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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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kalten Wassers zusammen, ihre Augen sprangen auf, und sie ruderte mit den Armen wie eine Windmühle. Sie begann zu schreien, und Merell hoffte, das sei ein gutes Zeichen.
    »Du bist böse, Merell. Du hast Libia zum Weinen gebracht.«
    Eine rote Plastiktasse stand am Rand der Badewanne. Merell füllte sie mit Wasser und hielt sie an Olivias Lippen.
    »Sie kann noch nicht aus der Tasse trinken«, sagte Valli. »Sie mag nur Fläschchen.«
    »Dann hol eines.«
    Merell goss aus dem Hahn Wasser in die Plastikflasche und schraubte den Nuckelverschluss fest zu. Sie hielt ihn an Olivias aufgesprungene Lippen, aber Olivia schien vergessen zu haben, wie man saugt.
    Merell wurde bang ums Herz.
    Beim Geräusch einer zuschlagenden Tür und sich nahenden Schritten wandten sich die Kinder um. Tante Roxanne rief: »Merell, wo bist du?«
    Victoria rannte ins Familienzimmer und schrie: »Merell hat was Schlimmes gemacht.«
    Merell weinte vor Erleichterung, als sie ihre Tante in der Badezimmertür stehen sah.
    »Ich bin so schnell ich konnte gekommen.«
    Sofort wusste sie, was zu tun war. Sie kniete sich neben die Wanne, und die Zwillinge hingen an ihren Schultern und zogen an ihren Armen, übertrumpften sich aufgeregt mit Versionen der heutigen Ereignisse und gaben Merell die Schuld für alles Schlimme, was sich jemals zugetragen hatte. Normalerweise hätte sich Merell verteidigt, doch sie war zu erleichtert und dankbar, um sich um das Gequassel zu kümmern.
    »Zwillinge, seid ruhig. Merell, erzähl du, was los war.«
    Sie stolperte über ihre Worte, aber ihre Tante schien zu verstehen.
    »Also, als Erstes müssen wir den kleinen Spatz kühlen.«
    Celia kam mit prall gefüllten Tüten zurück, und Tante Roxanne machte ihr wütende Vorhaltungen, weil sie Merell und ihre Schwestern allein gelassen hatte, während Simone schlief. Celia versuchte sich herauszureden, aber Tante Roxanne sagte, sie habe keine Zeit, sich das anzuhören.
    »Ich möchte, dass Sie hierbleiben und auf die Zwillinge aufpassen, und wenn meine Schwester aufwacht, dann richten Sie ihr aus, dass wir in der Notaufnahme sind.«
    Im Krankenhaus betrieben die Schwestern und Ärzte einen Riesenaufwand für Olivia. Bald wurde Merell klar, dass alles gut werden würde, ihr verkrampfter Bauch entspannte sich, und ihre Hände ballten sich nicht mehr automatisch zu Fäusten.
    Olivia wurde Flüssigkeit eingeflößt, und der Sonnen brand wurde behandelt. Sie hatte einen Wespenstich an der Rückseite des Oberschenkels. Auf dem Untersuchungstisch der Notaufnahme sah sie in ihrem nach hinten gekippten Autositz rosig und friedlich aus. Merell dachte, sie könnten das Krankenhaus sofort wieder verlassen, doch eine Schwester sagte, sie müssten noch auf einen anderen Arzt warten. Dieser Arzt hatte ein Klemmbrett dabei, und zunächst war sich Merell nicht sicher, ob er ein richtiger Arzt war, weil sein weißer Kittel so makellos weiß und perfekt ge bügelt war, aber auf seinem Namensschild stand Dr. Jerry Hamid. Er stellte Tante Roxanne einige Fragen und beobachtete sie eindringlich, während sie darauf antwortete. Manchmal machte er sich Notizen.
    »Ich muss darüber einen Bericht schreiben«, sagte er, mit seinem Klemmbrett gestikulierend. »Das Baby war ver nachlässigt bis hin zu dem Punkt …«
    Tante Roxanne fiel ihm ins Wort, aber auf eine höfliche Art. »Dr. Hamid, ich will das nicht bagatellisieren, ich weiß, ein Sonnenbrand ist eine ernste Sache. Aber meine Schwester ist schwanger und nicht auf der Höhe. Sie hat vier kleine Kinder, und normalerweise hat sie eine Hilfe, nur leider heute nicht. Sie hat Olivia draußen an einen, wie sie dachte, geschützten Platz gestellt, und dann … Sie hat noch drei andere Kinder. Es war einfach zu viel für sie. Heute.«
    Dr. Hamid kaute auf dem Ende seines Bleistifts herum, was Merells Lehrer als schlechte Angewohnheit bezeichneten. Er hatte Augen von der Farbe von Schokoladensoße mit dicken Lidern, und er blinzelte nicht, als er den Blick zwischen Merell und ihrer Tante hin und her wandern ließ. »Wie haben Sie von der Sache erfahren, Mrs. Callahan?«
    »Meine Schwester hat mich in der Arbeit angerufen.«
    Die Lüge verblüffte Merell.
    »Und wo ist die Mutter jetzt?«, fragte er. »Warum ist sie nicht hier, bei ihrem Baby?«
    »Sie ist zu Hause«, sagte Roxanne. »Sie war nicht in der Verfassung zu fahren, also habe ich sie bei den anderen Kindern gelassen …«
    »Was meinen Sie mit ›nicht in der Verfassung‹?«
    »Nun, sie ist

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