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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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gelten zu lassen, dass seine Untat gerechtfertigt war?« Penit trat ans Feuer und beugte sich nahe heran. Er starrte böse voller Verachtung darauf hinab. »Ihr, Kerl, wärt wahrscheinlich bald eine Handvoll Münzen im Geldbeutel eines Meuchelmörders, wenn ich den Rächer, der Euch töten würde, begnadigen und mich in meiner Handlungsweise gerechtfertigt fühlen würde.«
    »Es war ihr Kind«, flüsterte Wendra in plötzlicher Erkenntnis. »Die Richterin ist die Regentin selbst, und der Mann hat versucht, ihr Kind zu töten.« Sie sah mit hängendem Unterkiefer und weit aufgerissenen Augen zu Tahn hinüber.
    »Die Einzelheiten sind unerheblich«, fuhr Penit fort. »Ihr habt in eigenen Worten zugegeben, dass Ihr unserer Herrin offen getrotzt habt. Es ist wohlbekannt, dass Ihr in die heikelsten Geheimnisse des Reiches eingeweiht seid. Ihr erkennt die Aussagen von Zeugen als Wahrheit an, die beschreiben, dass Ihr den Wünschen unserer Herrin zuwidergehandelt habt. Und Ihr erscheint hier heute, bereit, Eure Moralvorstellungen über das Gesetz dieses Höchsten Gerichts und die Tradition zu stellen, die in Decalam seit den Feigen Jahren befolgt wird.« Penit wedelte mit der Hand, als wollte er das unerträgliche Bild des Angeklagten beiseitewischen, und richtete sich langsam aus seiner leichten Hocke auf. »Wir könnten jetzt schon fertig sein. Euer Hals sehnt sich nach dem Strick. Streitet Ihr irgendetwas davon ab?«
    Penit drehte sich gezielt um und entspannte sein Gesicht zu fast völliger Ruhe. »Ja.«
    Wieder keuchten Wendra und Sutter. Braethen schaute zu Penit hoch, der erneut seine Aufmerksamkeit geweckt hatte.
    »In diesem Saal sind schon keine sicheren, friedlichen Traditionen mehr befolgt worden, seit die Dunklen Zeitalter auf das Tabernakel des Himmels gefolgt sind. Der Solath Mahnus ist ein Denkmal der Möglichkeiten, aber heute sind viele Stühle in den Ratssälen unbesetzt, und das bereits seit dem Zweiten Eid. Blutlinien von Familien, die sich bis zum Krieg des Ersten Eides zurückverfolgen lassen, sind heute mit der Feigheit der Zivilisation verwässert. Wir sind jetzt nur noch mehrere Völker, die in einem weiten Land lose Beziehungen unterhalten, aber die großen Reden, die wir schwingen, lassen es vielleicht wirken, als ob wir bedeutender wären, als wir es sind.« Penit baute sich breitbeinig auf und sah noch herausfordernder als zuvor gen Himmel. »Wir sind Männer, Frauen und Kinder. Wir sind hoffnungsvoll und fähig. Unser Verständnis ist in vielerlei Hinsicht gewachsen, und wir erfreuen uns seit Generationen des Friedens.« Penit brach ab. Seine Augen schienen das Licht der Sterne aufzufangen. Seine Stimme wurde leiser und tiefer. »Aber wir sind keine Götter .«
    Tahn lief ein Schauer über den Rücken. Penit stand entschlossen da, blieb weiter in seiner Rolle und blickte zu einer Richterin auf, die niemand sehen konnte.
    Die Miene des Sheson verfinsterte sich.
    Dann wirbelte Penit heftig herum, so dass seine Füße einen Regen aus Staub und Steinen auffliegen ließen, als er sich zwang, stehen zu bleiben. »Welch eine Dreistigkeit! Welch eine Respektlosigkeit! Wie könnt Ihr es wagen, so etwas zu ihr zu sagen, die unsere oberste Herrscherin ist, die große Lenkerin unseres Reiches! Ihr seid ein sturer Esel. Ihr entweiht die vornehme Gesinnung, zu deren Ehren dieser Saal einst errichtet wurde. Welch ein Vorwurf! Ihr seid nicht hier, um kleinliche Urteile über unsere Regentin zu fällen. Ich werde Euch in Fesseln legen lassen …«
    Penit machte einen Satz und verzichtete auf die Drehung. »Interessant, dass Ihr davon ausgeht, dass meine Worte sich nur an unsere Regentin richten. Entweder seid Ihr verschlagen genug, meine Äußerung dahingehend zu verengen und so Eure Herrin zum Zorn zu reizen, oder es behagt Euch selbst nicht ganz, welchen Anteil Ihr daran habt, Rechte und Macht zu beanspruchen, die eigentlich niemand anderem als den Ersten vorbehalten sind. Solcher Hochmut bleibt nicht ohne Folgen!«
    Sutter schüttelte den Kopf und nickte dann, bevor er ihn wieder schüttelte. Wendra sah ganz wie die Mutter aus, die sie ihrem eigenen Kind gewesen wäre: stolz, aufmerksam, glücklich.
    Penit glitt zum Platz der Regentin hinüber. »Wir kommen anscheinend oft auf den Stolz zurück.« Die Empörung wich aus seinem Gesicht, und Mitleid trat an ihre Stelle. »Aber uns wurde durch den Shesonorden die Macht verliehen, aus dem Willen zu schöpfen. Diese Gabe wird angewandt, wie es den Sheson

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