Das Gespinst des Bösen
bei deiner Mutter. Fahr vorsichtig.»
«Was ist mit Ihnen?»
«Ich nehme den Jeep.»
«Aber ich kann nicht –»
«Geh jetzt.»
«Mrs. Morningwood, was ist hier los?»
«Pass am Ende des Weges auf. Die Sicht ist im Moment nicht besonders gut.»
«Aber Sie kommen wieder? Nach Ledwardine?»
Mrs. Morningwood antwortete nicht. Sie folgte Jane zum Volvo, der feuchte Nebel schimmerte im Licht, das aus den Fenstern fiel, und Jane wusste, dass sie sich von Mrs. Morningwood den Schlüssel zum Meisterhaus wiedergeben lassen sollte.
«Weißt du was?», sagte Mrs. Morningwood. «Nimm den Hund mit.»
Sie öffnete eine der hinteren Türen und zeigte auf den Rücksitz. Roscoe sah sie an und knurrte.
«Rein da», sagte Mrs. Morningwood. «Du auch, Jane.»
Jane stieg ein, startete den Motor und sah Mrs. Morningwood zum Haus zurückgehen, ohne dass sie sich noch einmal umgesehen hätte. Jane glaubte, Roscoe jaulen zu hören, bemerkte aber einen Augenblick später, dass der leise verzweifelte Ton aus ihrer eigenen Kehle gekommen war. Sie atmete tief ein, fuhr bis zum Ende des Weges, wo sie vom Haus aus nicht mehr zu sehen war, und hielt den Wagen mit laufendem Motor an.
Jane nahm ihr Handy, um Mom anzurufen, denn jetzt gab es zu einem Geständnis wirklich keine Alternative mehr. Aber sie hatte keinen Empfang.
58 Hervorragend im Freien
Beverley war, nachdem es geklingelt hatte, an die Tür gegangen, und Merrily starrte den Kaffeesatz in ihrer Tasse an und dachte daran, wie sie während einer persönlichen Krise in eine winzige, keltische Kirche gestolpert war und das Licht an den Wänden gesehen hatte, das Blau und das Gold und den beleuchteten Pfad. Plötzlich hatte sie eine wie in Stein gehauene Sicherheit erfüllt, aber zugleich das Gefühl der Transzendenz. Dort hatte sich ihr der Anfang des Weges gezeigt.
Aber es gab andere Wege und andere Arten des Lichts.
Sie dachte an Teddy Murray, der in der Kirche von Garway neben ihr gestanden hatte.
Von oben sieht er vermutlich aus, als hätte er sich das Genick gebrochen. Wie ein Hühnchen.
Als Beverley zurück in die ehemalige Molkerei kam, war Lol bei ihr. Er blickte besorgt und sagte zu Beverley, die er noch nie vorher gesehen hatte: «Spitzkehre? Was kann sie denn mit Spitzkehre meinen?»
«Wo?»
, sagte Merrily und fuhr herum.
«Wo ist sie denn jetzt?»
Sie stand am Rand des Parkplatzes und blickte wild in sämtliche Richtungen.
«Sie weiß es nicht genau», sagte Lol. «Keine Panik. Sie musste auf den Hügel fahren, um Empfang zu haben. Unten bei der Kirche funktionieren Handys nicht.»
Merrily erinnerte sich, wie sie nach dem Überfall in Mrs. Morningwoods Haus die Nummer des Notrufs eingegeben hatte. Es hätte nicht funktioniert. Sie hätten beide sterben können.
«Aber sie glaubt, dass sie den Weg zur Spitzkehre findet», sagte Lol.
«Allein.»
«Bis auf den Hund. Wir warten dort auf sie.»
Lol öffnete die Tür des Transporters, und Merrily sprang hinein.
Diese
verdammte
Frau.
Sie parkten vorm Eingang der Kirche und gingen den Weg hoch. Merrily hatte vorgeschlagen, dass Lol weiter herumfahren sollte, um nach Jane Ausschau zu halten, aber er wollte sie nicht allein lassen. Er erzählte Merrily, was Bliss über Felix’ Mörder gesagt hatte.
Keine große Überraschung im Grunde.
«Was unternimmt Bliss in der Sache?»
«Wahrscheinlich gar nichts», sagte Lol. «Sie haben Ergebnisse … die bei einer gerichtlichen Untersuchung vermutlich überzeugen können … die Cops sind überlastet … Jedenfalls haben sie keine Beweise, nichts weiter als Bliss’ Gefühl, welche Art Morde Frauen begehen und welche nicht.»
«Warum hat er denn dann angerufen?»
«Er will, dass dir die Lage bewusst ist. Falls …»
«Falls ich mit meiner ungeschickten Art mal wieder ins Wespennest steche?» Merrily trat auf die Straße. «Wo
ist
sie denn bloß, Lol?»
«Sie fährt sehr, sehr langsam. Wir können nur hoffen, dass die Polizei auch zu überlastet ist, um in Garway Verkehrskontrollen zu machen.»
«Oh Gott, bitte.»
Merrily stand mitten auf der Straße, auf dem schimmernden Asphalt, der Nebel wurde von einer feuchten Brise in Stücke gerissen.
Denk nach.
Freimaurertum. Sycharth. Und Stourport – der keinen anderen Freimaurer verraten wollte, aber gesagt hatte,
das ist seine Stimme
.
Sie wünschte, sie hätte ihn in der Kirche gehört. Betend und predigend, Stimmen konnten sich verwandeln. Schauspieler.
Die Kirche ist wie ein altes, aber
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