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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schmächtig. Noch vor wenigen Jahren. Jetzt hatte er hier und da graue Haare und etwas leicht Bedauerndes an sich. Vielleicht wegen der verschwendeten Jahre in seinem Leben. Und da war immer noch Sorge in seinem Blick. Nicht so sehr um seine Karriere als vielmehr Sorge, Mom zu verlieren. Und Unsicherheit darüber, wie man mit einer Pfarrerin umgehen sollte.
    «Er hat gesagt, er hätte bestimmt zwanzig Mal angerufen», sagte Lol. «Er klang ziemlich aufgebracht. Er glaubt, also … er glaubt, du hättest eine Affäre mit einem verheirateten Mann.»
    «Coops.»
    «Um den wird’s wohl gehen, ja.»
    «Das ist vorbei», sagte Jane.
    «Was?»
    «Er hat mir gegeben, was ich brauchte.»
    Lol wandte den Blick fast eine Sekunde lang vom Haus ab.
    «Die besten Adressen, an denen man Kurse in Archäologie belegen kann.»
    «Jane …?»
    «Ich dachte, na ja, wenn ich den Gedanken an die Zukunft so sehr hasse, also, wohin es mit der Welt geht, warum … tauche ich dann nicht einfach in die Vergangenheit ein?»
    «Hast du deiner Mom davon erzählt?»
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    «Weil ich noch nicht sicher war. Coops hat mich zu einer Geländebegehung mitgenommen. Man folgt einfach, also, einer Linie durch ein … Feld. Und hebt Dinge auf … Steine, Keramikreste, und es ist, als würde man Schichten abtragen. Es war toll. Unerwartet toll. Das Gefühl … ich weiß nicht …
Kontakt
zu haben.»
    «Das ist … phantastisch, Jane. Dann hast du endlich was für dich gefunden?»
    «Ja. Vielleicht. Ich muss natürlich zuerst irgendwo angenommen werden. Wie klang er?»
    «Wer?»
    «Eirion.»
    «Ernsthaft angepisst.»
    «Oh Gott. Manchmal kann ich selbst nicht glauben, was für eine totale Zicke ich bin.» Jane sah zu dem langen Steinhaus hinüber. «Was glaubst du, worüber die da drin reden?»
    «Ich weiß es nicht. Mir gefällt das nicht, Jane.»
    «Glaubst du, Mrs. Morningwood ist … ich meine, wir wissen eigentlich nichts über sie. Was sollen wir machen? Wegen Mom.»
    «Ich weiß nicht. Ich bin nicht ihr … Chef.»
    «Ja, aber du liebst sie. Das Problem ist», sagte Jane, «sie denkt, der Chef liebt sie auch.»
    «Welcher …? Oh.»
    «Sie neigt dazu, zu viel Vertauen in den Kerl zu setzen, wenn du mich fragst. Glaube behauptet sich nicht immer. Sieh dir doch all die echt guten Menschen an, die Er … all die guten Menschen, die eins reingewürgt bekommen. Die zerstört werden. Passiert ständig.»
     
    Dabei musste sie es lassen. Niemand anderes würde es herausfinden. Sie versenkte die Hände in den Taschen, damit sie warm wurden.
    Uns alle an der Nase herumgeführt. Aber eigentlich auch nicht. Teddy könnte dreißig Jahre lang auf verschiedenen Kanzeln stehen und gnostische Grundsätze predigen, und niemand würde es bemerken. Der Glaube war erschlafft. Die Leute hörten nicht hin. Gemeinden hörten nicht
zu
.
    «Ich meine die Tempelritter, das ist alles.» Merrily versuchte, mit leichter Stimme zu sprechen. «Sie geben gerne vor, nur oberflächlich Bescheid zu wissen, aber als wir uns zum ersten Mal trafen, sagten Sie, Sie würden zum Historiker neigen, und es ist einfach nicht möglich, dass ein Historiker an so einem Ort lebt, ohne …»
    «… ohne davon besessen zu sein?»
    «Ohne total darin einzutauchen, wollte ich sagen. Ich wette, Sie waren restlos begeistert, als Sie das
Ridge
entdeckt haben. Als wäre Ihr … als wären Sie Ihr ganzes Leben lang auf Garway zugesteuert.»
    Teddy sah auf, zuerst überrascht. Und dann, vielleicht, misstrauisch.
    «Ja, so ist es wohl. Ich habe mich mehrmals um diese Gemeinde beworben. Ist immer an jemand anders gegangen. War wohl nie der richtige Zeitpunkt. Und dann war es ein glücklicher Zufall.»
    «Wussten Sie viel über die Tempelritter, bevor Sie herkamen?»
    «Ja, ich hatte mich mit ihnen beschäftigt. Ziemlich intensiv sogar.»
    «Vor dem Theologiestudium.»
    «Ja. Theologie war … ein interessanter Berührungspunkt. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, zu der man dem folgen konnte, was man seine …»
    «… Sterne nennen könnte.» Merrily brachte ein Lächeln zustande.
    «Ich wurde in Hertfordshire geboren. In der Gegend von Hertford waren die Tempelritter immer sehr aktiv.»
    «Aus Hertfordshire nach Herefordshire?»
    «Nur ein Buchstabe geändert, und doch liegt fast das ganze Land dazwischen. In Hertford gab es immer Gerüchte von einem Tunnel unter der Stadt, der mit dem Heiligen Gral, den Tempelrittern in Verbindung stünde. Es gibt dort immer noch

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