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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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er, »aber ich will allein sein … heute Nacht.«
    Er sprach es, drehte sich schulterzuckend um und ging.
    Ohnmächtig blickte Johanna ihm nach.
     
    Mitten in der Nacht fuhr Balduin hoch; sein Hemd war nass vor Schweiß. Noch dachte er, einer seiner üblen Träume, die ihn so oft verfolgten, hätte ihn geweckt. Doch dann gewahrte er einenSchatten neben seinem Bett, hörte den leisen Atem eines Menschen. Augenblicklich streifte er die Fänge des Schlafs ab und war hellwach. Noch ehe er wusste, wo er überhaupt war und wer in sein Gemach hatte schleichen können, zog er schon den Dolch, der wie üblich unter seinem Kissen lag, und war bereit, sich gegen einen heimtückischen Mörder zu wehren. Er zerrte die Gestalt an den Haaren hoch, um ihr Gesicht sehen zu können, presste den scharfen Dolch bedrohlich an deren Kehle – und wurde von einem bitterlichen Weinen zum Innehalten gebracht.
    Ich bin doch zu Hause in Laon, durchfuhr es ihn. Er ließ die Gestalt los, rieb sich die Augen. Die Glut des Kohlebeckens tauchte das Gemach in ein dunkelrotes Licht. Er konnte nicht viel erkennen, nur, dass der nächtliche Angreifer ein Mädchen war. Unwirsch warf er den Dolch beiseite.
    »Ich hätte dich töten können!«, schimpfte er. »Wer bist du?«
    Er wusste die Antwort bereits, noch ehe sie ihm stammelnd und unter anhaltendem Schluchzen gegeben wurde.
    Mechthild. Das Mädchen, das Johanna als erblühende Rose bezeichnet hatte. Sie zitterte erbärmlich, und ihre Augen waren rotgeweint.
    »Johanna schickt mich«, stammelte sie.
    Sie ließ den Kopf sinken, und eine Flut von dunklem Haar ergoss sich über ihr Gesicht. Die dicken Strähnen schienen das einzig Kräftige an dem zitternden Wesen zu sein, alles andere war dünn und kindlich. Von wegen erblüht!, dachte Balduin.
    Der Schlaf wich endgültig von ihm. Ebenso entschlossen, wie er zuvor nach dem Dolch gegriffen hatte, sprang er nun auf, nahm im Gehen seinen Umhang und schloss ihn über der nackten Brust, als er den Gang entlangeilte. Das Schluchzen des Mädchens wurde leiser, offenbar wagte es nicht, ihm zu folgen. Er hingegen beschleunigte seinen Schritt, stürmte in Johannas Gemach. Seit Jahren schlief sie hier. Obwohl sie längst nicht mehr seine Amme war, mochte ihr niemand das Vorrecht streitig machen, wie die Herrin im Haupthaus zu residieren.
    »Steh auf!«, rief Balduin ungehalten.
    In ihrem Zimmer war es nächtlich schwarz – und eiskalt. Im Kamin hatte offenbar schon seit Ewigkeiten kein Feuer mehr gebrannt, es gab weder ein Kohlebecken noch Talgkerzen oder Fackeln. Doch von der Finsternis ließ er sich nicht aufhalten.
    »Habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?«, brüllte er in den Raum. »Ich wollte allein sein … und du schickst mir ein Kind? Du musst sie gezwungen haben, sie sieht mir nicht aus, als wäre sie freiwillig gekommen. Sie zittert vor Angst und schluchzt herzerweichend ! «
    Seine Augen hatten sich ein wenig an das Dunkel gewöhnt. Ein Schatten regte sich – er gehörte zu Johanna, die sich aufrichtete. Ihre Stimme klang hellwach, als hätte sie nicht geschlafen, sondern wäre von zermürbenden Gedanken munter gehalten worden.
    »Dummes Mädchen«, meinte sie verächtlich. »Sie hätte ihre Chancen …«
    »Wie kannst du es wagen!«, schrie er. »Warum respektierst du meine Wünsche nicht?«
    Er fühlte, wie sie ihn anstarrte, auch wenn er ihre Augen nicht sehen konnte.
    »Du hast doch früher immer solche Mädchen haben wollen«, rechtfertigte sie sich. »Zart, frisch, kaum der Kindheit entwachsen. Alte Weiber haben dich noch nie interessiert. Warum hätte ich annehmen sollen, dass sich etwas daran geändert hat?«
    »Weil ich dir gesagt habe, dass ich allein sein will!«, begehrte er auf, aber seine Stimme klang beschämt. Die Worte, die sie sprach, verknüpften sich mit keiner Erinnerung. Er wusste, dass sie nicht log. Doch wenn er an die Mädchen dachte, die vielen Mädchen, dann tauchte kein einziges Gesicht von ihm auf, nur das weinende der kleinen Mechthild. Der gerechte Zorn schwand; Kopfschmerzen zogen auf, von jener Art, dass nur Bier sie beschwichtigen konnte, desgleichen wie die Gefühle, die da in seinem Magen grummelten: Unbehagen, Widerwille, Überdruss.
    »Tu das nie wieder!«, fauchte er in Johannas Richtung, aber er hielt den Kopf gesenkt.
    Ihr Schatten erzitterte. Ihre Stimme klang schmerzerfüllt. »Was ist mit dir geschehen, Balduin? Du bist so … weit weg.«
    Ehe er antworten konnte, füllte sich der Gang mit

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