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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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darfst.«
    Michael seufzte. »Das hat alles nichts damit zu tun, ob du fahrtüchtig bist oder nicht.«
    »Ich bin nicht nur fahrtüchtig«, sagte Carson, »ich bin das Geschenk Gottes an die Highways von Louisiana.«
    »Ich kann dich nicht ausstehen, wenn du so bist.«
    »Ich bin, wie ich bin.«
    »Ich kann dir sagen, was du bist: Du bist stur.«
    »Kuck mal, wer da spricht – ein Typ, der niemals akzeptieren wird, dass eine Frau besser fahren kann als er.«

    »Das ist keine Geschlechterfrage, und das weißt du selbst.«
    »Ich bin eine Frau. Du bist ein Mann. Also ist es eine Geschlechterfrage. «
    »Es ist eine Frage von Beklopptheit«, sagte er. »Du bist bekloppt, ich nicht, also sollte ich fahren. Carson, du brauchst wirklich dringend Schlaf.«
    »Ich kann schlafen, wenn ich tot bin.«
    Heute standen etliche Gespräche mit Freunden von Elizabeth Lavenza an, der Wasserleiche ohne Hände, die in der Lagune gelegen hatte. Nach dem zweiten dieser Gespräche, das in der Buchhandlung stattfand, in der die Lavenza gearbeitet hatte, musste Carson zugeben, dass ihr Schlafdefizit ihre Fähigkeiten als Ermittlerin schmälerte.
    Auf dem Rückweg zur Limousine sagte sie: »Okay, ich muss mich wirklich in die Falle hauen, aber was wirst du tun?«
    »Nach Hause gehen und mir Stirb langsam anschauen.«
    »Den hast du doch schon mindestens fünfzigmal gesehen. «
    »Er wird jedes Mal besser. Wie Hamlet . Gib mir die Wagenschlüssel. «
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich fahre dich nach Hause.«
    »Du wirst mich frontal in einen Brückenpfeiler fahren.«
    »Wenn du es unbedingt so haben willst«, sagte sie und setzte sich hinter das Steuer.
    Vom Beifahrersitz aus sagte er: »Weißt du, was du bist?«
    »Ein Geschenk Gottes an die Highways von Louisiana?«
    »Nein, was du außerdem noch bist. Du bist ein Kontrollfreak. «
    »Das ist nichts weiter als die Bezeichnung von Schlaffis für jemanden, der hart arbeitet und Wert darauf legt, das, was er tut, richtig zu tun.«
    »Dann bin ich jetzt also ein Schlaffi?«, fragte er.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich teile dir lediglich in einer
freundlichen Form mit, dass du das Vokabular von Schlaffis benutzt.«
    »Fahr nicht so schnell.«
    Carson beschleunigte. »Wie oft hat dich deine Mutter ermahnt, mit einer Schere in der Hand nicht zu rennen?«
    »Etwa siebenhunderttausendmal«, sagte er. »Aber das heißt noch lange nicht, dass du fahrtüchtig bist.«
    »Mein Gott, du bist gnadenlos.«
    »Du bist unverbesserlich.«
    »Wo hast du denn das Wort her? So raffiniert ist der Dialog in Stirb langsam doch gar nicht.«
    Als Carson vor Michaels Wohnblock am Straßenrand anhielt, zögerte er, bevor er ausstieg. »Mir passt nicht, dass du jetzt noch allein nach Hause fährst.«
    »Ich bin wie ein altes Zugpferd. Der Weg ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.«
    »Wenn du den Wagen ziehen würdest, würde ich mir keine Sorgen machen, aber du wirst ihn stattdessen mit Warp-Antrieb steuern.«
    »Ich habe eine Pistole, aber die bereitet dir keine Sorgen. «
    »Schon gut, schon gut. Fahr los. Hau ab. Aber wenn du einen langsamen Fahrer vor dir hast, dann erschieße ihn nicht gleich.«
    Als sie losfuhr, sah sie im Rückspiegel, dass er sie besorgt im Auge behielt.
    Die Frage war nicht, ob sie sich in Michael Maddison verliebt hatte. Die Frage war, wie tief, wie rettungslos?
    Das sollte nicht heißen, dass die Liebe ein sumpfiger Morast war, dem man entrissen werden musste wie ein Schwimmer der wüsten Brandung, wie ein Süchtiger seiner Sucht. Sie war voll und ganz für die Liebe. Sie war nur noch nicht reif für die Liebe.
    Sie hatte ihre Karriere. Sie hatte Arnie. Sie hatte Fragen,
die den Tod ihrer Eltern betrafen. In ihrem Leben war im Moment kein Platz für Leidenschaft.
    Vielleicht würde sie mit fünfunddreißig reif für die Liebe sein. Oder mit vierzig. Mit vierundneunzig. Aber nicht jetzt.
    Außerdem würden, wenn sie mit Michael ins Bett ging, die Polizeivorschriften erforderlich machen, dass jeder von beiden sich mit einem neuen Partner zusammentat.
    Es gab nicht gerade viele Detectives bei der Mordkommission, die sie leiden konnte. Es war anzunehmen, dass man ihr dann einen Blödmann zuteilte. Und überhaupt hatte sie im Moment weder die Zeit noch die Geduld, sich einen neuen Partner hinzubiegen.
    Nicht etwa, dass sie die Vorschriften immer befolgte. Sonst nahm sie es doch auch nicht so genau damit.
    Aber die Vorschrift, die es verbot, dass Bullen miteinander pennten und dann gemeinsam

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