Das Gespinst des Bösen
Dobbs und weiter zurückgegangen. Sie waren noch gar nicht dort?»
Merrily schüttelte den Kopf. Sie war direkt nach Hereford gefahren, nachdem sie den Volvo aus Monkland geholt hatte. Sophie brachte noch mehr Ausdrucke.
«Ich habe in der Datenbank der Denkmalbehörde nach dem Meisterhaus gesucht. Dort steht, es stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert. Aber normalerweise gehen die auf Nummer sicher, es kann also auch älter sein.»
«Wenn es auf die Zeit zurückgeht, in der die Tempelritter Garway belagert haben, was Felix Barlow vermutet, dann wäre es aus dem dreizehnten Jahrhundert … oder vielleicht aus dem sehr frühen vierzehnten. Ich glaube, damals wurde der Orden gerade aufgegeben, oder?»
«Der Orden wurde offiziell – und ziemlich brutal – 1307 aufgelöst. In Frankreich jedenfalls. Kaum zwei Jahrhunderte nachdem er gegründet worden war. In England haben die Tempelritter ein bisschen länger überlebt, aber sie waren nicht mehr als Orden zusammengeschlossen.»
«Und könnten sie auf irgendeine Art mit dem Meisterhaus in Verbindung stehen? Die Anführer der Tempelritter wurden doch Meister genannt?»
«Möglicherweise. In Friedenszeiten scheinen sie sich verhalten zu haben wie jede andere mönchische Gemeinschaft – haben das Land bestellt, Einheimische beschäftigt. Da das Haus immer noch zu einem Bauernhof gehört, habe ich eine Bekannte in der örtlichen Zweigstelle des Bauernverbandes angerufen. Das Haus scheint
ziemlich
lange – mehrere Generationen lang – der Familie Gwilym gehört zu haben, die zu beiden Seiten der walisischen Grenze über Land verfügt.»
«Nie gehört. Sollte ich?»
«Sehr alteingesessen. Und inzwischen sehr wohlhabend, die machen auch hier in der Stadt Geschäfte. Sie hatten wohl Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts finanzielle Schwierigkeiten und mussten das Meisterhaus und einen großen Teil des Landbesitzes verkaufen. Es ging an eine Familie Newton, die über fünfzig Jahre dort gelebt hat. Die sind dann – schätzungsweise – in den späten sechziger Jahren ausgezogen.»
«Und warum sind
sie
ausgezogen?»
«Es war nichts, was für Sie von Interesse wäre. Instandhaltungs- und Heizkosten. Sie waren nicht durch Familientradition an das Haus gebunden. Haben dann einen anderen Hof in der Nähe gekauft, mit einem moderneren Haus. Das Meisterhaus wurde anschließend verschiedentlich vermietet. Als Reitstall, an eine Kommune von fanatischen Selbstversorgern in den Siebzigern.»
«Und diese Newtons haben es dann an das Herzogtum verkauft?»
«Die Grays, so heißen sie inzwischen. Die älteste Tochter hat in eine Familie namens Gray eingeheiratet. Sie scheinen es zusammen mit ungefähr fünfunddreißig Hektar Land ans Herzogtum verkauft zu haben. Während der Maul- und Klauenseuche 2001 lief es sehr schlecht, da haben sie wohl den Mut verloren. Wann fahren Sie hin?»
«Hab ich noch nicht entschieden. Wahrscheinlich morgen. Ich hatte gehofft, Felix und Fuchsia überzeugen zu können mitzukommen – es scheint mir nicht besonders sinnvoll, allein hinzufahren. Ich kann eine Haussegnung vornehmen und Gebete sprechen, aber wer soll feststellen, ob das irgendwas bewirkt hat, wenn niemand dort lebt oder arbeitet?»
«Sie fahren also morgen und bleiben ein paar Tage?»
«Ich fahre für einen halben Tag hin, sehe mich ein bisschen um, spreche mit ein paar Einheimischen und komme dann wieder, um darüber nachzudenken.»
«Der Bischof hat darauf bestanden», sagte Sophie, «dass Sie so viel Zeit dafür aufwenden wie nötig, um der Sache vollständig auf den Grund zu gehen. Ich soll Pfarrer Murray in Garway anrufen und Ihnen ein Zimmer in dem Gästehaus reservieren, das seine Frau führt. Und, nein, ich verstehe das auch nicht.»
«Könnten Sie ihn da nicht ein bisschen bremsen? Also, ehrlich …» Merrily goss Tee nach. «… ich kann mir nicht vorstellen, dass Bernie Dunmore dem Herzogtum so tief – Entschuldigung – in den Arsch kriecht. Vielleicht sollte ich selbst mit ihm reden.»
«Er ist in London, tut mir leid, bis Dienstag. Im Oberhaus.»
«Das war klar, oder? Er ist in London. Also haben wir noch drei Tage. Wenn Sie ein bisschen was von diesen Ausdrucken kopieren, können wir ihm einen umfangreichen, sorgfältigen Bericht präsentieren, mit dem er dann den Leuten vom Herzogtum vor der Nase rumwedeln kann und dem Prinz von Wales und dem Erzbischof von – Sind Sie
sicher
, dass er das mit Canterbury besprochen hat?»
«Ich bin seine persönliche
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