Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
bloß umsehen und wieder gehen. Die wichtigste Regel, wenn es um spirituelle Grenzfragen geht: Entferne dich nie von einem angeblichen Unruheherd, ohne Gottes Visitenkarte zu hinterlassen.»
    «Falls in der Halle ein gespenstischer Sarg steht, und plötzlich richtet sich die Leiche auf, und die Münzen fallen von ihren toten Augen?»
    «Das war nicht
ganz
das, woran ich dachte.»
    «Weißt du, was
ich
denke? Ich denke, du willst einfach nicht mit jemandem in ein Haus gehen, in dem es möglicherweise spukt, den du immer noch für eine halbe Heidin hältst.»
    «Die Dinge haben sich geändert. Ich neige inzwischen dazu, dem Boss eine größere Toleranz zuzugestehen.»
    «Na, dann los. Schließ auf.»
    Janes Blick flackerte. Es konnte sein, dass sie eigentlich gar nicht hineingehen wollte. Aber sie war schließlich Jane Watkins.
    «Ja. O.k.»
    Merrily steckte den Schlüssel in ein Schloss, das – vermutlich von Generationen von Gwilyms, die in der Dunkelheit aus dem Pub heimkehrten – ausgeleiert worden war. Der Schlüssel hatte zu viel Spiel, und sie musste mit beiden Händen eine Weile rütteln, ehe er sich im Schloss drehte und die Tür aufsprang. Sie blieb in den Angeln hängen, und es bedurfte immer noch einer Schulter, um sie aufzudrücken.
    «Ein Haus, das nicht restauriert werden möchte», sagte Merrily.
    «Was?»
    «Nichts.»
    Sie ging vor Jane hinein und atmete die Feuchtigkeit und den Staub ein, der durch den Luftzug aufgewirbelt worden war. In einer schrägen Wand befanden sich zwei schmutzige Buntglasfenster, und das schwache Licht – braun und gesprenkelt, wie der Bodensatz eines alten Arzneifläschchens – reichte kaum bis zu den Schatten, die sich in den Ecken des offenbar ziemlich großen Raumes drängten.
    Merrily zählte eins, zwei, drei, vier … fünf Türen, und in der gegenüberliegenden Wand klaffte ein Loch: eine riesige Kaminecke, der Eichenbalken darüber rau und massiv. Als wäre der ganze Baum auf zwei enorme aufrecht stehende Steine gefallen und abgesägt worden, als wäre das ganze Haus darum herum gebaut worden.
    «Dann haben sie also hier …» Jane linste über Merrilys Schulter. «… die alte Dame aufgebahrt?»
    «Aber leider ist sie jetzt nicht hier, Jane. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.»
    Merrily ging über den Boden, abgenutztes Linoleum, das direkt auf der Erde lag, und entriegelte eine niedrige Tür neben der Kaminecke. Als sie sie öffnete, sickerte fahles Licht über eine Steintreppe.
    Sie ging nicht hinauf. Ihr war kalt, sie rieb sich die Arme durch das zu dünne Sweatshirt und sah über ihre Schulter in die leere …
    «Jane?»
    «Hier unten. In der … sieht wie die Küche aus. Große Haken in den Balken. Irgendwie fettiger Geruch.»
    «Kannst du mir nicht … sag mir einfach, wenn du irgendwo hingehst, o.k.?»
    «Für den Fall, dass – was?» Jane kam die paar Stufen wieder hoch und zog eine Tür hinter sich zu. «Was ist oben?»
    «Weiß ich nicht. Mir wäre wohler, wenn wir eine Taschenlampe hätten.»
    «Wenn es so gefährlich wäre, hätten sie dich doch gewarnt, oder?»
    «Vermutlich.»
    Die einzigen Warnungen hatte sie, auf diese leicht frotzelnde Weise, von Mrs. Morningwood erhalten, und da hatte Merrily eine Falle vermutet.
    «Dann los, Mom.»
    Jane folgte ihr die Stufen hinauf, das hölzerne Geländer hing lose an der Wand. Merrily berührte es nicht.
    Oben gelangten sie in einen fensterlosen Flur, das einzige Licht fiel durch eine angelehnte Tür. Merrily streckte einen Arm aus und hielt Jane zurück – vielleicht fehlten einzelne Bodendielen –, ehe sie mit tastenden Schritten ein langes, düsteres Schlafzimmer betrat, das roch, als würde darin etwas verwesen. Bläuliches Licht fiel durch ein einzelnes Gaubenfenster, das halb mit Brettern vernagelt war. An den beiden Enden des Zimmers standen die Holzgestelle von zwei Betten.
    «Wie in der Geschichte», flüsterte Jane.
    «Was?»
    «‹Oh, pfeif nur, und gleich komm’ ich zu dir›. In Parkins Zimmer in dem Pub … wie hieß der noch mal?»
    «Globe Inn.»
    Jane fuhr herum.
    «Verdammte Scheiße!
Deshalb
hast du –»
    «Es ist ein ganz schöner Zufall.»
    «Unter den Umständen, Mom, würde ich eher sagen, das ist ein
ernstzunehmender
Zufall.»
    «Es ist … bemerkenswert.»
    An einer Wand lehnte ein Papiersack. Fuchsias Kalkputz? War dies das Zimmer, in dem sie …
angeblich
etwas gesehen hatte, das sich unter den …
    Der Boden bestand aus nackten Brettern. Felix hatte

Weitere Kostenlose Bücher