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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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eine Organisation. Einen Orden.»
    «Der Tempelritter?»
    «Es hat ihn immer gegeben.»
    «Geheim?»
    «Bis zu einem gewissen Grad. Aber aktiv genug, um vom Vatikan eine Entschuldigung für die Inquisition von 1307 zu verlangen.»
    «Glauben Sie, der Vatikan
sollte
sich entschuldigen, Teddy?»
    «Es wäre nur eine symbolische Geste. Die Tempelritter hatten Symbole nie nötig. Sie graben ihr eigenes Erbe aus. Buchstäblich.»
    «Dort, wo der Salomonische Tempel stand. Oder ist das eine Metapher?»
    «Es ist beides. Wie Garway. Dieser Ort ist inzwischen genauso wichtig wie der Salomonische Tempel. Sogar wichtiger.»
    «Weil er sich nicht verändert hat? Abgesehen von dem Antennenmast sieht er noch ziemlich genauso aus wie im dreizehnten Jahrhundert.»
    «Und sogar der Mast ist symbolisch. Wie der Hügel selbst vermittelt er Informationen, die nicht jeder empfangen kann.»
    «Wie oben, so unten.»
    Er zuckte mit den Schultern.
    «Es gibt Zeiten großer Aktivität und Erleuchtung», sagte er. «Zeiten der Dringlichkeit.»
    «Und jetzt ist eine solche Zeit?»
    «Die einzige, die wir in unserem Dasein erleben werden. Wir müssen … das Richtige tun. Genau das Richtige. Einfach, um zu überleben.»
    «Wir?»
    «Die Tempelritter.»
    «Das ist eine Geisteshaltung, oder?»
    «Es ist ein Daseinszustand. Vor siebenhundert Jahren waren sie die größte Verbindung von spiritueller und körperlicher Macht, die es in der westlichen Welt je gab. Das ist für eine Frau wahrscheinlich schwer zu verstehen.»
    «Wahrscheinlich, ja.»
    «Höre ich da Spott, Merrily?»
    «Keineswegs. Ich glaube es. Ich glaube, wenn man in etwas eintaucht, kann man dadurch die Illusion von Macht entwickeln … davon, selbst
die Macht zu sein
. Es ist vermutlich eine zerstörerische Macht, aber darum ging es ja bei den Tempelrittern, oder? Ums Zerstören. Es waren gewalttätige Kerle. Sie haben die Ungläubigen umgebracht.»
    «Und der heilige Bernhard von Clairvaux hat es gutgeheißen. Sein Einfluss hat ihnen auch Unabhängigkeit von allen anderen kirchlichen Mächten garantiert, abgesehen vom Papst persönlich.
Der Templer ist ein furchtloser Ritter
, sagte der heilige Bernhard,
dessen Körper mit Eisen bedeckt ist, damit seine Seele den Glauben verteidigen kann, er ist ohne Zweifel, und so fürchtet er weder Mensch noch Teufel.
»
    Teddy verschränkte die Arme und lächelte.
    «Den Glauben verteidigen», sagte Merrily.
    «Um den Glauben zu verteidigen, brauchten die Templer Wissen. Nur Wissen vernichtet den Zweifel.»
    «Und wer ist der Teufel? Baphomet?»
    «Er ist nur ein Symbol, das wissen Sie. In Form des Grünen Mannes. Universell. Die Antriebskraft des Lebens in der Natur.»
    Und, dachte Merrily, die sexuelle Antriebskraft in der Natur.
    Sie dachte an den Abend vor der Vergewaltigung, ans Abendessen im
Ridge
. War Teddy währenddessen der Gedanke gekommen, dass Mrs. Morningwoods Auftragsbücher, falls sie Opfer eines Sexualverbrechens würde, die Aufmerksamkeit der Polizei sofort vom Meisterhaus ablenken würden? Er
musste
über sie Bescheid gewusst haben. All seine Spaziergänge, die Kaffeepausen in den Bauernhöfen am Wegesrand.
    Oder hatte einfach der Gedanke daran seine Begierde geweckt? Wie in alten Zeiten. Hatte er Muriel von den Hügeln aus beobachtet und darüber phantasiert, wie er es machen würde? Der freundliche, gutgelaunte Teddy Murray, der seine Wanderstiefel zuschnürte und seine Kondome einsteckte. Wahrscheinlich war er schon unterwegs gewesen, als Merrily den entmutigenden Anruf vom Bischof bekommen hatte. Und war um Ty Gwyn gekreist wie ein Falke, der die Landschaft vollständig unter Kontrolle hatte.
    Baphomet. Mat Phobe.
    Und jetzt, endlich, im unsteten Schein der Lampe, konnte sie ihn mit langen rötlichen Haaren vor sich sehen, die ihm ins Gesicht hingen, ein eifriges Mittzwanziger-Gesicht mit Flaum am Kinn. Voll Begeisterung. Voll flammender Energie, voll mit Testosteron und den anderen Drogen, die Jimmy Hayter mit der Wochenlieferung bekommen hatte.
    «Und wer ist jetzt der Ungläubige, Teddy?»
    «Heute, Merrily, würde dieser Begriff zu meinem großen Kummer auf die allermeisten Menschen passen.»
    Er kam weiter in den Raum hinein, schob die Laterne mit der Spitze eines Wanderstiefels beiseite, lehnte die Brechstange an die Außenwand der Kaminecke.
    «Bekommen Sie, was Sie wollten? Um Ihre historischen Verbindungen zu knüpfen?»
    «Mehr oder weniger.»
    «Ich bewundere Sie, Merrily. Sie haben etwas übernommen, das,

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