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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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mit etlichen dicken schwarzen Kerzen, von denen im Moment keine brannte. Als er sich bückte, um daran zu schnuppern, sagte er: »Duftkerzen.«
    Carson rechnete sich aus, wie viel Zeit und Mühe erforderlich gewesen waren, um diese durch nichts gemilderte Schwärze zu erschaffen, und plötzlich dachte sie an Arnie
und an seine Legoburg. Bobby Allwine war einer geregelten Arbeit nachgegangen und mit der Welt in Verbindung getreten, aber auf irgendeiner Ebene war er so gestört gewesen wie ihr Bruder.
    Aber Arnie war gutartig, wogegen Allwines Psyche, nach den verfügbaren Indizien zu urteilen, durch und durch bösartig gewesen sein musste.
    »Diese Wohnung ist einen Hunderter mehr im Monat wert«, erklärte Michael.
    Als Carson im angrenzenden Badezimmer das Licht einschaltete, ließ der verblüffende Kontrast ihre Augen schmerzen. Die Wand- und Deckenfarbe, der gekachelte Fußboden, das Waschbecken und die Toilette – alles war von einer blendend weißen Helligkeit und mit Feuereifer blank poliert. Der beißende Geruch von Salmiakgeist gestattete dem süßlichen Lakritzduft keine Einmischung.
    Dem Spiegel gegenüber ragten Hunderte von Rasierklingen aus der Wand. Jede einzelne von ihnen war im selben Winkel in das nachgiebige Material gepresst worden, so dass die Hälfte der Klinge herausschaute wie ein heimtückischer silberner Reißzahn. Reihenweise saubere, funkelnde, unbenutzte Rasierklingen.
    »Es sieht ganz so aus«, sagte sie, »als sei das Opfer noch verrückter gewesen als sein Mörder.«

18
    In den besseren Kreisen von New Orleans waren förmliche Abendeinladungen eine politische Notwendigkeit, und Victor nahm seine Verpflichtungen ernst.
    In der weitläufigen Villa im Garden District hatten seine
Hausmädchen Christine und Sandra und sein Butler William den Tag mit der Vorbereitung des abendlichen Ereignisses zugebracht. Sie hatten alle Zimmer geputzt, weitere Blumen und Kerzen aufgestellt und die überdachten Veranden gefegt. Gärtner hatten sich um den Rasen, die Bäume, die Blumenbeete und die Sträucher gekümmert.
    All diese Personen waren seine Werke, im Hände der Barmherzigkeit erschaffen, und daher waren sie unermüdlich und effizient.
    Im Esszimmer war der Tisch für zwölf Personen gedeckt – mit Tischwäsche von Pratesi, Silber von Buccelatti, Porzellan aus Limoges, antiken Silberplatten von Paul Storr und einem monumentalen Storr-Kandelaber, der Bacchus und sein Gefolge darstellte. Der Glitzerfaktor war höher – und auch der Wert – als in jeder Vitrine mit Diamanten bei Tiffany.
    Die Hausmädchen und der Butler erwarteten ihren Meister zur Inspektion. Er hatte sich bereits für das Abendessen umgezogen, als er das Esszimmer betrat und die Vorbereitungen in Augenschein nahm.
    »Sandra, du hast das richtige Porzellan für die Gäste des heutigen Abends ausgewählt.«
    Sein Kompliment entlockte ihr ein Lächeln, wenn auch eher gequält.
    »Aber, William, auf einigen dieser Gläser sind Fingerabdrücke. «
    Augenblicklich nahm der Butler die Gläser, auf die ihn sein Herr hingewiesen hatte, vom Tisch.
    Zu beiden Seiten des Kandelabers standen Arrangements aus crèmefarbenen Rosen, zu denen Victor sagte: »Christine, zu viel Grünzeug. Dünne einen Teil davon aus, um die Blüten besser zur Geltung zu bringen.«
    »Ich habe die Rosen nicht arrangiert, Sir«, sagte sie und schien bestürzt zu sein, weil sie ihm jetzt enthüllen musste, dass seine Frau sich der Rosen angenommen hatte. »Mrs
Helios wollte sich lieber selbst darum kümmern. Sie hat ein Buch über Blumenarrangements gelesen.«
    Victor wusste, dass die Hausangestellten Erika mochten und die bange Hoffnung hegten, dass sie sich gut machen würde.
    Er seufzte. »Arrangiere sie trotzdem neu, aber sag‘ meiner Frau nichts davon.« Wehmütig zog er eine der weißen Rosen heraus und drehte sie langsam zwischen Daumen und Zeigefinger. Er schnupperte daran, und ihm fiel auf, dass einige der Blütenblätter bereits erste Anzeichen ihres Welkens erkennen ließen. »Sie ist so … jung. Sie wird es schon noch lernen.«
     
    Als die Stunde nahte, begab sich Victor in die Suite von ehelichen Schlafgemächern, um herauszufinden, was Erika aufgehalten hatte.
    Er fand sie im Ankleidezimmer vor ihrem Spiegel. Ihr schulterlanges bronzefarbenes Haar schimmerte wie Seide. Die erlesene Form und die ungemeine Zartheit ihrer nackten Schultern erregten ihn.
    Bedauerlicherweise begeisterte sie sich allzu sehr für die Wirkung von Schminke.
    »Perfektion

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