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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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an Beine. Sofort versuchte er, den Mann von den Füßen zu reißen.
    Die Beine gaben nicht nach. Sie standen felsenfest, wie mit dem Grund verwachsen.
    Der Zwang zu atmen wurde zu stark, und kaltes Wasser schoss durch Tahns Nase und Mund herein. Es fühlte sich an wie ein Dolch in seiner Kehle, und er musste husten. Panik überkam ihn, und er schlug noch heftiger um sich, während er mit sich kämpfte, nicht noch einmal einzuatmen.
    Tahn zog die Füße unter sich, stieß sich mit aller Kraft ab und durchbrach die Oberfläche. Er japste nach Luft und sah verschwommen Sutter, der zu seinem Pferd eilte, etwa zwanzig Schritt entfernt. Er hörte einen Laut – halb Knurren, halb Kichern –, und dann drückte das Wesen, das ihn im Nacken gepackt hielt, ihn wieder unter Wasser.
    Tahn zerrte an der Hand in seinem Nacken und schlug auf Finger und Handgelenk ein. Das Ding hielt eisern fest. Tahns Lunge begann erneut zu brennen, und rote Punkte flackerten vor seinen Augen. Sein Widerstand erlahmte, seine Arme wurden müde und schwer.
    Dann dröhnte schnelles, heftiges Platschen durch das Wasser wie dumpfe Schläge. Das Geräusch schien näher zu kommen, es wurde lauter.
    Gerade als er sicher war, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als noch mehr Wasser in seine krampfende Lunge zu atmen, löste sich die Hand von seinem Nacken, als würde sie heftig weggezogen. Die Fingernägel rissen seine Haut auf.
    Tahn schoss nach oben und rang mit einem rasselnden Atemzug nach Luft. Er würgte und konnte sich nicht aufrecht halten, so sehr hustete und keuchte er. Das Wasser in seinem Hals gab ihm das Gefühl, er würde trotzdem ertrinken.
    Tahn blickte sich um und sah eine dunkel gekleidete Gestalt, die sich gerade aufrichtete, und Sutter, der offenbar im flachen Wasser zur Seite geschleudert worden war. Das Platschen, das Tahn gehört hatte, mussten Sutters Schritte gewesen sein – er hatte sich auf Tahns Angreifer gestürzt und ihn durch schiere Kraft von seinem Freund weggezerrt. Die Gestalt schlug nach Sutter, der taumelnd auswich und wieder hinfiel. Das Geschöpf verschwendete keine Zeit mehr auf den Rübenbauer. Es fuhr herum und fixierte Tahn. Sofort erkannte er den Fährtenleser, dem sie nördlich von Myrr begegnet waren. Sei ne bleiche Haut glänzte nass, und der durchweichte Umhang klebte an seinem ausgemergelten Körper.
    »Geduld, Kind«, mahnte die Kreatur. »Ich habe nicht die Absicht, dich zu töten. Ich will nur deinen Geist brechen, ehe ich dich mitnehme.«
    Tahn krabbelte rücklings durchs Wasser wie eine Flusskrab be und versuchte, auf die Beine zu kommen, damit er seinen Bogen erreichen konnte. Über die Schulter schaute er nach den Pferden, die sich ein Stück zurückgezogen hatten und nervös in der Nähe der Bäume tänzelten.
    Der Fährtenleser folgte ihm. Seine Füße glitten durchs Wasser, ohne die Oberfläche zu kräuseln.
    Ein grausiges Lächeln breitete sich über sein Gesicht, während er rasch näher kam. Das Grinsen ließ grobe, unnatürliche Falten in der straffen, dünnen Haut entstehen, die aussah, als würde sie gleich über den scharfen, kantigen Gesichtszügen aufplatzen. Das Ding kam immer näher, und die leicht gekrümmte Haltung erweckte den Eindruck, als verfolge es stets vornübergebeugt die Spur seiner Beute am Boden. Seine Finger streiften die Wasseroberfläche, ebenfalls ohne sie sichtbar zu durchbrechen.
    Tahn versuchte aufzustehen, trat aber auf seinen nassen Umhang und fiel wieder hin. Blitzschnell drehte er sich um, um sich dem Angreifer entgegenzustellen. Der Fährtenleser stürzte sich auf ihn.
    Tahn hörte das schrille, klagende Geräusch, mit dem ein Schwert aus der Scheide glitt. In der Dämmerung schimmerte die Klinge in einem schnellen Bogen.
    Tahn sah, wie sich Sutters Schwert in die rechte Schulter des Fährtenlesers grub. Dieser verzerrte das Gesicht zu einer schrecklichen, hasserfüllten Grimasse und stieß ein heulendes Gebrüll aus, das wie der Ruf eines Seetauchers über den Fluss hallte. Der Stilletreue fuhr zu Sutter herum, so dass Tahn endlich aufstehen und zu Jole hinübersprinten konnte. Jeder hastige Schritt stach in seinem Fuß, als trete er auf Dolche, doch er zwang sich, die Schmerzen zu ignorieren und schneller zu laufen.
    Er erreichte sein Pferd, zog den Bogen vom Sattel und legte im Umdrehen einen Pfeil an.
    Ein eisiger Schauer kribbelte in seinem Rücken, als er sah, dass der Fährtenleser ihn schon fast erreicht hatte. Sutter kniete mit blutigen Händen am

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