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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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stehen würde. Dass ich den Schuss nicht vermeiden würde, wann immer es um Liebe ging.« Tahn verstummte erneut.
    Wendra nahm an, dass ihm die schreckliche Ironie bewusst war, dass eine Lektion, die er auf ihre Kosten gelernt hatte, dafür verantwortlich war, dass sie nun wieder trauerte. Sie hoffte, dass dieses Wissen ihm Schmerzen zufügte, da sie es selbst nicht tun konnte.
    Am Ende fügte er schlicht hinzu: »Ich musste es tun, Wendra … Ich liebe sie.«
    Wendra blieb seinem Flehen und seinen Entschuldigungen gegenüber gleichgültig und saß da, ohne ihn anzusehen. Am Ende ging ihr Bruder davon und ließ sie allein, was ein Segen war.
    Dann versank sie tief in ihrem eigenen Schmerz, konnte ihm aber keinen Ausdruck verleihen.
    Sie hatte ihrem Bruder in den ersten Augenblicken nach seinem Schuss ihre Vorwürfe und ihren Hass an den Kopf gekrächzt. Sie fühlte sich nicht mehr verpflichtet, Balatins Mahnung zu befolgen, Tahn wichtiger als alles andere zu nehmen. Mittlerweile hatte er sie schon zweimal im Stich gelassen, und dazu die jungen Leben, die sie zu lieben und schützen geschworen hatte, obwohl diese Kinder unter so unglücklichen Umständen zu ihr gekommen waren. In ihrem Innersten wusste sie, dass er es nicht böse meinte, aber genauso wenig hielt er sich an den Rat ihres Vaters, dass sie aufeinander aufpassen sollten.
    Sie fühlte sich erbärmlich.
    Visionen hilfloser Kinder in den Händen ihrer Peiniger quälten sie. Für Wendra war es eines, wenn Männer oder Frauen die Folgen ihrer eigenen Fehlentscheidungen oder sogar das, was der Wille eines anderen ihnen aufzwang, erdulden mussten, aber etwas ganz anderes, wenn die Schreie von Kindern, die bei Erwachsenen Geborgenheit suchten, ungehört verhallten.
    Das Lied regte sich in ihr, und sie sehnte sich schmerzlich danach, ihm eine Stimme zu verleihen, obwohl sie sich selbst nicht sicher sein konnte, ob sie es hören und seine Auswirkungen spüren wollte. Seine Düsternis ließ ihr alles vor den Augen verschwimmen, so dass trotz des hellen Tageslichts jede Farbe aus der Welt zu schwinden schien.
    Sie dachte an ihr eigenes Neugeborenes, das verschleppt worden war, so dass sie mit den Armen einer Mutter zurückgeblieben war, die nie das Gefühl kennen würde, ihr eigenes Kind zu halten. Sie erinnerte sich an die stillen Momente, in denen sie dagelegen, seine Bewegungen in ihrem Bauch gespürt und es geliebt hatte, bevor es auch nur zur Welt gekommen war. Sie dachte an einen Jungen, der an die Meistbietenden hatte verkauft werden sollen, die sicher eine Fülle abscheulicher Absichten mit ihm gehabt hatten; erinnerte sich an den Mut, den er bewiesen hatte, als er ihre Höhle verlassen und sich allein auf die Suche nach Hilfe gemacht hatte, als sie verwundet gewesen war. Letzten Endes dachte sie an ihre eigene Unfähigkeit, auch nur eines der beiden Kinder zu beschützen. Sie fühlte sich wie ein Gefäß, das zum Vergnügen anderer benutzt wurde, um ihre Wünsche zu befriedigen. Ihre quälenden Gedanken ließen sie in unbeherrschtes Schluchzen ausbrechen. Sie kannte jetzt nur noch den Klang ihrer Trauer, die sich, wie sie fand, so anhörte, als würde sie laut ihren eigenen Tod beklagen.
    Sie war sich bewusst, dass sie kaum Wahlmöglichkeiten hatte. Entweder konnte sie bis zum Fels der Erneuerung durchhalten oder Penit folgen. Auf Ersteres hatte sie wenig Lust, aber zu Letzterem war sie nicht in der Lage. Sie sammelte Hände voll Schnee auf, wusch sich das Gesicht und beruhigte sich dank des eisigen Brennens. Sie würde erst einmal mit zum Tillinghast reisen. Aber es würde ein Zeitpunkt kommen, zu dem sie mitsamt ihrer Hoffnung und ihren furchterregenden Liedern dem Jungen folgen würde, um ihn zu befreien, Vergeltung zu üben oder mit ihm unterzugehen.
    Bis dahin würde die Last ihrer Verachtung ihr Herz ausfüllen, den Schmerz des Verlusts lindern und Klänge weben, von denen sie wusste, dass sie ihnen eines Tages ihre Stimme leihen würde, sobald sie genesen war und Gelegenheit dazu hatte. Und dann würde sie niemandem mehr vertrauen.
    Niemandem.

31
    Ein Grashalm
    W ährend Braethen Vendanji in den Sattel half, setzte Grant dem Leiden des verletzten Pferdes ein Ende.
    »Haltet euch nicht lange auf«, befahl Mira. Ihre Stimme hatte wieder einen beherrschten Tonfall angenommen, der keinen Widerspruch duldete.
    Sie stiegen alle auf. Wendra zuckte ein wenig zusammen, als Sutter sich auf Penits Pferd schwang. Braethen ließ den Blick über die Reihe der

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