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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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einfach unseres Weges ziehen zu lassen … vielleicht mit einer zusätzlichen Truppe, zu unserem sicheren Geleit. Und weil wir bereits hier in dieser schönen Stadt Pavia sind: Vielleicht könntest du uns zu Ehren ein Festmahl geben? Reisen macht hungrig.«
    Ludwigs Lippen rieben wieder aufeinander. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er sie unverschämt fand, aber er widersprach ihrem Anliegen nicht. Ehe er jedoch der Bitte nachkam, trat er auf Balduin zu, musterte ihn und schrie unerwartet heftig, offenbar, um seinem Zorn Ausdruck zu verleihen, der an Judith nur abzuperlen drohte: »Und du? Kannst du überhaupt sprechen? Oder hat dich meine Cousine nur wegen deines stählernen Körpers genommen?«
    Heiß schoss Balduin die Röte ins Gesicht. Gleichwohl einen guten Kopf größer als der König, schien er unter dessen höhnischem Blick zu schrumpfen. Er rang danach, ihm etwas entgegenzusetzen, sich zu verteidigen. Doch da war Judith schon wieder an seine Seite getreten, ergriff seinen Arm.
    »Ich dachte, Männer wie du mögen tapfere Krieger«, sprach sie ruhig, »also spotte nicht über ihn. Im Übrigen haben wir hier und heute doch genug geredet, nicht wahr?«
    Sie nickte dem König zu, als läge es an ihr, die Zusammenkunft zu beenden.
    »Ich habe noch keine Entscheidung darüber gefällt, was ich mit euch tun werde«, beharrte Kaiser Ludwig. »Ich werde sie euch … in einigen Tagen wissen lassen.«
    Judith lächelte kühl und machte nicht den Eindruck, als würde er sie mit seinen Worten quälen.
    »Ich danke Euch für die Güte, uns zu empfangen, und die unendliche Geduld, unserem Anliegen so aufmerksam zu lauschen«, sagte sie leise. Dann verstärkte sich ihr Druck auf Balduins Arm, und sie zog ihn hinaus.
     
    »Wie konntest du zulassen, dass er mich derart bloßstellte?«
    Sie waren kaum zehn Schritte gegangen, als es aus ihm herausplatzte, gleichgültig, ob Kaiser Ludwig es womöglich noch hören konnte oder nicht. Die Höflinge und Wachen, die sich hier im Säulengang aufhielten, taten es ganz bestimmt, auch wenn sie durch Balduin und Judith hindurchblickten, als gäbe es sie nicht – entweder aus Desinteresse oder aus Höflichkeit.
    »Wie konntest du das zulassen?«, entfuhr es ihm ein zweites Mal.
    Jetzt erst blieb sie stehen. »Ich?«, entgegnete sie und blickte ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Dieser vertrocknete Zwerg wollte sein Gift zuletzt auf dich speien, woraufhin ich ihm gesagt habe, er soll’s lassen, oder nicht?«
    »Das meine ich nicht!«, entgegnete er und suchte alle Kraft in seine Stimme zu legen, damit sie bestimmt klang, nicht etwa trotzig oder nörgelnd. »Andauernd machst du mich zum Narren!«
    Sie schüttelte nur den Kopf, ging einige Schritte weiter, blieb wieder stehen. »Sag mir, wann ich mich jemals gegen dich gewandt habe?«
    »Als wir auf die Truppe stießen«, entgegnete er, »und gerade eben wieder. Du sprichst nicht mit mir über deine Pläne. Du handelst, als wärst du ganz allein auf dieser Welt. Und ich habe dir hinterherzutraben wie ein Hündchen! Es geht nicht nur um dein Leben, sondern auch um mein Geschick. Also lass es mich mitbestimmen und mich nicht wie einen groben, dummen, maulfaulen Klotz danebenstehen!«
    »Ach Balduin!«, rief sie angewidert – und jetzt, da die Röte von ihrem Gesicht geschwunden war, erst jetzt sah er ihr an, wie müde sie war, wie ausgelaugt und erschöpft. Ihre Stimme klang trocken, sie kämpfte mit dem Husten, aber erklärte doch überzeugt: »Kaiser Ludwig ist mein Verwandter, nicht deiner! Und ich kenne Menschen wie ihn, ihre Machenschaften, ihre Intrigen. Ich weiß, wie man damit umgeht!«
    Sie rang nach Atem, doch darauf achtete er nicht.
    »Du weißt, wie man mit ihm umgeht? Von wegen! Vor den Kopf gestoßen hast du ihn, ihn beleidigt!«
    »Und was erregt dich daran? Hast du Mitleid mit ihm – weil er wie du ein Mann ist? Ich weiß ganz genau, wie weit ich gehen darf und wie weit nicht. überlass das ganz mir.«
    »Gewiss! Ich bin ja nur ein tapferer Krieger mit stählernem Körper, der notfalls rettet und beschützt und den man wegwirft, wenn man wieder auf eigenen Beinen stehen kann! Und in dessen Kopf nur Mordlust vorzufinden ist, kein vernünftiger Gedanke!«
    Sie schnaubte verächtlich, dann drehte sie sich ein zweites Mal um. »Hör endlich auf, dir leid zu tun«, warf sie ihm über die Schultern zu. »Das ist erbärmlich.«
    Unbeherrscht stampfte er auf. Es hallte auf dem harten, steinernen Boden. »Von uns

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