Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
mache ich gern.»
    «Die Führungen?»
    «Für die Gäste. Ins Gästehaus meiner Frau kommen vor allem Leute, die bei jedem Wetter durch die Hügel stapfen wollen. Ich stelle die Wanderrouten zusammen. Und wenn gewünscht, komme ich mit und erkläre die Einzelheiten. Das hier …» – Pfarrer Murray drehte sich um und beschrieb mit dem Arm eine weit ausholende Geste in Richtung der Hügel – «… ist das Wochenendrefugium Gottes. Das sage ich immer. Es stammt aber eigentlich aus Beverleys Broschüre.
Das Wochenendrefugium Gottes.»
    «Sehr, ähm …»
    «Vermessen, vermutlich. Aber die Tempelritter müssen irgendeinen Grund gehabt haben, sich einen so abgelegenen Flecken auszusuchen. Hat Gott sie hierhergeführt? Entschuldigung!» Er hob die Hände. «Man lässt sich mitreißen.
Wollen
Sie das alles wissen? Ich frage nur, weil irgendjemand es Ihnen sagen sollte: Das Meisterhaus scheint gebaut worden zu sein, als die Tempelritter Garway besetzten – obwohl es trotz seines Namens nicht das Wohnhaus des Präzeptors, oder Meisters, gewesen zu sein scheint.»
    «Sie sind also nicht noch zum Meisterhaus gegangen? Mit Fuchsia?»
    «Hm … nein.» Murray wirkte verblüfft. «Sie hat mich nicht darum gebeten. Es liegt mir nicht, mich aufzudrängen. Mein Eindruck war aber auch, dass sie sich nicht einmal dorthin schleppen lassen wollte, und da es hier keinen Vollzeitpfarrer gibt, war ich nicht sicher, wen ich am besten informiere. Und dann haben mich die Ereignisse eingeholt, und … Paul! Wie geht es dir?»
    Ein Mann, der sich auf einen Gehstock stützte, in Jeans und Arbeitshemd, war aus der Kirche gekommen. Auf dem Weg stand ein motorisierter Rollstuhl; der Mann betrachtete ihn ohne Begeisterung. Teddy Murray machte einen Schritt nach vorn, und der Mann hob seinen Stock.
    «Verschwinde, ja, Teddy?»
    «’tschuldigung.»
    «Bin noch nicht bereit für ihn, Mann. Muss noch ein bisschen rumlaufen. Komme dann zurück.»
    Teddy nickte. Sie sahen zu, wie sich der Mann auf den Weg machte. Er konnte nicht älter als Mitte dreißig sein, mit seinen dichten braunen Haaren.
    « MS », murmelte Teddy. «Was für ein Pech für einen Bauern, nicht?» Er öffnete die Kirchentür und trat beiseite, um Merrily durchzulassen. «Waren Sie schon mal hier?»
    «Noch nie.»
    Kaum waren sie drinnen, schloss er die Tür und atmete hörbar aus.
    «Ich wollte Sie nicht vorstellen, Merrily. Schwierig. Das ist Paul Gray. Er und seine Frau …» Teddy senkte die Stimme. «… haben das Meisterhaus ans Herzogtum verkauft.»
    «Oh.»
    «Lange Geschichte. Hab ein ungutes Gefühl. Ist ja nicht an mir … bin immer noch so was wie ein Zugezogener. Paul natürlich auch, und das ist Teil des Problems.» Er lachte. «Man kann schon seit drei Generationen hier leben und wird immer noch als Zugezogener bezeichnet. Ein paar Familien leben schließlich schon seit der normannischen Eroberung hier. Also …» Er streckte einen Arm aus. «Was denken Sie?»
    «Diese Kirche ist … ungewöhnlich.»
    «Ungewöhnlicher, als Sie ahnen.»
    Merrily nickte und sah sich um. Die Kirche war klein, aber hoch und luftig und erfüllt von rosigem Licht. Der Altarraum wurde von einem klassisch gezackten normannischen Bogen eingerahmt, weit und dramatisch. Rote Samtvorhänge waren davorgezogen, als wäre das, was dahinterlag, nichts für Unvorbereitete. Etwas Rares und Heiliges, ein Gral zum Beispiel.
    Oder vielleicht eine Leiche in einem Sarg?
    Merrily schüttelte sich. Zu viel M. R. James.
    Teddy Murray deutete mit dem Kinn auf ein Banner mit einer Art Kreuzfahrerkreuz, Rot und Gold auf Weiß, das von der Kanzel hing.
    «Immer noch sehr präsent, finden Sie nicht auch?», sagte Merrily.
    «Die Tempelritter? Ja, das sind sie wohl. Wissen Sie viel über diese Zeit, Merrily?»
    «Ähm …» Sie sah zu der dunkelbraunen Decke empor, die geschwungen war wie ein Schiffsboden und mit einer kleinen, regelmäßigen Galaxie weißer Sterne verziert. In der linken Tasche ihrer Jeans begann das Handy zu vibrieren. «Vielleicht nicht so viel, wie ich wissen sollte.»
    Merrily legte eine Hand auf das Handy, und Teddy Murray lehnte sich an das Ende einer Bank und sah mit etwas, das man nur als wohlwollendes Lächeln bezeichnen konnte, auf sie herab, offensichtlich nur allzu bereit, das zu tun, worin er besser war als darin, geistlichen Beistand zu leisten.
    «Es ist manchmal schwer, die Wahrheit von blutrünstigen Spekulationen zu unterscheiden», sagte sie. «Meine Tochter hat

Weitere Kostenlose Bücher