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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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entgegenneigen. Seid gewiss, unter meinen Damen werden sich gar manche finden, die einem hübschen Krieger alsbald ihr Herz zu Füßen werfen, nicht wahr?«
    Ihr Blick schweifte in die Runde, blieb bei Madalgis hängen. Die kalten Augen wurden weich – und mitleidig.
    »Eine freilich nicht. Die habt Ihr ja schon gehabt und hernach wieder weggeworfen!«
    Nicht nur Balduin zuckte zusammen, als sein Blick dem ihrenfolgte und er Madalgis erkannte; auch das Mädchen selbst erschrak, wurde tiefrot, ehe es den Kopf senkte. »Woher weißt du das, meine Königin … ich habe doch nie …«
    »Du hast es mir nie gesagt«, griff Judith ihre Worte auf, »aber der grausame Herr im Himmel hat mir leider die Gabe gegeben, in die Herzen der Menschen zu sehen, ob ich nun will oder nicht und ob diese es nun lohnen oder eigentlich viel zu schäbig dafür sind … So, und nun wollen wir die Männer in Frieden lassen und uns zurückziehen, meine Damen. Es stinkt mir hier ein wenig zu sehr nach Schweiß und Blut.«
    Sie nickte zunächst Madalgis zu, auf dass diese ihr vorausgehen möge, und dann ihrem Bruder. Balduin ignorierte sie, nur als sie dicht an ihm vorbeischritt, rümpfte sie die Nase – viel entschiedener als alle übrigen Regungen ihrer erstarrten Miene bis dahin ausgefallen waren.
     
    Das warme Wasser schlug über Balduin zusammen, als er sich tief in die Wanne sinken ließ. Eine Weile war es nur heiß und dunkel um ihn, und die Entspannung, die sich in seinem ganzen Körper ausbreitete, war so groß, dass die angestrengten Muskeln mit einem heftigen Schmerz antworteten, ehe sie sich dem Labsal fügten. Er hielt möglichst lange die Luft an, ehe er prustend wieder auftauchte. Vom Wasserdampf umnebelt, strich er sich die hellen Haare aus dem Gesicht und begann dann an Schultern, Hals und Armen zu reiben, um den Dreck des Tages, ja, der vergangenen Wochen von sich zu waschen.
    Anders als Gerold, der sein Leben lang wasserscheu blieb, liebte Balduin das Baden von klein auf. Das Wasser konnte ihm kaum heiß genug sein – selbst wenn das bedeutete, dass er ihm oft rot wie ein Krebs entstieg –, und es dauerte ihn außerordentlich, dass es in Laon Sitte war, lediglich am Samstag, in Vorbereitung auf den heiligen Sonntag, zu baden.
    Hier in Senlis schien jenes Gebot nicht zu gelten, denn nach dem Abendessen hatte ihm eine der Frauen angeboten, ihn ins Badehaus zu bringen, damit er sich von der Mühsal der Jagderholen konnte und von allem anderen, was hinter ihm lag. Man schien hier von den harten Monaten zu wissen, die er zuvor im unwirtlichen, umkämpften Flandern zugebracht hatte.
    Das Wasser plätscherte, als er wohlig seine Glieder ausbreitete. Nun, da er gesättigt und ausgeruht war, konnte er auch die Begegnung mit Ludwigs Schwester Judith überdenken, ohne vom Zorn übermannt zu werden. Er kannte der Frauen viele, und er wusste, dass manche nicht still, zurückhaltend und fromm waren wie Alpais, die Frau des Grafen, aber nie hatte er ein solch empörendes Ausmaß an gemeinem Spott und fehlendem Anstand erlebt. Dass Ludwig ihn hierher geladen hatte, deuchte ihn nicht länger als Zeichen, dass er ihre Verbundenheit stärken und die Spannung, die seit ihrer letzten Auseinandersetzung um die armen Bauern in der Luft hing, lösen wollte, sondern als Anlass, um ihm weitere kleine Stiche zuzufügen – auch wenn es nicht seine Zunge war, die ihm diese versetzte.
    Nun – bei diesem Gedanken konnte sich Balduin ein Grinsen nicht verkneifen –, nun, am Ende waren selbst Ludwig die dreisten Worte seiner Schwester zu viel geworden.
    Wieder plätscherte das Wasser, doch das war nicht der einzige Laut, der von den steinernen Wänden der Thermen hallte: Leise, vorsichtige Schritte wurden hörbar und erinnerten Balduin daran, dass ihn nicht nur Judiths rüdes Verhalten verstört hatte, sondern auch Madalgis’ Gegenwart, mit der er nicht gerechnet hatte. Niemand hatte ihm gesagt, dass sie Laon verlassen hatte. Und wenn er ehrlich war, hatte er sie dort weder vermisst noch nach ihr gefragt. Er hatte es immer gemocht, wenn sie bei ihm war – aber es nie als Versäumnis gewertet, wenn sie fehlte. Nur heute wollte er sie liebend gerne sehen, wollte fragen, was sie an Judiths Seite geführt und ob Ludwig sie nach Senlis ge-schickt hatte – er vermutete es, wenngleich er sich nicht erklären konnte, warum. Und als sein verhärteter Körper sich mehr und mehr entspannte, dachte er auch an ihre kleinen, festen Brüste und wie die Berührung

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