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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Regieren hilft. Und das ist zweifelsohne Dwayn.«
    Die Regentin lächelte um ihren Finger herum.
    »Und vielleicht muss ich mir jetzt ohnehin keine Sorgen mehr um die Bar’dyn und Vendanji und den Rest machen. Ihr könnt ihnen helfen.«
    Das Lächeln erstarb auf Helainas alten Lippen. »Du hast die Bar’dyn gesehen, Junge? Und Vendanji? Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Ja. Vendanji hat uns geholfen, vor den Bar’dyn zu fliehen. Shanbe auch.« Penit drehte sich um und lächelte den Ta’Opin an. »Aber wir wurden von Tahn und Sutter und Braethen und Mira getrennt und haben sie seitdem nicht mehr gesehen.«
    »Wir werden später über all das sprechen«, verkündete die Regentin in gebieterischem Ton. »Für den Augenblick muss ich mich mit diesem beispiellosen Ausgang des Lesherlaufs befassen und mich der Frage widmen, wer den Sitz an meinem Tisch einnehmen soll.« Sie musterte die Gesichter beider Jungen forschend. »Penit hätte der rechtmäßige Sieger sein sollen, und dass er das Rennen aufgegeben hat, stellt seine Bescheidenheit und Weisheit umso mehr unter Beweis, da er glaubte, im Interesse des Rates zu handeln. Doch das Volk hat mit angesehen, wie Dwayn das Band heruntergerissen hat, und wird ihn daher zum rechtmäßigen Kindermund erklären.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und straffte die hängenden Schultern. Wendra glaubte einen Moment lang, die frühere Schönheit und Erhabenheit der Regentin sehen zu können, als Helaina mit königlich erhobenem Haupt und großem Nachdruck fortfuhr: »Mehr noch, der junge Penit erinnert uns an den Geist des Lesherlaufs, den Geist dieses Tisches. Wir entehren uns selbst, wenn wir sein Opfer infrage stellen.« Sie sah Penit an. »Außerdem, mein Sohn … obwohl ich mich freuen würde, dir hier einen dauerhaften Sitz zuzuweisen, vertraue ich deiner Einschätzung des jungen Dwayn. Ich hoffe, dass mir die Weisheit zugutekommt, die du ihm zuschreibst.«
    Dann sah die Regentin Artixan an, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte. Der Sheson nickte mit befriedigter Miene. Im selben Augenblick öffnete sich die Tür, und ein Page verneigte sich tief.
    »Entschuldigt bitte, Regentin«, sagte er. »Aber das Höchste Gericht ist von einem Augenblick auf den anderen zusammengerufen worden, um die Verteidigung des Bogenschützen zu hören.«
    »Was soll das heißen?«, fragte die Regentin, stand auf und ergriff ihren Gehstock. Feuer brannte in ihren Augen. »Wir können das nicht der Justiz überlassen, sonst kommt es zu Unruhen.«
    »Vergebt, Herrin«, fuhr der Page fort, »aber gegen alle Widerstände unseres Magistrats hat sich jemand auf das Recht des Bewahrten Willens berufen, und dieses Gesetz ist laut den Annalen immer noch gültig. Man hat mir aufgetragen, Euch dorthin zu bringen, damit Ihr Euch das Gesuch anhört und darüber befindet. Gerichtsrat Hiliard vom Höchsten Gericht will ohne Eure Billigung kein Urteil über den Widerspruch fällen.«
    Die Regentin sah sich um. Der Zorn war ihr klar und deutlich vom Gesicht abzulesen. Ihre faltigen Wangen röteten sich. Sie sagte nichts, presste aber den Mund zu einer dünnen, verkniffenen Linie zusammen. Am Ende klopfte sie einmal mit dem Stock auf den Boden und stieg dann die Stufe zum Boden des Saals hinab.
    »Folgt mir, Artixan«, sagte sie. »Ihr anderen auch. Ich steige diese Treppen heute nicht noch einmal hinauf. Wir reden bei der letzten Mahlzeit des Tages über den Rest Eurer Enthüllungen.«
    Sie rauschte an ihnen vorbei und klopfte mit dem Stock auf dem Marmorboden den Takt dazu. Wendra ging zu Penit und drückte ihn kurz an sich, als sie alle der Regentin durch die Tür und die vielen Stufen zum Höchsten Gericht hinunter folgten.

18
    Bewahrter Wille
    W endra konnte den Gerichtssaal bereits hören, bevor sie auch nur in seine Nähe kamen. Spekulationen und Murren erhoben sich vielstimmig wie das Summen eines Bienenstocks. Gerichtsdiener kamen in Sicht und huschten wieder davon, erledigten hastig Besorgungen und überbrachten Nachrichten. Wachen standen gleichmütig neben dem Eingang. Viele weitere wandelten in den offenen Gängen umher; manche standen in kleinen Grüppchen beisammen, flüsterten miteinander und schüttelten die Köpfe. Als die Regentin vorbeikam, nahmen diese Männer Haltung an. Sie ignorierte sie völlig.
    Die Tür zum Gerichtssaal schwang bei ihrem Erscheinen auf, so dass eine Welle aus Geschwätz und Lärm über alle hinwegbrandete. Helaina blieb einen Moment lang stehen und straffte

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