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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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fahren sollen. Sie hat nur –»
    Merrily sagte: «Jane, ich kann mir im Moment keine Umstände vorstellen, unter denen es o.k. gewesen wäre, Muriel Morningwood nach Garway zurückzubringen. Lassen wir es erst mal dabei.»
    Lol schüttelte den Kopf.
    Jane sagte: «Es tut mir leid. Kann ich … ich meine, wann darf ich denn erfahren, was ihr passiert ist?»
    «Ja, das war mein Fehler, Schatz. Ich hätte es dir sagen sollen. Mrs. Morningwood ist vergewaltigt worden. Und sie ist traumatisiert. Entweder stärker, als ihr bewusst ist, oder stärker, als es ihr Stolz zu zeigen erlaubt. Und das … ist der Hauptgrund, aus dem wir sie finden müssen.»
    Es war zu dunkel, um Janes Gesicht erkennen zu können.
     
    Sie müssen nach zwei weißen Torpfosten Ausschau halten, einer ist in der Mitte abgebrochen.
    Der Volvo holperte im zweiten Gang über den Weg, als sie im Scheinwerferlicht den Schornstein des Meisterhauses aufragen sahen. Der Wind war stärker geworden.
    Merrily brachte den Wagen ungefähr fünfzig Meter entfernt von der Senke zum Stehen, in der das Bauernhaus lag, das bei Nacht groß und vollkommen unbeschädigt wirkte. So, wie es vor einem Jahrhundert ausgesehen haben mochte, als es von den Gwilyms auf die Newtons überging.
    Merrily stellte den Motor und die Scheinwerfer aus, und das Haus verschwand.
    Bis auf einen gelblichen Schein hinter einem der Fenster.
    «Oh Gott», sagte Jane. «Ich hab’s euch gesagt.»
    Lol sagte: «Ich sehe den Jeep nicht.»
    Eine Landschaft voller Bäume und Senken, Bodennebel, kein Mond. Merrily sagte, hier könnten ein halbes Dutzend Autos stehen, ohne dass man sie sehen würde.
    Sie sagte, das Licht sei im ersten Stock, vermutlich im Schlafzimmer über der Kaminecke.
    «Und natürlich können wir nicht alle reingehen.»
    «Ich glaube schon, dass wir das können», sagte Lol ruhig.
    «Nicht, wenn wir etwas in Erfahrung bringen wollen. Sie hat Jane schon gesagt, sie soll nach Hause fahren, und sie weiß noch nicht, was für ein sensibler und diskreter Mensch du bist, Lol, also …»
    «Ja?»
    «Ich gehe rein.»
    «Nein.»
    «Du bist doch gleich hier draußen – keine zwanzig Meter vom Haus entfernt. Du kannst … mir den Rücken freihalten.»
    «Ja, ich kann dir Feuerschutz geben. Merrily, das ist –»
    «Der beste und direkteste Weg, um in einer schwierigen Situation weiterzukommen.»
    «Du weißt nicht mal, ob sie oder jemand anderes da drin ist.»
    «Wer sollte es denn sonst sein?»
    Lol sah Jane an und dann wieder Merrily.
    «Er ist in Hereford», sagte Merrily. «Bei einem Logentreffen. Der Gottesdienst morgen Abend … scheint vorbereitet werden zu müssen.»
    «Wenn wir hier wenigstens telefonieren könnten.»
    «Hast du es überprüft?»
    «Ja.» Lol klappte das Telefon zu. «Kein Empfang.»
    «Wenn du die Fenster runterkurbelst, kannst du alles hören, was im Umkreis von Kilometern vor sich geht.»
    «Nicht bei dem Wind.»
    «Einen Schrei würdest du hören», sagte Merrily. «Vertrau mir. Ich kann so laut schreien, dass du es hörst.»

59 Spaß haben
    An der Haustür blieb Merrily stehen, sah sich um und fragte sich nach dem Sinn dessen, was sie im Begriff war zu tun.
    Es war unvermeidlich, dass sie an das letzte Mal denken musste, als sie bei auffrischendem Wind im Auto gesessen und eigentlich zum Meisterhaus hatte fahren wollen. Sie hatte darüber nachgedacht, wie sie hereingelegt worden war, und dann beschlossen:
Scheiß drauf. Ich fahr nach Hause.
    Und wenn sie zum Meisterhaus gefahren wäre? Dann hätte sie ihre Meinung vielleicht trotzdem nicht geändert und weiter geglaubt, dass Fuchsia alles erfunden hatte.
    Und wenn sie es nicht erfunden hatte?
    Aber das war auch nicht entscheidend. Entscheidend war, dass sie ihrem Ärger nachgegeben hatte, nachdem Bliss ihr vom Geheimdienst erzählt hatte. Sie war wütend durch den Regen gestapft und dann nach Hause gefahren, um Sophie am Telefon die Ohren vollzujammern.
    Sie hatte ihre Lektion gelernt. Sie drückte gegen die Tür, und sie gab genug nach, um sich ins Haus zu schieben. Feuchter Erdgeruch umfing Merrily, als ginge sie nach draußen, nicht nach drinnen.
    Es war auch kälter, eine stickige, stehende Kälte.
    Die Zeit verlangsamte sich.
    Sie sah einen schmalen Lichtschein, der auf den eisernen Korb in der Kaminecke fiel. Ein Licht, das irgendwie aus dem Schornstein zu kommen schien und, als sie genauer hinsah, wieder verschwand.
    Merrily stand einen Augenblick da und lauschte auf ihren eigenen Atem,

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