Das Gespinst des Bösen
Sekretärin, Merrily. Ich sollte so etwas eigentlich vertraulich behandeln.»
«Was haben Sie denn selbst für ein Gefühl?»
Sophie sah auf ihren Schreibtisch hinunter. Sophie Hill, die
für die Kathedrale arbeitete
. Der Verkehr auf der Broad Street machte eine Pause.
«Hmm.» Merrily nickte. «Sie haben vermutlich recht. Die Kirche hat sich immer auf die Verschwiegenheit ihrer Mitarbeiter verlassen. Keine Fragen stellen, die nur Unruhe stiften.»
Sophie sah auf und ließ ihre Brille an der Kette auf die Brust fallen. Merrily mied ihren Blick.
«Ich glaube», sagte Sophie sehr leise, «dass eine Menge davon abhängen könnte, was der Prinz von Wales darüber weiß.»
«Ach?»
«Schließlich ist er dafür bekannt, Interesse an diesen Themen zu haben.»
«An diesen Themen?»
«Sie wissen schon.»
«Na, er hat öffentlich über spirituelle Heilung gesprochen, über ökologische Landwirtschaft, Beziehungen zur Landschaft … und zu Pflanzen. Wenn Sie das meinen.»
«Ich glaube, Sie werden noch feststellen, dass das hier weiter geht», sagte Sophie.
Merrily stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und sah die Steintreppe hinunter.
«Wahrscheinlich ist es noch nicht so weit, das hier Wanzen angebracht wurden, Sophie. Wir sind allein.» Sie schloss die Tür und setzte sich wieder. «Also, worum geht es?»
7 Das nackte Kreuz
Die Türme der beiden Kirchen im Stadtzentrum, St. Peter’s and All Saints, waren in Hereford sehr viel besser zu sehen als der Turm der Kathedrale, der sich in einer Ecke am Flussufer befand, alles andere als zentral.
Er versteckte sich nicht gerade, er stellte sich nur nicht zur Schau.
Er hatte keine Geheimnisse, im eigentlichen Sinn, er ging ihnen nur nicht aus dem Weg …
Wie Sophie.
«Es hat mit Ihrem verstorbenen Vorgänger zu tun», sagte Sophie.
«Mit Dobbs?»
Man konnte ihn förmlich schweigend in der Ecke stehen sehen, mit einem Gesicht wie eine zerklüftete Felswand. Der Mann, der es abgelehnt hatte, sich Berater für spirituelle Grenzfragen nennen zu lassen. Der, bis zu seinem letzten Zusammenbruch in der Kathedrale, der
Diözesanexorzist von Hereford
gewesen war. Kanonikus Thomas Dobbs, der Merrily nicht einmal seine Haustür geöffnet, ihr aber einen Brief hinterlassen hatte, in dem er ihr kurz und knapp übermittelte, was er davon hielt, durch eine Frau ersetzt zu werden.
Der erste Exorzist war Jesus Christus.
Interessant, wie schnell sich die Situation seitdem verändert hatte. Erst Merrily, dann Siân Callaghan-Clarke, Kanonikerin dieser Kathedrale, die sich selbst zur Koordinatorin für spirituelle Grenzfragen ernannt und die Absicht gehabt hatte, den Bereich geschickt zu säkularisieren. Es hatte nicht funktioniert, und jetzt konzentrierte sich Siân angeblich auf die bevorstehende Vakanz des Erzdiakonats.
«Als ich nach dem Tod von Kanonikus Dobbs seine Akten geordnet habe», sagte Sophie, «bin ich auf einen Ablagekasten mit Zeitungsausschnitten gestoßen – ich habe Sie damals nicht damit belästigt – es schien mir nicht relevant, und Sie hatten genügend andere Probleme. Aber er hatte eine beträchtliche Sammlung von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln über den Prinzen von Wales.»
«Dobbs?»
Merrily ließ sich in ihrem Stuhl nach hinten fallen. «Dobbs hat Geschichten über Prinz Charles gesammelt?»
«Ich meine keine Fotostrecken aus Klatschmagazinen. Diese Artikel nahmen alle Bezug auf das spirituelle Leben des Prinzen. Aus irgendeinem Grund habe ich sie in einem Lagerraum im Kloster aufbewahrt.»
«Warum sollte Dobbs gerade an Charles Interesse haben? Ich meine, das war doch vermutlich, bevor sich das Herzogtum in Herefordshire engagiert hat?»
«Mit Sicherheit, bevor sie Guys Besitz der Versicherung abgekauft haben.»
«Besteht irgendeine Möglichkeit, dass Dobbs ihn persönlich kannte?»
«Ich weiß es nicht. Und ich habe keinen Grund, das anzunehmen. Ich meine, es
könnte
natürlich sein … ich weiß auch nicht, Merrily, es ist mir jetzt nur wieder eingefallen …»
«Kann ich die Artikel sehen?»
«Ich habe sie mitgebracht. Sie können sie mitnehmen, wenn Sie gehen.»
An diesem Abend rief Merrily Huw Owen an, der das Ganze unerwartet ernst nahm. «Hören Sie», sagte er, «Sie dürfen diesen Mistkerlen nie trauen. Nie. Keinem von denen. Nicht in diesem Stadium.»
Merrily hielt den Hörer zu, streckte den Fuß aus und stieß die Tür des Spülküchenbüros so an, dass sie zufiel. Jane war deprimiert und hörte im Wohnzimmer
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