Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Sorry.»
    Dann wurde die Formel wiederholt. Zwei Mal.
    Diesmal fast völlige Stille. Ein dumpfes Geräusch, als wäre das Band bearbeitet worden. Dann zwei Stimmen, von denen eine rief:
«Oh mein –!»
    Unterbrochen von der zweiten, lauteren, triumphierenden.
    «Willkommen. Du wurdest im Namen dessen gerufen, der Himmel und Erde und Hölle geschaffen hat. Ich verpflichte dich hiermit, in den Grenzen des Dreiecks zu bleiben, solange ich dich benötige, und nicht zu gehen, ohne die Erlaubnis dazu zu haben, und nicht, ohne die Fragen beantwortet zu haben, die ich dir stellen werde.
    Das, was auf Anweisung des Großmeisters und Großpräzeptors von ganz England, Jacques de Molay, hergebracht wurde, um vor all jenen verborgen zu werden, die es entwenden würden … wenn es noch da ist, befehle ich dir, mir seinen wahren Ort zu verraten, und wenn es nicht hier ist, befehle ich dir, mich darüber zu informieren.»
    Weitere Anrufungen der geheimen Namen Gottes. Die Fragen wurden wiederholt. Keine Hinweise darauf, was für verborgene Dinge sie zu finden hofften. So ging es weitere zehn Minuten weiter, mit dumpfen Geräuschen dazwischen, die darauf hinwiesen, dass das Band gekürzt worden war. Schließlich wurde das, was da willkommen geheißen worden war, förmlich entlassen, und die CD war zu Ende.
    «Das Problem mit magischen Ritualen», sagte Merrily, «ist, dass sie unglaublich langweilig sein können. Diese Sprache, die sie benutzen … gestelzt, pompös. Eine Nachäffung der Liturgie.»
    «Aber sehr entschlossen», sagte Lol. «Sehr exakt, auf das konzentriert, was sie wollen, alle anderen Wege werden sozusagen dichtgemacht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Nichts als Schall und Rauch, oder was?»
    «Dieser ehemalige katholische Priester Eliphas Levi – ein großer Bewunderer der Tempelritter – hat behauptet, für den Schriftsteller Bulwer-Lytton einen Geist heraufbeschworen zu haben. Er hat zugegeben, dass er nicht ganz sicher war, was es genau war, aber angeblich hat er die Gestalt eines Mannes gesehen. Er hat ihm die zuvor besprochenen Fragen gestellt und dann die Antworten bekommen, in seinem Kopf.»
    «Keine tiefe, sonore Stimme, die durch den Tempel dröhnte?»
    «Im Kopf, besser geht’s normalerweise nicht, wie es scheint», sagte Merrily.
    «Und wen wollten die hier heraufbeschwören?»
    «Keine Ahnung. Wenn man den Schlüssel Salomons und all diese magischen Texte durchgeht, findet man eine ganze Auswahl von Geistern – komische Namen, die nach biblischen Wurzeln klingen –, die für die Orden bestimmte Funktionen erfüllen. Und einen verborgenen Schatz zu finden ist besonders beliebt.»
    «Die Aufnahme ist ziemlich gekürzt worden.»
    «Weil so was ewig dauert», sagte Merrily. «Aber so können auch entscheidende Fakten verheimlicht werden. Zum Beispiel, worum es ihnen genau ging oder mit wem sie reden wollten. Oder was dabei rausgekommen ist … falls was dabei rausgekommen ist. Das sind einfach reiche Jugendliche, die ein bisschen herumkaspern und versuchen, sich gegenseitig Angst einzujagen. So nach dem Motto, Hey, jetzt haben wir alle Drogen und bizarren Sexspielchen durch, wollen wir es nicht mal mit den anderen Sphären der Existenz ausprobieren? Entscheidend ist: Warum wollte Hayter, dass wir es uns anhören?»
    «Als Zeichen seiner Vertrauenswürdigkeit? Er hat gesagt, wenn er eins der Bänder fände, würde er es mich wissen lassen. Ich dachte, das sagt er nur, um meine Telefonnummer zu kriegen. Für die er ja kurz darauf gute Verwendung gefunden hat.»
    «Aber warum sagt er uns
überhaupt
was? Er muss mit der CD entweder direkt zur Bank gerannt sein, oder er hatte sie vorher schon dort deponiert, damit sie jemand anderes abholt. Er hätte dir kein Geld bieten müssen – du hättest keine Chance gehabt, ihm das mit der Boswell nachzuweisen.»
    Lol nahm die CD aus dem Player und steckte sie wieder in die Plastikhülle.
    «Na ja, er will offensichtlich nicht, dass wir das Thema fallenlassen, oder? Er versucht nur, uns von
ihm
abzubringen. Sich selbst hat er ja mehr oder weniger rausgelöscht. Das Mädchen … könnte das Mary sein?»
    «Vielleicht spiele ich es mal Mrs. Morningwood vor. Allerdings ist Sycharth nicht dabei. Was ist denn mit dieser großen Szene, wo er Walisisch spricht?»
    «Dabei war es doch Hayter selbst, der mir von Gwilym erzählt hat. Ohne seinen Namen zu erwähnen.»
    «Das war aber vermutlich, bevor er wieder mit ihm gesprochen hat», sagte Merrily.

Weitere Kostenlose Bücher