Das Gestaendnis des Scheichs
verabschiedete sich vor dem Salon mit einer kleinen Verbeugung.
Ella stellte die Strahlenkranz-Schale auf einen der polierten Mahagonitische.
Wenige Minuten später erschien Khalid an der Tür, lehnte sich an den Rahmen und beobachtete sie interessiert.
„Was willst du denn hier?“ Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und sie sich kaum auf die Kameraeinstellungen konzentrieren konnte.
„Ich wollte nur sehen, wie die Fotosession läuft.“
„Hast du nichts Besseres zu tun?“
„Nein.“
Sie versuchte, ihn zu ignorieren, was ihr jedoch nicht gelang. Nachdem sie die erste Aufnahme gemacht hatte, klingelte es an der Tür. Sie sah auf. „Bekomme ich Besuch?“ Vielleicht würde er sie nun allein lassen.
Er warf einen Blick in die Halle und nickte. „Rashid und Bethanne. Sie kommen wie gerufen und können gleich helfen.“
„Helfen?“
„Die besten Bilder auszusuchen. Es sollen sich doch möglichst viele Interessenten davon angesprochen fühlen, oder?“
„So ist es.“ Je schneller sie Geld verdiente, desto eher konnte sie ausziehen.
„Hallo.“ Rashid betrat den Raum, gefolgt von einer großen blonden Frau. „Ella, das ist meine Verlobte, Bethanne Sanders. Bethanne, das ist Ella Ponti. Wie wollt ihr euch verständigen?“, fragte er auf Arabisch.
„Ich spreche auch Italienisch, Französisch und Englisch.“ Ella ging durch den Raum auf die beiden zu.
„Meine Verlobte kann Englisch“, stellte Rashid fest.
„Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagte Bethanne und streckte die Hand aus.
Ella ergriff sie und lächelte. „Sehr erfreut. Mein Englisch ist nicht besonders gut. Sie müssen entschuldigen, wenn ich Fehler mache.“
„Zumindest können wir uns unterhalten. Ich nehme übrigens Arabisch-Unterricht bei einem Professor von der Universität. Doch die Sprache ist nicht leicht zu erlernen.“
„Und beim Hausmädchen“, fügte Rashid sanft hinzu.
Bethanne lachte. „Ja, bei ihr auch.“
„Etwa bei Walt Hampstead?“, erkundigte sich Ella.
„Ja, kennen Sie ihn denn?“, fragte Bethanne und lächelte erfreut.
„Mein Mann hat an der Uni in der sprachwissenschaftlichen Abteilung gearbeitet. Ich kenne den Professor und seine Frau recht gut. Er ist ein hervorragender Lehrer.“
„Wir wollten uns Ihre Arbeiten ansehen“, erklärte Rashid. „Wie ich sehe, haben Sie schon die ersten Bilder gemacht.“
„Ja, ich möchte einige Stücke für einen kleinen Katalog fotografieren. Falls genügend Interesse besteht, kann ich vielleicht schon bald eine Ausstellung eröffnen.“
„Warum machen Sie das hier im Salon?“, fragte Bethanne, während sie zum Tisch ging, um sich die Schale anzusehen. „Oh, die ist wirklich wunderschön. Die haben Sie gemacht? Ganz erstaunlich.“ Vorsichtig ließ sie den Finger über den Rand gleiten.
„Ich finde, dass die Kreationen vor den eleganten Möbeln besser zur Geltung kommen. Der Hintergrund wird zwar leicht verschwommen sein, aber man soll den Eindruck bekommen, dass meine Arbeiten gut in ein elegantes Ambiente passen.“
„Und Khalid war natürlich von der Idee begeistert“, stellte Rashid mit einem Blick auf seinen Bruder fest.
„Natürlich, sonst wäre sie ja nicht hier“, erwiderte Khalid, ohne eine Miene zu verziehen. „Ihr beiden könnt euch übrigens nützlich machen. Ihr seid unvoreingenommen und könnt helfen, die geeignetsten Stücke für den Katalog auszuwählen.“
„Ich würde mir auch gern Ihre anderen Werke ansehen“, sagte Bethanne sofort.
„Dann zeige ich Sie Ihnen. Gehen wir rüber ins Atelier?“
„Mach noch ein paar Fotos von den beiden Schalen, dann kannst du die nächsten von drüben holen“, schlug Khalid vor.
Während der nächsten beiden Stunden diskutierten sie lebhaft, wie man die Schalen und Vasen am besten arrangierte und welche sich als Exponate anboten. Rashid erklärte sich schließlich bereit, seine Mutter nach Galeristen zu befragen, die Interesse an diesen Kunstwerken zeigen könnten.
An Ella zog alles wie im Rausch vorüber. Mit Alia al Harum hatte sie zwar Pläne geschmiedet, doch nun jagten sich plötzlich die Ereignisse.
Khalid sah sie lange an, dann sagte er: „Genug für heute. Wir gehen rüber zum Haupthaus und essen gemeinsam auf der Terrasse zu Mittag. Bethanne, du hast Ella noch gar nicht erzählt, was du beruflich machst. Das wird sie sicher interessieren.“
Ella lächelte ihm dankbar zu. „Ich räume noch ein wenig auf und komme dann nach.“
Rashid und Bethanne
Weitere Kostenlose Bücher