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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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sie sich doch freuen sollten, ihn wiederzusehen.
    »Balduin …«, setzte sie an.
    Indessen hatte auch er es bemerkt. Immer wohler war ihm ums Herz geworden, je näher er der heimatlichen Pfalz kam, zunehmend erleichtert hatte er sich gefühlt. Doch nun brachte ihn etwas ins Stutzen.
    Ob nun der Küfer oder der Flickschuster, der Drechsler, Schildmacher oder Seifensieder – sie alle schienen ihn keines Blickes zu würdigen. Er ging schweigend weiter, versuchte sich zu sagen, dass die Leute hier zu beschäftigt waren, um ihn zu bemerken. Er ritt ja auch nicht zu Pferde ein wie sonst, und seine Kleidung war einfach und schmutzig.
    »Gudula!«, rief er da, als er das längst gealterte Gesicht der Magd erkannte, die eben einen Scheffel mit Flachs trug. Er hatte sie als Kind nie sonderlich gemocht, sie war ihm unheimlich gewesen, weil sie eine tiefe Feindschaft mit Johanna pflegte und er sich im Zweifelsfall auf die Seite seiner Amme stellte – trotzdem war er nun erleichtert, endlich in ein vertrautes Antlitz zu blicken. Doch sie reagierte nicht wie erwartet. Wie Adallinda, Gudulas ständige Gefährtin, die hinter ihr zum Vorschein kam, erstarrte sie und glotzte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Gudula! Adallinda! Ich bin es, Balduin!«
    Die beiden Frauen wurden kalkweiß. Hilfesuchend drehte sich Gudula nach Adallinda um, damit diese ihr sagen würde, was zu tun sei. Doch Adallinda ließ das Scheffel, das sie wie die andere in Händen trug, fallen, scherte sich nicht darum, dass der Flachs auf die Erde rollte, und machte augenblicklich kehrt, um sich im Inneren der Wirtschaftsgebäude zu verstecken.
    »Adallinda!«, rief ihr Balduin verwirrt nach, desgleichen wie Gudula den Namen der Gefährtin sagte und ihr dann augenblicklich folgte, ohne Balduin auch nur zu begrüßen.
    Unwillkürlich fröstelte er. Das, was er in den Gesichtern dieser Menschen für Gleichmut, für Missachtung gehalten hatte –war es nicht vielmehr Furcht?
    Judith stieß ihn vorsichtig an. »Sie wissen, was geschehen ist, sie …«
    Balduin hörte nicht auf sie. Weiter hinten hatte er die große, dürre Gestalt von Bruder Ambrosius ausgemacht, und mochten die dummen Mägde auch völlig verängstigt reagieren, der zwar asketische, aber im Grunde seines Herzens doch gutmütige Gottesmann war gewiss vernünftiger. Entschlossen schritt Balduin auf ihn zu, doch als der Mönch ihn erblickte, verhielt er sich nicht sonderlich anders als die übrigen. Er erstarrte wie Adallinda und Gudula – nur mit dem Unterschied, dass er sich schneller wieder fing, eiligst kehrtmachte und mit nervösen Blicken in die Kapelle flüchten wollte.
    »Bruder Ambrosius! Hiergeblieben!«, rief Balduin wütend.
    Der Mönch konnte sich dem befehlenden Tonfall seiner Stimme nicht verwehren. Seufzend blieb er stehen und drehte sich schließlich zögernd um.
    »Warum läufst du vor mir fort?«, fragte Balduin verwirrt. »Fürchtest du mich? Wo ist der Graf? Ich muss ihn sprechen.«
    Bruder Ambrosius war für seine aufrechte Haltung bekannt. Doch als Balduin zu ihm trat, duckte er sich unwillkürlich.
    »Graf Robert …«, setzte er zögernd an.
    »Was ist mit ihm?«, rief Balduin unwirsch.
    »Er … er wird dich nicht empfangen, mein Sohn.«
    »Was redest du da?«
    Bruder Ambrosius zuckte bekümmert mit den Schultern. »Er will sich den Zorn des Königs nicht zuziehen.«
    Aus Balduins Ahnung wurde Gewissheit. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass die Kunde von den Ereignissen in Senlis derart schnell den Weg hierher gemacht hatte, musste sich nun aber damit abfinden.
    Indes er nachdenklich verharrte, drehte sich Ambrosius eilig um und versuchte erneut, in die Kapelle zu flüchten.
    »Wartet!«
    Balduin war ihm mit raschen Schritten gefolgt und packte ihn an der Schulter. Zu seinem Entsetzen erschauderte der Gottesmann, als habe er ihn geschlagen. Balduin wich zurück. »Warum siehst du mich an, als wäre ich der leibhaftige Teufel?«
    Die Augen des Mönchs flackerten, seine Stimme klang nun jedoch gefasst, aber traurig. »Du weißt es noch nicht, Herr, oder?«
     
    Bischof Hinkmar von Laon ging mit sichtlichem Unbehagen auf und ab. Ein paarmal blieb er vor Judith und Balduin stehen, hob kurz seinen Kopf, um ihn missbilligend zu schütteln, und schritt dann weiter im Raum umher. Er gab zwar kein Wort der Schelte preis, doch es war augenscheinlich, was er von ihrem Verhalten hielt.
    Als Ambrosius die beiden zu ihm in die bischöfliche Residenz gebracht hatte, hatte Hinkmar

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