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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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zurückkehrte.
    Braethen entfernte sich ein gutes Stück von ihrem Lager. Im Zwielicht schimmerte der Stahl seiner Klinge ganz leicht vor dem dunklen Himmel. Man hätte glauben können, dass sich nur die Sterne darin spiegelten. Er berührte die kunstvolle Schmiedearbeit, strich mit dem Finger die Hohlkehle entlang bis zur Spitze und tippte sie vorsichtig an.
    Dann begann er damit, langsam die Hiebe und Stöße zu üben, die Mira ihm beigebracht hatte. Er setzte die Füße bewusst und sorgfältig auf und achtete stets auf sein Gleichgewicht. Braethen hielt inne, um sich die Stirn zu wischen, und ließ dabei das Schwert sinken. In diesem Moment sah er aus den Augenwinkeln einen Schatten durch die Dunkelheit huschen. Ehe er aufblicken konnte, versetzte ihm jemand einen heftigen Schlag gegen die Brust, und er fiel japsend auf die Knie.
    Sogleich traf ihn ein Stiefel im Gesicht, er wurde zur Seite geschleudert, das Schwert fiel ihm aus der Hand und landete einen Schritt entfernt auf dem toten Erdboden. Hastig rollte er sich herum, weil er als Nächstes einen Tritt in die Rippen erwartete. Das Scharren vieler Füße war zu hören, und mehrere weitere Schatten huschten durch sein verschwommenes Gesichtsfeld.
    In Panik streckte er suchend den Arm nach seinem Schwert aus. Seine Hand streifte es im Dunkeln, und die Klinge schlitzte ihm die Handfläche auf. Er widerstand dem Impuls, die Hand sofort zurückzuziehen, schaute über die Schulter und erhaschte einen Blick auf eine heranstürmende menschliche Gestalt. Wieder rollte er sich zur Seite, und Stiefel stampften direkt hinter ihm laut auf den Boden. Übelkeit schwappte in ihm hoch, das Blut schoss ihm in den Kopf, und seine Brust war noch wie zugeschnürt von dem ersten Schlag. Er konnte keine Luft holen und nicht um Hilfe rufen.
    Auf Händen und Knien krabbelte er auf einen zarten, hellen Schimmer zu – sein Schwert! Schnelle Schritte folgten ihm, doch Braethen riss die Waffe an sich, drehte sich auf den Rücken und hob die Klinge der Gestalt entgegen, die ihn verfolgte.
    Der Schatten hielt inne, eine zum Sprung gespannte Gestalt hob sich vom Abendhimmel ab. Braethen konnte die Augen nicht erkennen. Seine Brust verkrampfte sich vor Gier nach Luft, war aber immer noch wie zusammengepresst. Er konnte nicht nach Mira oder Vendanji rufen. Die Gestalt zog ein Schwert, und in diesem Moment schlug Braethen seine Klinge drei Mal fest an einen nahen Felsbrocken. Das Klirren hallte scharf durch die stille, trockene Luft wie Glockenschläge.
    Die Gestalt vor ihm blickte auf, als sich neue Schritte näherten. Sie trat ein wenig zurück und wandte das Schwert in Richtung der Geräusche. Braethen sah drei Schemen aus der Dunkelheit auftauchen, die sich der nahenden Hilfe in einer groben Linie in den Weg stellten – wie Schatten, die aus dem Boden gewachsen waren, oder Geister jener Stilletreuen, die vor so vielen Zeitaltern in der großen Schlacht gefallen waren.
    Aus dem Schnitt in seiner Handfläche rann Blut an Braethens Arm hinab, und der Griff seines Schwertes wurde glitschig davon. Dann kam Bewegung von rechts: Mira und Vendanji rannten herbei.
    Braethen duckte sich und sah, wie Vendanji rotes Feuer aus seinen Händen gen Himmel schoss. Ein höllischer Schein erhellte die Gesichter ihrer Angreifer. Da standen vier junge Burschen – keine Geister, keine Unholde aus dem Born. Keiner der Jungen konnte mehr als zwanzig Nordsonn-Feste zählen. In der plötzlichen Helligkeit rissen sie die Augen auf, und Ehrfurcht und Faszination zeichneten sich auf ihren Gesichtern ab. Sofort ließen sie die Waffen sinken.
    »Wir hielten Euch für Stille, Sheson, bitte verzeiht uns«, sagte eine Stimme in der Nacht. »Wer hier Stahl schwingt, hat immer finstere Absichten.«
    »Ist Grant bei euch?«, fragte Vendanji und trat näher.
    »Nein.«
    Braethen ließ sein Schwert sinken, als er den Zusammenhang begriff. Nur ein Lenker des Sheson-Ordens konnte seine Künste hier nutzen. Ein Velle hätte nichts, woraus er die Kraft dazu ziehen könnte, denn dem Boden war bereits alle Forsa geraubt worden. Er rappelte sich hoch und japste nach Luft. Beinahe hätte er ins Grab gefunden.
    »Wie weit ist es?«, fragte Vendanji.
    »Ein Tagesmarsch«, sagte der Junge. »Ich bringe Euch hin. Ist nicht leicht zu finden.«
    »Ich glaube, ich kenne den Weg«, entgegnete Vendanji. »Aber ehe ihr geht, setzt euch ein wenig zu uns ans Feuer.«
    Die vier Jungen gingen vorsichtig an der Fern vorbei.
    Mira beobachtete, wie

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