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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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beiden warst doch immer du diejenige, die sich als Opfer der bösen Welt wähnte. Wer, wenn nicht du, suhlt sich andauernd im Selbstmitleid?«
    Sie gab ihm keine Antwort. Husten brach sich erneut durch ihre Kehle, aber sie achtete nicht darauf, sondern wandte sich endgültig von ihm ab und ging.

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XXIX. Kapitel
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    Judith kam nur wenige Schritte weit. Sobald sie Balduins Blick nicht mehr fühlte, lehnte sie sich an eine Säule, schloss die Augen und hoffte, der Schwindel würde wieder vergehen. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirne, und die Brust tat zum Zerreißen weh. Eben noch – bei Kaiser Ludwig – hatte sie sich das erste Mal seit Monaten gesund gefühlt, wieder als Herrin ihres Körpers. Nun drohte er sie wieder zu bezwingen.
    Sie atmete hektisch gegen die drohende Ohnmacht an, fühlte schließlich, wie das Blut – eben noch abgesackt – wieder in sämtlichen Gliedern zu pulsieren begann. Als sie die Augen öffnete, war das Bild erstaunlich klar, selbst wenn sie noch nicht die Kraft aufbrachte, sich wieder von der Säule zu lösen.
    Das tat sie erst, als sie ein Kichern hinter sich wahrnahm. Erschrocken fuhr sie herum. Das Kichern stammte aus den Mündern zweier kleiner Mädchen, ebenso dunkeläugig und schwarzhaarig wie deren Mutter, die hinter ihnen stand. Jene hatte ein zartes Gesicht, aus dem übermächtig die Augenbrauen hervorstachen, die fast gänzlich über der Nase zusammenwuchsen. Sie trug purpurrote Seide und Schuhe aus dem gleichen Stoff, wie Judith sie noch nie zuvor gesehen hatte. ähnlich gewandet waren die beiden Mädchen. Die eine errötete, als Judiths Blick auf sie fiel, die andere kicherte in einem fort.
    Judith fasste sich rasch und nickte der Frau höflich zu.
    »Ich nehme an, du bist die Gattin meines lieben Cousins, die Kaiserin«, sprach sie und war erleichtert, dass kein neuerlicher Husten ihre Rede störte.
    Die andere nickte ebenso knapp zurück. Wie bei den Mädchen hatte sich auch in ihrem Gesicht Belustigung ausgebreitet, die in Judiths Augen eher bösartig als gutmütig schien. Jener Eindruck blieb erhalten, als sich die Kaiserin an die beiden Mädchen wandte. »Bleibt hier und lauscht, was ich Königin Judith zu sagen habe. Es mag auch euch eine Lehre sein.« Sie hob langsam den Kopf. »Angilberga ist mein Name.«
    Judith trat langsam auf sie zu, versuchte, sich daran zu erinnern, was sie über die andere wusste. Demzufolge war Angilberga die Tochter des Grafen Adelgisius von Parma, und jener stammte wiederum aus der in Italien einflussreichen Sippe der Supponiden. Irgendjemand, sie wusste nicht mehr wer, vielleicht ihre eigene Mutter, hatte behauptet, Angilberga sei habgierig und herrschsüchtig. »Nun, Angilberga«, sprach sie, »worin willst du mich belehren?«
    Angilberga grinste, und indessen die eine Tochter nun zu kichern aufhörte, brach sie selbst in ein Prusten aus. »Deine Macht ist viel zu laut, liebste Judith.«
    »Wie?«
    »Die Macht, die du über deinen Gatten ausübst«, erklärte Angilberga und sprach so abfällig, als hätte sie ein dummes, unbelehrbares Kind vor sich. »Verstehe mich nicht falsch – ich tue es auch: den Kaiser beeinflussen, wann immer es geht. Er hört mittlerweile fast allzeit auf meinen Rat, was auch daran liegen mag, dass er von so vielen Intriganten und Verrätern umgeben ist, mich jedoch schon an die zehn Jahre kennt und mir darum vertrauen kann. Doch diesen Rat, das lass dir gesagt sein, flüstere ich ihm im Dunkel der Nacht zu, sodass er am nächsten Morgen nicht sicher sein kann, ob er nicht selbst auf diesen Einfall gekommen ist. Das macht vieles leichter.«
    Judith fühlte neuen Schweiß zum schon erkalteten treten, wollte sich aber nicht die Blöße geben, ihn abzuwischen. Insgeheim wünschte sie, sie wäre der anderen im Vollbesitz ihrer Kräfte begegnet. So fühlte sie sich ihr ausgeliefert, wenngleich sie dennoch entschieden antwortete: »Ich habe eine lange Reisehinter mir. Ich wusste oft nicht, ob ich sie überleben würde. Nie habe ich mich zuvor so nutzlos gefühlt, nie so hilflos. Aber hier«, sie deutete auf den Säulengang und die vielen Räume der Kaiserpfalz, die dahinter lagen, »hier finde ich mich zurecht und kann mitreden. Das ist meine Welt – nicht die von Balduin.«
    Angilberga lachte wieder, und diesmal klang es wie das Gackern eines Huhns. »Dann wird der Streit, den ich belauschte, nicht der letzte gewesen sein«, sagte sie, jedoch ohne sonderliches Bedauern.
    Judith wich ihrem Blick aus,

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