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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ihren eigenen Herzschlag und die Schritte auf den steinernen Stufen, und es war keine Zeit mehr zu beten, ehe er am Fuß der Treppe stand, in der Hand eine Sturmlampe, deren kleine, blasse Flamme die roten Flecken auf seinem Chorhemd anleuchtete.
     
    «Zwei Seelen, ein Gedanke, hm?», sagte Teddy.
    Er stellte die Sturmlampe auf den Boden.
    «Gott!» Sie legte die Hand auf die Brust und spürte den Rand des Brustkreuzes. «Du meine Güte, Teddy, Sie haben mich zu Tode erschreckt.»
    Er sagte nichts, stand einfach bloß da. Er wirkte … onkelhaft, mit seinem weißen Bart, den großen Zähnen, einem Kopf wie ein braunes Ei. Wanderstiefel.
    «Ich war gerade …» Merrily setzte ein reuiges Lächeln auf. «Ich war gerade im
Ridge
, um meine Sachen abzuholen.»
    «Oh,
Merrily
 … ich hab die Sachen vor ein paar Stunden bei Ihnen vorbeigebracht.»
    «Ja, ich weiß. Murphy’s Law, Teddy.»
    «Hat Ihre Tochter es Ihnen nicht gesagt?»
    «Nein, Beverley hat es mir gesagt. Ich meine, gerade eben. Jane habe ich seit dem Frühstück nicht mehr gesehen – ich war in Hereford. Danke. Aber, ich meine, Sie hätten sich nicht die Mühe machen müssen.»
    «Kein Problem, ich war sowieso in der Nähe. Mehr oder weniger.»
    «Jedenfalls … Nachdem ich nun mal hier war, dachte ich, wir könnten ein paar Dinge klären, aber Beverley sagte, sie wüsste nicht, wo Sie hin sind, also dachte ich, ich …»
    «Da dachten Sie, Sie fahren stattdessen hier vorbei und bereiten Ihre Totenmesse vor?»
    «Hm … ja. Das ist immer gut, nicht? Es gibt immer etwas, an das man besser vorher gedacht hätte, zum Beispiel … an einen Altar. Wie oft gibt es bei solchen Gelegenheiten nichts, was man als Altar verwenden kann, deshalb habe ich an diesen Klapp-»
    Ich rede zu schnell.
    «Na ja, Sie kennen das ja.»
    «Ja», sagte Teddy. «Und ich finde es sehr tapfer von Ihnen, ganz allein an so einen Ort zu kommen, im Dunkeln. Ich dachte allerdings, Sie – oder vielmehr der Bischof – hätten die ganze Sache abgeblasen.»
    Mist.
    «Na ja …» Merrily starrte in die Lampe. «Ich fand, ich sollte zur Abwechslung mal für meinen Standpunkt einstehen, deshalb bin ich heute zum Bischof gegangen und habe ihn davon überzeugt, dass ich es machen sollte. Ich hielt es für wichtig, etwas … zu tun. Dieses Haus von all den Gerüchten und schlechten Gefühlen zu reinigen.»
    «Schön für Sie, Merrily!», sagte Teddy.
    «Ich dachte natürlich, ich hätte etwas mehr Zeit für die Vorbereitungen, weil es ja erst Samstag stattfinden sollte, aber dann sagte Beverley, Ihr Gedenkgottesdienst wäre morgen, und ich wollte es mit dieser ganzen Tempelrittergeschichte …»
    «Wissen Sie, ich will nicht, dass dieser Gottesdienst zu einem Zirkus ausartet, Merrily. Die ganzen Verrückten, die plötzlich auftauchen, sobald es um die Templer geht. Deshalb bin ich jetzt hier im Haus.»
    «Ich kann Ihnen nicht folgen.»
    «Jemand aus dem Dorf hat mir erzählt, dass bei der Kirche und dem Meisterhaus Leute mit Metalldetektoren gesehen worden sind. Schatzjäger, wissen Sie? Das kommt ständig vor, und die richten eine Menge Schaden an, aber … na ja, in diesem Ausmaß hatten wir es noch nicht.»
    «Hier drin?»
    «Wenn Sie mit nach oben kommen, zeige ich es Ihnen. Ganz schöne Sauerei.»
    «Oh.»
    «Deshalb trage ich das hier.» Teddy zupfte an seinem Chorhemd. «Das ist ein altes, ich hab’s immer im Land Rover, als eine Art Overall. Um meine Kleidung zu schützen.»
    «Oh … ja. Ich hatte mich schon gewundert.»
    Merrily sah jetzt, dass die roten Flecken kein Blut waren, sondern Gesteinsstaub. Erstaunlich, wie viele Geistliche ihre alten Gewänder recycelten.
    Er strahlte Merrily an und deutete mit einer Hand auf die Treppe.
    «Ist wirklich interessant. Es gibt ein … ich hatte natürlich schon davon gehört, aber es ist vor mehr als fünfzig Jahren von den Newtons zugemauert worden. Ein Priesterloch, Merrily.»
    «Oh.»
    «Nach der Reformation waren ziemlich viele Papisten hier, die verfolgt wurden. Jedenfalls ist Folgendes passiert: Ich habe zwei Kerle gesehen, die aus Richtung Kirche kamen, kurz bevor es dunkel wurde, ich habe gerufen … und sie sind natürlich abgehauen. Dann wollte ich nachsehen, ob hier alles in Ordnung ist, und die Tür stand offen, überall war Staub. Sie haben oben den Boden aufgerissen, die Steine rausgebrochen und die Höhlung freigelegt.»
    «Sie ist in der Wand?»
    «Hinter dem Kamin. Kommen Sie.»
    Teddy trat einen Schritt von

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