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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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durch ein Geräusch aufgeschreckt.
    Durch das leise Surren der Klimaanlage schnitt sich das durchdringende Quietschen einer Bodendiele. Eine weitere Diele ächzte. Jemand bewegte sich verstohlen durch ihr Schlafzimmer.
    Sie war auf dem Rücken aufgewacht, nass geschwitzt auf ihrer Bettdecke und in exakt der Haltung, in der sie ins Bett gefallen war. Sie ahnte, dass jemand über sie gebeugt war.

    Im ersten Moment konnte sie sich nicht daran erinnern, wo sie ihre Dienstpistole abgelegt hatte. Dann begriff sie, dass sie immer noch Straßenkleidung trug, Schuhe und sogar ihr Schulterhalfter. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie bewaffnet eingeschlafen.
    Sie ließ eine Hand unter ihre Jacke gleiten und zog die Pistole.
    Obwohl Arnie bisher noch nie im Dunkeln in ihr Zimmer gekommen war und obwohl sein Verhalten vorhersagbar war, könnte er es sein.
    Als sie sich langsam aufsetzte und mit der linken Hand nach der Nachttischlampe tastete, ächzten die Bettfedern leise.
    Bodendielen quietschten, vielleicht deshalb, weil der Eindringling auf das Geräusch reagierte, das sie erzeugt hatte. Und quietschten wieder.
    Ihre Finger fanden die Lampe, dann den Schalter. Licht.
    Im ersten Licht sah sie niemanden. Sie nahm jedoch augenblicklich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, obwohl sie sie nicht wirklich sehen konnte.
    Als sie den Kopf umdrehte und die Pistole mit sich herumschwenkte, entdeckte sie niemanden.
    Vor einem Fenster bauschten sich die Gardinen. Im ersten Moment schrieb sie diese Bewegung der Klimaanlage zu. Dann ließ das Wogen nach. Die Gardinen hingen schlaff und regungslos da. Als hätte sie jemand beim Verlassen des Zimmers gestreift.
    Carson stand aus dem Bett auf und durchquerte das Zimmer. Als sie die Vorhänge zur Seite zog, fand sie das Fenster geschlossen vor. Und verriegelt.
    Vielleicht war sie doch nicht so schlagartig aufgewacht, wie sie geglaubt hatte. Vielleicht hatte ihr der Schlaf noch angehaftet. Und der Traum. Vielleicht.
Carson stellte sich unter die Dusche, zog sich um und fühlte sich frisch, aber konfus. Da sie den Nachmittag verschlafen hatte, war es Abend, als sie aufstand, und ihre innere Uhr war so verwirrt, dass sie nichts Rechtes mit sich anzufangen wusste.
    In der Küche fand sie eine Schüssel Geflügelsalat mit Curry und bediente sich. Mit ihrem Schälchen und einer Gabel in der Hand machte sie sich auf den Weg zu Arnies Zimmer und aß im Gehen.
    Die Türme der prachtvollen Burg, die eines König Artus würdig gewesen wäre, schienen in die Höhe gewachsen zu sein.
    Arnie arbeitete ausnahmsweise nicht an seiner Zitadelle. Stattdessen saß er da und starrte einen Penny an, den er mit dem Zeigefinger auf seinem Daumennagel balancierte.
    »Was ist los, Schätzchen?«, fragte sie, obwohl sie keine Antwort erwartete.
    Ihre Erwartung wurde erfüllt, doch er schnippte den Penny in die Luft. Das Kupfer funkelte hell, während die Münze sich drehte.
    Mit schnelleren Reflexen als denen, die er sonst an den Tag legte, griff der Junge die Münze aus der Luft und hielt sie mit der rechten Faust fest umschlossen.
    Carson hatte ihn noch nie etwas Ähnliches tun sehen. Sie sah ihm verwundert zu.
    Eine halbe Minute verging, während Arnie seine geschlossene Faust anstarrte. Dann öffnete er sie und runzelte enttäuscht die Stirn, als er sah, dass der Penny noch auf seiner Handfläche schimmerte.
    Als der Junge die Münze wieder in die Luft warf und sie noch einmal mitten aus der Luft griff, bemerkte Carson einen Stapel glänzender Pennies auf der Zugbrücke der Burg.
    Arnie machte sich von Geld keinen Begriff und hatte auch keine Verwendung dafür.

    »Woher hast du diese Pennies, Liebling?«
    Arnie öffnete die Hand, sah den Penny und runzelte erneut die Stirn. Er warf ihn wieder in die Luft. Eine neue Besessenheit schien von ihm Besitz ergriffen zu haben.
    Vicky Chou sah vom Flur aus durch die offene Tür hinein. »Wie ist der Geflügelsalat?«
    »Phantastisch. Du lässt dir jeden Tag etwas Neues einfallen, um mir ein Gefühl von Unzulänglichkeit zu geben.«
    Vicky holte zu einer abwehrenden Geste aus. »Wir haben eben alle unsere speziellen Begabungen. Ich könnte nicht halb so gut wie du jemanden erschießen.«
    »Wenn du dafür mal Verwendung hast, weißt du ja, wo du mich finden kannst.«
    »Woher hat Arnie diese Pennies?«, fragte Vicky.
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen.«
    Nachdem er den Penny wieder in die Luft geworfen, ihn gefangen und ihn auf seiner Handfläche gefunden hatte,

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