Das Gespinst des Bösen
Madog?»
«Hat das Jahr nicht überlebt», sagte Roxanne. «Kam eines Abends aus einem der Pubs – der
Sonne
oder dem
Globus
, eins von beiden –, sagte, es ginge ihm nicht so gut, und brach zusammen, mausetot, am Straßenrand.» Roxanne trank einen Schluck Kaffee und schüttelte sich. «Was für ein Ort das hier ist.»
47 Eine grobe Säge
Es war ein ganzer Sommer vergangen, seit Merrily ihn zuletzt gesehen hatte. Sein Haar war immer noch lang und zerzaust, aber inzwischen von einem mehr gelblichen Weiß, wie alte Knochen, und sein Priesterkragen war ausgeblichen.
Ihm gefällt die Wirkung, die er auf andere hat, dachte sie, eine Hand am Wasserkocher, die andere am Hahn. Diese Mischung aus altem Hippie und viktorianischem Gelehrten. Sein Image ist ihm vollkommen bewusst.
Sie war erst wenige Minuten zuvor aus Garway gekommen, als er schweren Schrittes hereinkam, mit einer Kiste unter dem Arm, Merrily mit erhobener Hand grüßte und Mrs. Morningwood zunickte, bevor er sich einen Stuhl heranzog und Papiere und Bücher auf dem Refektoriumstisch ausbreitete, als würde er Spielkarten verteilen.
«Ich dachte, Sie kommen erst nachmittags.»
«Muss um zwei jemanden treffen. Danach bin ich womöglich etwas geschafft, Merrily. War gestern Abend zu lange auf, dank Ihnen.»
«Sorry.»
«Nimmt keine Rücksicht, diese junge Frau. Lassen wir das. Setzen Sie sich. Lesen Sie das hier.»
«Das ist Huw Owen. Mrs Morningwood, Huw.»
«Ach ja?»
Huw sah sie über seine Lesebrille hinweg an. Mrs. Morningwood trug schwarze Jeans und einen weiten Army-Pullover mit Schulterpolstern. Ihre Wunden sahen aus wie Kriegsverletzungen und eher noch schlimmer als am Abend zuvor. Ein Auge war halb zugeschwollen und tränte; sie wischte es mit einem Taschentuch trocken und setzte ihre Sonnenbrille auf.
«Mit tut die Schulter weh», sagte Huw. «Können Sie da was machen?»
«Massage, Mr. Owen?»
«Ich dachte eher an was aus einem Kräutertopf.»
«Das lässt sich machen.»
Draußen hatte es angefangen zu regnen. Merrily griff nach den Papieren, mit denen Huw vor ihr herumwedelte, und sah ein Malteserkreuz, ehe er sie ihr wieder entriss.
«Ich werd Ihnen ein bisschen Zeit und Blödsinn ersparen.» Er legte ein paar Blätter zur Seite und tippte mit dem Finger auf einen Absatz. «Fangen Sie hier an.»
«Was ist das?»
«Es geht darum, wie man Tempelritter wird», sagte Huw.
«Heute oder damals?»
«Für Sie niemals. Das ist eine Männersache.»
Wer kommt da?,
las Merrily.
Antwort:
Ein Pilger auf Reisen, der von einem Lager der Tempelritter gehört hat, kommt mit der Hoffnung, aufgenommen zu werden.
«Ist das eine Grundschularbeit, Huw?»
«Sparen Sie sich den Sarkasmus. Lesen Sie das, was ich angestrichen habe.»
Merrily setzte sich. Unter der Überschrift Obliegenheiten las sie, dass dem Pilger sein Stab und sein Kreuz im Austausch gegen ein Schwert genommen wurden, das der Großkomtur ihm in die Hand gab.
Woraufhin er zu schwören habe, dass er niemals wissentlich das Blut eines Tempelbruders vergießen, sondern für seine Sache eintreten werde, da er um ihre Rechtschaffenheit wisse. Und wenn er darin fehle …
«Oje.»
… Möge mein Schädel mit einer groben Säge zerteilt, mein Gehirn herausgenommen, auf einen Teller gelegt und von der sengenden Sonne verbrannt werden, und mein Schädel ebenso, im Gedenken an den heiligen Johannes von Jerusalem, diesen ersten treuen Kämpfer und Märtyrer unseres Herrn und Erlösers. Sollte ich jemals mutwillig von diesen meinen hier beeideten Obliegenheiten abweichen, möge mein Lebenslicht ausgelöscht werden, so wie das von Judas Ischariot, als er seinen Herrn und Meister verriet.
Merrily seufzte und legte das Blatt nieder.
«Freimaurer.»
«Der Freimaurerische Orden der Tempelritter», sagte Huw. «Aber keine Angst. Es sind nur Christen zugelassen.»
«Das ist gut zu wissen.»
«So lauten die Regeln, junge Frau.»
«Wenn einem der Schädel zersägt und das Gehirn gegrillt wird, ist es natürlich besser, wenn es ein guter Christ besorgt, sage ich immer.» Merrily stützte die Ellbogen auf den Tisch und ließ ihr Kinn in die Hände fallen. «Huw, ich bin jetzt schon müde. Das ist ein großes Thema, ich bin eine kleine Frau. Ich weiß nichts über die Freimaurer.»
«Deshalb bin ich hergekommen, junge Frau. Ich bin ein Mann, und ich weiß einiges darüber.»
«Was?» Sie sah auf. «Heißt das …?»
«Nein. Nicht, dass ich nicht gefragt worden wäre. Zwei Mal
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