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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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und den verfolgen Sie vermutlich immer noch. Warum haben Sie sich bei Jane mit Ihren Enthüllungen über die vier Pubs und die Himmelskörper eingeschmeichelt? Warum waren Sie so dahinter her, dass wir das Meisterhaus unter die Lupe nehmen, während Sie sich davongemacht haben?
    Der Schmerz ließ nach. Merrily ließ den Kopf in das Kissen sinken. Sie war mit ihrem üblichen kompromisslosen Tatendrang den Weg entlanggestolpert und hatte noch nach einer Klingel oder einem Türklopfer Ausschau gehalten, als sich schon die Haustür geöffnet hatte und sie fast über die Schwelle gefallen war.
    «Ich nehme an, Sie denken da an das Meisterhaus», sagte Mrs. Morningwood. «Bei dem Namen ergäbe das sicherlich Sinn.»
    «Aber es weiß niemand mit Sicherheit?»
    «In jener Zeit wurde so wenig aufgeschrieben, Mrs. Watkins. Die Tempelritter waren ja nicht gerade für ihre Schriftgelehrtheit bekannt. Soweit ich weiß, haben sie über nichts Buch geführt.»
    «Das wäre ihnen als Analphabeten auch ziemlich schwergefallen … Aber gibt es keine mündlichen Überlieferungen, keine Legenden darüber,
warum
de Molay kam?»
    «Vermutlich hat er die Niederlassung des Ordens hier besichtigt. Warum interessiert Sie das?»
    «Ich versuche nur, den Ort für mich in den Griff zu bekommen, zu verstehen, in welchem Ausmaß Garway mit den Tempelrittern in Verbindung steht.»
    Im Ofen brach ein Holzscheit in sich zusammen, und Merrily begann zu schwitzen.
    «Gut.» Mrs. Morningwood sah nicht auf und bearbeitete mit beiden Händen einen Zeh, als würde sie eine Pflaume schälen. «Sie sind wahrscheinlich voller Giftstoffe. Ich frage lieber erst gar nicht nach Ihrer Ernährung.»
    «Überwiegend vegetarisch. Etwas Fisch.»
    «Ein bisschen dies, ein bisschen das, verstehe. Bei vegetarischer Ernährung muss man gut aufpassen, sonst gibt es Mangelerscheinungen. Aber so wie Sie aussehen, vergessen Sie wahrscheinlich die halbe Zeit, überhaupt was zu essen.»
    «Das Leben findet ja nicht nur zwischen den Mahlzeiten statt.»
    «Das Leben, Schätzchen, muss in Form gehalten werden.»
    «Leichter gesagt als –
Oh, ver-
 … Ich dachte, Sie hätten gesagt, der Schmerz lässt nach.»
    «Dann habe ich wohl gelogen», sagte Mrs. Morningwood.
     
    Als Merrily aufwachte, immer noch auf der Chaiselongue, war das Licht in den zwei Fenstern blaugrau und das Licht in dem gusseisernen Ofen flüssig rot, wie der Krater eines aktiven Vulkans. Wie zuvor die Sonne in dem Rotweinglas, das sie bekommen hatte. Als sie es getrunken hatte, schien noch die Sonne. Jetzt war beides weg, die Sonne und der Wein.
    Mrs. Morningwood saß rauchend im Schaukelstuhl und schwang langsam vor und zurück. Merrily stützte sich mit den Ellbogen ab.
    «Was war da drin?»
    «Nicht viel. Vor allem Baldrian.»
    «Wozu das?»
    «Es hilft bei Nervenschwäche. Entkrampft den Magen. Fördert den Schlaf, manchmal ziemlich schnell.»
    «Das haben Sie mir nicht gesagt.»
    «Natürlich habe ich Ihnen das nicht gesagt – Sie wären sonst sofort abgehauen.»
    «So war das eigentlich nicht …» Merrilys Kopf fiel zurück auf das Kissen. «Wie lange bin ich jetzt schon hier?»
    «Warum sind Sie so besessen von der Zeit? Sie sind so lange hier, wie es nötig war.»
    «Na gut.»
    «Stehen Sie noch nicht auf, Mrs. Watkins, Sie könnten umkippen.»
    Sie hätte es auch gar nicht gekonnt, selbst wenn sie es gewollt hätte. Merrily fühlte sich schlaff und abgekoppelt und definitiv seltsam, aber trotzdem nicht schlecht. Und nicht betäubt, wie sie befürchtet hatte. In ihr schien etwas zu vibrieren, wie ein Motor im Leerlauf.
    «Wo haben Sie das alles gelernt?»
    «Die elementare Kräuterheilkunde – und sie
ist
elementar – habe ich von meiner Mutter, und sie hatte sie von
ihrer
Mutter und so weiter.»
    Auf dem Garway Hill gibt es immer eine Morningwood, so lange die Dachse auf die White Rocks scheißen!
    Gut. Merrily fühlte sich, als wäre sie von Außerirdischen aufs Mutterschiff entführt worden, wo man ihren Körper erforscht hatte, um sie dann wieder zurückzubringen. Und Mrs. Morningwood hatte das Experiment überwacht.
    «Es war nichts Kompliziertes, Schätzchen. Schlechte Ernährung, zu wenig Schlaf, Stress und nervöse Unruhe. Sie werden heute Nacht gut schlafen, vorher müssen Sie wahrscheinlich ziemlich viel pinkeln. Danach liegt es bei Ihnen. Das mit der Fußreflexzonenmassage habe ich aus London. Schien mir gleich was zu sein, das zu mir passt. Die Technik geht möglicherweise

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