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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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als Bruder Ambrosius’ Name fiel. Er kannte ihn gut, war er doch auch Alpais’ Beichtvater, und als Kind hatte er den damals noch jungen, ernsthaften Mann gemocht. Jung war er jetzt nicht mehr, ernsthaft aber schon, und mit solcher Miene hatte er Balduin nach dem letzten Kriegszug beiseitegenommen. Vor Tollkühnheit hatte er ihn gewarnt, in die Tapferkeit rasch ausarten könne, vor allem aber vor der Sünde. Leichtsinnig würde er diese begehen, würde sich der Wollust ebenso hingeben wie der Maßlosigkeit. Jeder wüsste, wie viel Bier und Wein er trinke, wie viele Frauen er in sein Bett locke. Doch gerade einer, der den Tod stets vor Augen habe wie er, dürfe das Ewige Feuer nicht vergessen, das auf jeden Frevler warte.
    Balduin wusste, dass Ambrosius kein Heuchler war, der Wasser predigte und Wein trank, sondern dass er sich selbst redlich um ein gottgefälliges Leben bemühte – und doch war er ihm lästig.
    »Sag, Bruder«, hatte er erwidert, »würde ich in den Krieg reiten, wenn ich die Hölle fürchtete? Und kann der Allmächtige sich schlimmere Qualen im Jenseits ausdenken als jene, die der hiesige Mensch bereits zu erleiden hat?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, hatte er sich von Ambrosius abgewandt – und auch jetzt wollte er sich von dem Gedanken an ihn nicht länger ablenken lassen.
    »Der größte Fehler, den man nur machen kann, ist es, das Heer rechts und links vom Flussufer zu positionieren«, berichtete er den Frauen, jene Erzählung weitertragend, die auch bei den Kriegern am Lagerfeuer die Runde machte, auch wenn diesesEreignis schon viele Jahre zurücklag. »Das hat König Karl einst im Kampf gegen den berüchtigten Ragnar gemacht. Der hat ein ganzes Kontingent geschlagen und hat im Angesicht des zweiten einhundertelf Gefangene aufhängen lassen. Daraufhin sind die Franken geflohen. Um vieles besser wird man ihrer Herr, wenn man sie nicht vom Ufer aus angreift, sondern von befestigten Brücken.«
    »Die Normannen vergehen gewiss in Furcht vor dir!«
    »Den Normannen ist die Furcht fremd«, gab er zurück und fügte stolz hinzu: »Aber sie kennen meinen Namen und …«
    Er hielt inne, als er von der Tür her eine Regung wahrnahm.
    Madalgis war lautlos wie immer eingetreten. Weder konnte er sagen, wie lange sie nun schon da stand, noch was sie von seinen Geschichten hielt. Nur blasser als sonst erschien sie ihm.
    Als er das erste Mal nach Laon zurückgekehrt war, hatte er sich nach ihr und ihrem Leib gesehnt. Drei Tage lang war er kaum aus dem Bett gekommen, hatte ihren Körper wieder und wieder genommen. Doch dann, dann waren da plötzlich viele andere Frauen gewesen, die seine Gunst suchten, die sich ihm anboten, die ihm – gleich, was die Kirchenmänner mahnend verbieten mochten – ihren Körper schenkten. Was Madalgis ihm auch zu bieten hatte und was er manchmal immer noch gerne nahm, weil es ihm mühelos zufiel – einzigartig war es nicht gewesen, und er hatte gelernt, dass ebenso berauschend wie der Wein nicht das Weib, sondern die Abwechslung war, die viele Weiber brachten.
    »Was ist, Madalgis?«, fragte er, erhob sich und streichelte leichtfertig über ihre Schultern und ihren Hals. Sie wich ihm nicht aus, aber sie zuckte unwillkürlich zurück.
    »Nicht!«, entfuhr es ihr.
    »Hört ihr?«, spottete Balduin in die Runde. »Unsere Madalgis mimt die Keusche! Soll ich euch zeigen, wie schnell ich ihr das austreiben kann?«
    Die anderen Frauen lachten, doch es klang nicht befreit, sondern neidisch.
    Madalgis schüttelte kaum merklich den Kopf. »Dazu habt Ihrkeine Zeit, Herr«, sagte sie und mied das vertrauliche Du, das sie nutzte, wenn sie mit ihm alleine war. »Denn unten …« Sie zögerte.
    »Ja?«, drängte er, setzte erneut den Kelch an und leerte ihn in einem Zug.
    »Unten erwartet Euch ein Gast, Herr«, sagte sie. »Ein … hoher Gast.«
     
    Balduin schwindelte es vom Bier, als er das Gemach verließ. Anstatt mit festen, geraden Schritten den Gang zu durchmessen, drehte er sich einige Male um seine eigene Achse und stieß dabei ein Gekicher aus. Madalgis war die Einzige, die ihm hierher gefolgt war, aber sie griff nicht ein, sondern blieb in einigem Abstand stehen und musterte ihn ebenso traurig wie verächtlich.
    »Und wer ist es, der …«, setzte Balduin lallend an und stolperte beinahe über die eigenen Füße.
    »Vielleicht solltest du deinen Gast nicht warten lassen«, schlug Madalgis vor.
    »’s hätt man mir eben sagen müssen, dass er kommt«, nuschelte Balduin und

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