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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die Planen offensichtlich weggenommen.
    «Mom, warum hast du Mrs. Morningwood nicht nach M. R. James gefragt?»
    «Weil es ein paar andere Leute gibt, mit denen ich zuerst darüber sprechen muss. Und wenn du eine E-Mail an die
Geister und Gelehrte
-Webseite schickst, hören wir vielleicht noch ein bisschen mehr von den Experten.»
    «Das mache ich heute Abend. Aber wenn … ich meine, wenn M. R. James zugibt, dass ihm in Garway etwas Seltsames passiert ist … vielleicht hat er ja sogar im
Globus
übernachtet? Das wäre –»
    «Er hat immer bei Bekannten in der Nähe gewohnt. Wir stellen lieber keine Spekulationen an, hm?»
    «Wie auch immer.» Jane sah sich um. «Hinterlässt du jetzt die Visitenkarte oder was?»
    «Ich kann mich nicht entscheiden, was ich tun soll. Es ist nur ein leeres Haus. Meiner bescheidenen Erfahrung nach brauchen sie … Menschen.»
    «Sie?»
    «Frag mich nicht, wer
sie
sind. Ich denke jedenfalls – Huw Owen denkt –, wir sollten ein paar Leute fragen, ob sie herkommen. Leute, die interessiert sind. Obwohl es problematisch werden dürfte, einen Gwilym und einen Gray ins selbe Zimmer zu bekommen.»
    «Warum wäre das nötig?»
    Fehden waren etwas für den Pfarrer, aber es war nicht ihre Gemeinde. Vielleicht musste sie vorher noch einmal mit Teddy Murray sprechen, auch wenn er nur die Vertretung war.
    Sie nahmen noch drei weitere Schlafzimmer unterschiedlicher Größe unter die Lupe, alle unmöbliert. Ein Badezimmer mit einer gesprungenen, verfärbten Wanne, in dem kein Wasser aus den Hähnen kam. Eine separate Toilette, die stank. Alles verfiel und hatte Felix Barlow dringend nötig.
    Aber Fuchsia?
    Wenn Felix recht hatte, war Fuchsia gestern aus irgendeinem Grund noch einmal hier gewesen. Fuchsia, die auf altmodische Weise gesegnet werden wollte.
Beschütze sie, im Namen aller Engel und Heiligen des Himmels. Behüte ihre Seele Tag und Nacht.
    Fuchsia, frisch gesegnet, war an einen Ort zurückgekehrt, der
voller Tod
war. Nichts hier verriet, warum.
    Jane ging auf die Treppe zu, und Merrily folgte ihr nach unten, unzufrieden, leicht verärgert. Die Steinstufen waren ausgetreten und glatt, einige wurden von Backsteinen gestützt. Sinnlos, von Zimmer zu Zimmer zu gehen und einen Gebetszyklus durchzuführen; Merrily wusste nicht genug von der Geschichte, um sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, und alles, was sie spürte, waren die sich durchkreuzenden Absichten Einzelner. Es war ein unwirtliches altes Haus, düster vor Vernachlässigung. Und damit hatte es sich wahrscheinlich schon.
    Als sie wieder in die Halle kamen, wirkte der Raum heller, aber vermutlich lag das daran, dass ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Merrily sah sich um, ging über das Linoleum und betrat die Kaminecke, duckte sich unter dem gewaltigen Balken, obwohl das nicht nötig war.
    Die Kaminecke war fast ein kleines Zimmer für sich. In der verrußten Düsternis fand sie die Überreste dessen, was einmal ein Brotofen gewesen sein musste, leer, und hinter einem eisernen Holzkorb das verfilzte Gewirr grauer Knochen, die von einem Vogel übrig geblieben waren. Sie sah den Schornstein hinauf: schimmerndes Licht, das jedoch durch etwas verdeckt wurde – vielleicht Nester.
    «Hier ist nicht viel, Jane.»
    «Was, Mom?»
    Janes Stimme kam von der anderen Seite des Raumes.
    «Entschuldige», sagte Merrily, «ich dachte, du –»
    Wie ein Fallbeil traf sie der Gedanke: wenn nicht Jane mit ihr in der Kaminecke war …
    «… ein Durchgang, der zu einer Hintertür führt», rief Jane. «Eine Art Waschraum?»
    Merrily stand ganz still und vollkommen aufrecht, den Rücken flach an der hinteren Wand, und atmete ganz langsam ein.
    «… Ein altes Spülbecken.» Janes Stimme war jetzt noch weiter weg. «Schränke …»
    «Jane, komm –»
    Merrilys Kehle verkrampfte sich und blockierte, ihre Kopfschmerzen waren wieder da, wie eine Dornenkrone, die sich in die Kopfhaut bohrte. Sie suchte in den Windungen ihres Hirns nach einem Gebet.
Christus sei
 … Bleib, um Gottes willen, ruhig. Sie unterdrückte die aufkommende Panik und schloss die Augen, aber es war, als würde man als Kind ausprobieren, wie es ist, wenn einem schwindelig wird. Ihr wurde übel, sie hatte das Gefühl, als würde sich das zerbröckelnde Haus langsam um sie herum drehen.
    «Christus sei b-»
    St. Patricks Harnisch, das alte Schutzgebet. Aber ihre Lippen waren kalt und kraftlos und wollten die Worte nicht formen. Da war ein

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