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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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sie sich in der Nähe des Feuers niederließen und Vendanji begann, sich leise mit ihnen zu unter halten. »Du hast nicht dein ganzes Leben lang Zeit, das Nöti ge zu lernen, Sodale. Wenn dein Körper ruht, musst du im Geiste üben. Nicht immer wird jemand in der Nähe sein und dir helfen können. Geh lieber ans Feuer und lass Vendanji deine Wunde versorgen.«
    Braethen blickte auf das Schwert in seiner Hand hinab und drehte es hin und her, so dass es schwach im Schein der Flammen blinkte. Dann schob er es in die Scheide und ging müde zum Feuer hinüber. Kopfschüttelnd setzte er sich, ein paar Schritt von den Jungen entfernt, die gerade versucht hatten, ihn zu töten.
    »Ich bin Meche«, sagte der junge Mann, der Braethen erwischt hatte. »Bitte verzeiht mir. Grant schickt uns zu den Grenzen aus, fast den ganzen Mondlauf lang. Wir setzen Markierungen, halten Ausschau nach Eindringlingen und lernen jeden Winkel des Mals besser kennen. Sollen wir vorauslaufen und euch ankündigen?«, fragte er. »Wenn wir das nicht tun, werden andere wahrscheinlich ebenso reagieren wie wir.«
    »Das wird kein zweites Mal geschehen«, sagte Vendanji in einem Tonfall, aus dem Braethen eine gewisse Abscheu heraushörte.
    Meche wandte sich Braethen zu. »Seid Ihr verletzt?«, fragte er.
    Braethen hob die aufgeschlitzte Handfläche hoch.
    »Ein Schwertkämpfer, der im Mal mit seiner Waffe übt, den befragt man nicht, sondern macht ihn unschädlich.« Meche zeigte keine Spur von Reue.
    Doch Braethen konnte dieser Logik nicht folgen. »Und warum?«, fragte er, und seine Stimme klang schärfer, als er beabsichtigt hatte.
    Meche sah den Sodalen gelassen an. »Weil nur eine Art von Männern hierherkommt. Und die wollen sich einen Namen machen, indem sie den Hüter des Mals töten.«
    »Diesen Grant«, mutmaßte Braethen.
    »Braethen«, sagte Vendanji, der dieses Gespräch offenbar beenden wollte.
    »Und wir sind seine Schützlinge, Sodale. Wir bewachen das Mal, leben meistens hier, und wenn es nötig ist, verteidigen wir das einzig Gute darin.« Meche fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Und das ist Grant«, sagte Braethen ein wenig ungläubig.
    Meche nickte. »Und die Blüte unter seiner Hand.«
    Vendanji nahm Meches Worte mit finsterer, besorgter Mie ne auf.
    Doch Braethen hatte endgültig genug von Rätseln und Geheimnissen. »Wunderbar, eine Blüte. Aber wie ist dieser Mann zum Hüter des Mals geworden, und was, um alles in der Welt, hält ihn an einem so abscheulichen Ort?«
    Meche sah Vendanji an. »Wir sehen uns bald.« Dann stand er auf und nickte Vendanji noch einmal zu, ehe er zwei Finger neben den Mund legte wie zu einem kryptischen Gruß und gen Süden in die Dunkelheit verschwand. Die anderen folgten ihm und verabschiedeten sich mit der gleichen Geste.
    »Ruh dich aus, Sodale«, sagte Vendanji, schloss die Augen und ließ den Kopf wieder an den Felsbrocken sinken, an dem er angelehnt saß.
    Braethen beobachtete, wie die Atemzüge des Sheson rasch tiefer wurden. Er hatte Vendanji noch nie so schnell einschlafen sehen. Und so blieb der Sodale mit seinen Fragen allein. Vor allem wollte er wissen, weshalb sie einen Mann aufsuchten, der so wenig von der Welt wissen wollte, dass er inmitten der menschenfeindlichsten Gegend außerhalb des Borns lebte.

38
    DER FÄHRTENLESER
    T ahn kämpfte darum, sich zu befreien, stemmte die Hände in das weiche Flussbett und versuchte sich hochzudrücken. Was auch immer ihn gepackt hielt, war viel zu stark. Seine Lunge begann zu brennen, und er warf sich hin und her, verdrehte den Hals und schlug mit den Füßen um sich. Rote Wolken bildeten sich im Wasser um seinen Kopf. Die Finger bohrten sich in seine Haut. Tahn überlegte fieberhaft. Er ließ die Arme einknicken in der Hoffnung, den Angreifer zu überraschen und sich einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Sein Gesicht wurde in den Schlick gedrückt, und seine Nase füllte sich mit nassem Sand.
    Seine Brust verkrampfte sich unter dem zwanghaften Drang, Luft zu holen. Tahn unterdrückte ihn, doch er wusste, dass er bald Wasser einatmen und ertrinken würde.
    Das Wasser um sein Gesicht trübte sich, er konnte nichts mehr sehen. Verzweifelt griff er hinter sich in der Hoffnung, den Arm des Angreifers zu erwischen und ihn zum Loslassen zu zwingen oder ebenfalls ins Wasser zu ziehen. Er bekam nichts zu fassen. Das Wasser brodelte. Trübes Licht, das durch das bewegte Wasser fiel, verzerrte alles vor seinen Augen. Er zappelte und stieß mit dem Rücken

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