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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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unvermittelt am Arm zu packen und aufzuhalten.
    Madalgis schrie auf.
    »Erzähl es mir!«, forderte Johanna barsch. »Erzähl mir alles von ihm.«
    Madalgis nutzte die Gelegenheit, als sich Johannas Griff lockerte, um ihr den Arm zu entreißen. Sie rieb die schmerzende Stelle und zuckte verächtlich mit den Schultern.
    »Du hast mich erschreckt!«
    »Na und? Wirst es verkraften, jetzt aber sag mir …«
    »Was könnte ich dir sagen«, fiel Madalgis ihr scharf ins Wort, »was du nicht selbst beobachten konntest? Balduin isst wieder, er hat sich gebadet, er hat frische Kleidung angelegt, er ist sogar ausgeritten.«
    Das Lächeln auf ihren Lippen wurde selbstbewusst und spöttisch, aber es erreichte ihre schmalen Augen nicht. Sie blieben glanzlos und traurig.
    »Vor allem kann ich beobachten«, setzte Johanna wütend an, »dass du dich aufführst, als wärst du eine edle Frau! Ich habe gehört, wie sich Gudula und Adallinda über dich beschwert haben. Du würdest nicht mehr arbeiten wollen, sondern faul …«
    Madalgis lachte grell. »Was soll mich mehr erstaunen, Johanna?«, fragte sie. »Dass Adallinda und Gudula mit dir reden, obwohl man weiß, dass die eine dich fürchtet und die andere dich hasst? Oder dass du etwas auf das Geschwätz dieser Weiber gibst, von denen du dich doch sonst fernhältst? Lüg mich nicht an, Johanna! Adallinda ist dir gleich, Gudula ist dir gleich, und ich bin es auch. Balduin hingegen ist es nicht.«
    Johanna kniff die Lippen zusammen. »So ist es«, gab sie zu, um murrend hinzuzusetzen: »Also … wie geht es ihm? Was hast du mit ihm getrieben?«
    Madalgis ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie zupfte an ihrem Haar, als müsse sie es erst wieder in Form bringen, strich dann über ihr Kleid, bis es glatt war.
    »Das geht dich nichts an«, erklärte sie schließlich. »Hauptsache ist doch, dass es ihm besser geht. Dafür solltest du mir auf ewig dankbar sein, Johanna.«
    Johanna musterte das Mädchen, unverhohlen verächtlich.
    »Bild dir bloß nicht zu viel ein«, knurrte sie.
    »Bist du eifersüchtig auf mich? Weil ich ihm helfen konnte, du aber nicht? Weil sein Leib unter meinen Händen erwachte, während er unter deinen noch mehr erkaltete?«, spottete Madalgis.
    »Bild dir bloß nichts ein«, wiederholte Johanna.
    Da rückte Madalgis ihr katzenförmiges Gesicht ganz dicht an ihres. »Wag’s nicht, mir einzureden, ich sei wertlos. Das hat mein Vater oft genug getan – aber gebrochen hat er mich nicht. Balduin … Balduin braucht mich! Er … er begehrt mich! Er liebt mich!«
    Heiße Röte stieg in ihr Gesicht; erstmals ergriff die Erregung auch ihre Augen.
    »Ha!«, stieß Johanna da schon lachend aus. »Nimm dir, was du von ihm kriegen kannst – aber sein Herz gehört gewiss nicht dazu. Wein und Weiber also! Nun, wenn ihm das guttut und wenn er nur dadurch zum tapferen Krieger wird, so soll er’s haben. Glaube mir, auch ohne deine Hilfe kann ich ihn mit beidem mühelos versorgen.«

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IX. Kapitel
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    Ein fahr später
    Eine der Frauen lehnte sich an den Holzpfosten des Bettes. Eine andere hatte Balduin geräucherten Schinken, Brot und einen Humpen Bier gebracht und war danach hinter ihm stehen geblieben, wo sie dann und wann wie zufällig seine Schultern streifte. Die dritte hatte sich mit überkreuzten Beinen vor ihm auf dem Boden niedergelassen.
    »Erzähl es uns«, bedrängten sie ihn, »erzähl uns, Herr, wie du die finsteren Normannen besiegt hast!«
    Balduin nahm einen kräftigen Schluck. Seitdem er vor einem Jahr der Dunkelheit entflohen war, die kurzzeitig ihre Flügel um seine Seele ausgebreitet hatte, war er oft in den Krieg geritten. Nicht selten waren dabei sein Leib und Leben in Gefahr geraten, doch niemals wieder sein Gemüt. Es schien sich in Augenblicken des Leides und des Todes einfach blind zu stellen und sich umso mehr an anderen Momenten zu laben – dem Zeitpunkt nach einer Schlacht zum Beispiel, da man gewahrte, dass man noch lebte, da sämtliche Sinne, die eben nur auf den nächsten Schwerthieb ausgerichtet waren, den eigenen Leib wieder fühlbar machten. Oder eine Stunde wie diese, da er sich ausgeruht nach einem Bad an der Gegenwart der hübschen Mädchen berauschen konnte. Sie waren gekommen, um ihm Essen und frische Kleidung zu bringen – aber er konnte sich sicher sein, dass die eine oder andere bleiben würde, um ihm noch mehr Dienste zu erweisen.
    »Sie sind stark, sie sind unglaublich stark!«, übertrieb er.
    »Aber das bist du doch auch, Herr!«,

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