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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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süß, Merrily», sagte Bliss.
    «Ich bin professionell. Komisch, dass die Leute das immer wieder vergessen.»
    Bliss schüttelte lächelnd den Kopf.
    «Vor allem ich selbst», sagte Merrily.
     
    Nach einem Mittagessen, das aus Suppe und einem Käsesandwich bestand, rief sie Onkel Ted an, den Vorsitzenden des Kirchenvorstands, um ihm zu sagen, dass sie ein paar Tage weg wäre. Er war glücklicherweise nicht da, also hinterließ sie es ihm auf dem Anrufbeantworter. Onkel Ted setzte der Beratung für spirituelle Grenzfragen immer noch Widerstand entgegen, obwohl er wissen musste, dass sie ohne dieses Amt vermutlich vier weitere Gemeinden aufs Auge gedrückt bekommen hätte und Ledwardine noch weniger von ihr sehen würde.
    Sie rief Lol an, aber er musste schon auf dem Weg zu dem Gig sein, den er heute Abend irgendwo in Süd-Wales hatte. Sie würde später probieren, ihn auf dem Handy zu erreichen. Eigentlich sollte sie sich ein bisschen aufs Bett legen, versuchen, ihre Batterien aufzuladen, aber es war zu viel zu tun, in viel zu kurzer Zeit.
    Sie schlug
Morningwood
im Telefonbuch nach, fand nur einen Eintrag und rief vom Handy aus an.
    «Armes Mädchen», sagte Mrs. Morningwood.
    Kein Wort über Felix. Nur
Armes Mädchen.
    «Ich … komme vorbei. Entweder heute Abend oder morgen früh. Sind Sie zu Hause, Mrs. Morningwood?»
    «Mal ja, mal nein, Schätzchen. Bin aber nie weit weg. Wenn es dunkel wird, bin ich immer da, um die Hühner einzusperren.»
    «Und ich finde Sie … wo?»
    «Wenn Sie aus Hereford kommen, fahren Sie an der Spitzkehre vorbei – wissen Sie, wo das ist?»
    «Nein.»
    «Fragen Sie. Ungefähr dreihundert Meter weiter, rechter Hand, kommt dann ein Schild,
Ty Gwyn

    «O.k. Wenn Sie nicht da sind, komme ich später noch mal.»
    Es gab eine Pause. Mrs. Morningwood räusperte sich.
    «Der Grund, aus dem ich Sie angerufen habe … ich hab mit einer Freundin über Sie gesprochen, Sally, aus dem Frome Tal.»
    Merrily fischte im Trüben, man lernte in diesem Job einfach zu viele Leute kennen.
    «Sie haben sie anscheinend unter schwierigen Umständen kennengelernt, hatte was mit Zigeunern zu tun», sagte Mrs. Morningwood.
    «Oh … Sally Boswell?»
    Aus dem Hopfenmuseum. Ihr Mann, Al, hatte Lols wertvollste Gitarre gebaut, aus rund einem Dutzend verschiedener Hölzer. Lol verehrte Al. Al verehrte Sally.
    «Ich kenne sie seit Jahren, Schätzchen. Sie hat bestätigt, was ich schon spürte, als wir uns getroffen haben. Dass Sie findig und vertrauenswürdig sind.»
    «Das war sehr freundlich von ihr. Mrs. Morningwood, darf ich –»
    «Nein, kommen Sie her. Ich traue Telefonen nicht.»
    Und weg war sie. Plötzlich traute keiner mehr dem Telefon. Wie in der alten Sowjetunion.
    Merrily legte das Handy in den Eingangskorb, nahm Dobbs’ Charles-Akte zur Hand und zog einen Artikel über die Ernährungsgewohnheiten des Prinzen heraus, der nicht näher bezeichnet war, Schrifttype und Absatzlänge ließen jedoch vermuten, dass er in einer der niveauvolleren Zeitungen erschienen war. Es ging darum, wie er mit etwa dreißig Jahren geschworen hatte, Vegetarier zu werden, nachdem er gesehen hatte, wie es in manchen Schweinemastbetrieben zuging. Er aß kein rotes Fleisch mehr, schwor auf Rohkost, hatte abgenommen und war zu einer ziemlich asketischen Erscheinung geworden.
    Auf die Jagd ging er allerdings immer noch. Es gab Familientraditionen, die man nicht leicht loswurde, vor allem bei so einem Vater. Aber daraus war das Interesse an ökologischer Landwirtschaft erwachsen, mit beeindruckenden Ergebnissen.
    Wie relevant war das alles für sie? Wäre in der Kiste irgendetwas gewesen, das auf den ersten Blick etwas Sachdienliches enthielt, hätte Sophie es entdeckt. Merrily schob die Ausschnitte wieder zurück, als das Telefon vibrierte, ehe es klingelte.
    Sophie.
    «Sie haben … eine Vertretung.»
    Ihre Stimme war nicht trocken, sie war ausgedörrt.
    «Das ging ja schnell.»
    «Merrily, es tut mir leid, aber es ist nicht Ruth Wisdom.»
    «Oh.»
    «Ruth hat unerwartete häusliche Verpflichtungen», sagte Sophie. «Konsequenterweise musste ich eine Rundmail rausschicken. Die leider … nach sehr kurzer Zeit beantwortet wurde.»
    «Ich hatte erwähnt, dass Jane hierbleibt, oder? Ich meine, sie hat ihr eigenes Apartment auf dem Dachboden, aber – es ist doch kein Kerl, oder?»
    «Es tut mir wirklich leid, Merrily», sagte Sophie. «Es wird Ihnen nicht gefallen, aber ich konnte nichts dagegen machen.»

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