefesselt. Somit ist eine echte Gegenwehr auszuschließen«, erwiderte der Kriminaltechniker. » Es sieht so aus, als ob der Täter sehr viel Körpergewalt einsetzte, um den Tod des Opfers herbeizuführen. Der Gebrauch eines Tatwerkzeuges ist bislang nicht erkennbar. Wer weiß, vielleicht starb Klaus Haag aber auch an einem Herzinfarkt. Doch alles Spekulieren hilft nichts. Wir müssen die Obduktion abwarten. Mehr kann ich zu dem Thema nicht sagen.«
Der Kommissionsleiter bedankte sich bei dem Kriminaltechniker und bat die Mitglieder der Moko, ihre Arbeit fortzusetzen. Jeder wusste, was zu tun war. Es mussten zahlreiche Zeugen befragt werden. Im Telefonbuch des Opfers waren allein an die 100 Namen vermerkt. Das waren alles Bezugspersonen, die unter Umständen wichtige Hinweise geben konnten. Daneben mussten die einschlägigen Schwulenlokale und Treffs aufgesucht werden. Vielleicht hatte Klaus Haag seinen Mörder dort kennengelernt und vielleicht gab es dann einen Zeugen, der die beiden zwei Abende zuvor zusammen gesehen hatte.
In dieser Phase der Ermittlungen ist die Tätigkeit in einer Moko reine Knochenarbeit, die viel Biss und Geduld erfordert. Ein einziger Fehler kann schlimme Auswirkungen haben und dem Mörder unter ungünstigsten Umständen die Möglichkeit geben, weiter zu töten. Jedem Moko-Mitglied ist das bewusst und keiner will derjenige sein, dem später etwas vorgeworfen werden kann. Da die meisten Spuren und Hinweise im Sande verlaufen, bedarf es sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um dies rechtzeitig zu erkennen und deren Bearbeitung aufs Nötigste zu beschränken. Nicht selten kommt es vor, dass man sich heillos in eine Spur
Weitere Kostenlose Bücher