Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
massiver Widerstand, ein hartnäckiges
Nein
, und eine gummiartige Taubheit in ihren Händen, als sie versuchte, sie zu falten. Und obwohl sie das Gebet in ihrem Kopf hörte, war es weit entfernt, wie das Flüstern eines anderen. Sie versuchte, es lauter zu stellen, sich den hellen Messingklang von Glocken in einem hohen Kirchturm in Erinnerung zu rufen, aber es klang rau und blechern.
    Christus sei hinter mir, Christus sei vor mir …
    Ein gedämpftes Knacken am Boden: Vogelknochen, die unter ihren Schuhen knirschten. Als sie voll Abscheu die Augen öffnete, war da in der oberen Ecke des Kamins ein Gesicht, und es hatte stummelige Hörner, und ein Wurm wand sich aus seinem geschwärzten Mund, und Merrily fuhr zusammen.
    «Mom?»
    Janes Schritte auf dem Linoleum. Aber sie durfte nicht …
    «Mom, ich will dich ja nicht stressen oder so, aber es wird langsam dunkel, und es ist nur noch eine gute Stunde bis zu deiner Andacht. Und ich glaube, wir haben beide genug von diesem Haus.»
    Merrily wollte sich nicht bewegen. Oder versuchen zu sprechen, denn wenn Jane wüsste, wo sie war, würde sie auch hierherkommen.

18 Zuhören
    Am besten gefiel Lol an seinen Gigs das Nachhausekommen. Nach Hause zu dem Mosaik hell schimmernder Fenster in den Fachwerkhäusern, den falschen Gaslampen, die das Kopfsteinpflaster in ein gelbliches Licht tauchten, und manchmal zum Duft brennender Apfelholzscheite.
    Er parkte seinen Mitsubishi unter der Laterne am Rand des Platzes, ein gutes Stück abseits der SUV s von den Restaurantbesuchern, die sonntagabends im
Black Swan
dinierten.
    Der offene Kombi war Gomers Idee gewesen, als er gesehen hatte, wie Lol zwei Gitarren und einen Verstärker in den Astra zwängte, zusammen mit dem Zubehör, mit dessen Hilfe eine Ein-Mann-Band das Getrommel, das Brummen und Summen und die Windgeräusche veranstalten konnte, die das Publikum so liebte.
    Gomer hatte sich erinnert, dass sein Teilhaber Danny Thomas einen zuverlässigen Typen kannte, der seinen Mitsubishi L 200 verkaufen wollte.
Animal
stand an der Seite. Gomer schien das lustig zu finden. Lols Astra hatte Gomer genommen, um ihn für sich aufzumöbeln:
Spare inner Zeit, dann haste inner Not, Lol, Junge.
    Lol stieg aus, ging in der späten Dämmerung um den Wagen herum und schob das Rollverdeck zurück, unter dem der Koffer mit der schönen Boswell-Gitarre lag, gebaut von Al Boswell. Er öffnete den Koffer. Paranoia, das war ihm klar, aber er hatte immer Sorge, dass sie unter den Erschütterungen der Fahrt litt. Es war nicht die Art Gitarre, die man mit auf Tour nahm, aber er hatte das Gefühl, sie sei sein Talisman – nachdem er sie von Al Boswell bekommen hatte und sein Leben eine Wende genommen hatte, als die Songs zum Vorschein gekommen waren und Merrily so wunderbar warm in seinem Bett lag.
    Die Gitarre schien in Ordnung. Aber am Pfarrhaus auf der anderen Seite des Platzes war kein Licht.
    Das war nicht so, wie es sein sollte. Ehe Merrily das Haus verließ, um am Abend die Meditationsandacht abzuhalten, machte sie immer die kugelförmige Lampe über der Tür an. Immer. Es war ein Symbol. Für einen Ort der Zuflucht. Für Lol mehr als für jeden anderen. Er schloss hastig das Verdeck ab und lief hinüber zum Tor des Pfarrhauses. Kein Licht zu sehen. Kein Volvo in der Auffahrt. Die Garagentüren verschlossen.
    Lol erstarrte innerlich. Sie war nicht da, und sie hatte es ihm nicht gesagt. Ein paar kalte Augenblicke lang fühlte er sich wieder wie ein Fremder. Ohne Merrily
wäre
er ein Fremder, würde nur durch den hart verdienten Applaus dann und wann wohlige Augenblicke erleben, wie vor einer Ofentür, die sich öffnete und wieder schloss.
    Dämlich. Schließlich waren sie nicht verheiratet.
    Vielleicht hatte sie ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen? Er lief über den Platz zurück zu seinem Cottage in der Church Street und schloss die Haustür auf.
    Kein Blinken auf dem Tisch unter dem Fenster. Stille.
    Es gab bestimmt eine einfache Erklärung. Er wurde langsam neurotisch, besitzergreifend.
    Wenn er das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte, dann hatte allerdings öfter schon … etwas nicht gestimmt.
    Er ging wieder auf den Platz, von dem aus er durch das Friedhofstor die Kirche sehen konnte, die Schatten der Menschen, die auf dem Weg waren zu einem Abendgottesdienst ohne Lieder, Psalmen, Lesung und Predigt.
    Das dunstige Glühen der Laterne über der Kirchentür. Er wollte hinübergehen, blickte sich aber noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher