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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Das Reden allein reicht aus, mir kleine Schmerzspitzen in den Hals schießen zu lassen. Aber ich glaube, der Schmerz gefällt mir. Er bedeutet schließlich, dass ich am Leben und nicht mehr in Steinsberg bin.« Tahn hörte, wie Sutter sich im Bett bewegte. »Beim Himmel, was ist dir nur zugestoßen? Irgend so ein großer Kerl ist heute Morgen hereinspaziert und hat mir einen ekelhaften Brei auf die Lippen geschmiert. Ich wollte den Grund dafür in Erfahrung bringen, aber er hat mir die Hand auf den Mund gelegt und gesagt, dass du schlafen musst.«
    Tahn ließ den Kopf wieder aufs Kissen sinken. »Ich erinnere mich nur noch verschwommen. Nachdem Sevilla gegangen war, hat mich nach und nach eine Lähmung erfasst. Bevor ich meine Arme nicht mehr spüren konnte, habe ich noch eine Trage gebaut und an Jole festgebunden. Irgendwann haben wir die Klippen und die Schlucht gefunden. Unterwegs bin ich ohnmächtig geworden. Ich bin aufgewacht, als Gehone uns gefunden und hierhergebracht hat …«
    »Wo ist ›hier‹?«, fiel Sutter ihm ins Wort.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie schwiegen. Jenseits der Tür erinnerte sie das gelegentliche Geräusch von Stiefeltritten auf Holz daran, dass sie nicht allein waren.
    »Du hast gesagt, dass du gelähmt warst. Hat Sevilla dich vergiftet?«
    Tahn dachte über die Frage nach. Vielleicht hatte er das wirklich getan. Er mochte Gelegenheit dazu gehabt haben, als Tahn geschlafen hatte, aber irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass es zutraf. Er schüttelte den Kopf, immer noch froh, sich wieder ein wenig bewegen zu können. »Vielleicht«, sagte er. »Aber was auch geschehen ist, du solltest wissen, dass wir jetzt bei einem Mitglied der Liga zu Gast sind.«
    Tahn hörte ein kurzes Luftschnappen. »Weiß er über uns Bescheid? Wir müssen weg, Tahn, komm.« Die Bespannung unter Sutters Bett knarrte, als er versuchte aufzustehen. Tahn lauschte den angestrengten Bemühungen; Sutter keuchte und hielt immer wieder die Luft an, bevor er ächzend ausatmete und weiter versuchte, sich aus dem Bett hochzustemmen. Am Ende hörte Tahn, wie sein Freund sich fallen ließ und aufgab. »So weit sind wir gekommen«, sagte Sutter, »und nun endet es so.«
    »Unfug«, sagte Tahn. Seine Lippen arbeiteten immer noch langsam. »Meine Erinnerungen sind verschwommen, aber Gehone kommt mir wie ein anständiger Kerl vor, und wenn er Bescheid gewusst hätte, hätten wir die Nacht vielleicht in einem weniger bequemen Bett verbracht.«
    »Du redest irre. Ist dir klar, was du da sagst?« Sutters Stimme wurde nachdrücklich und leise zugleich, als ob er darauf bedacht war, nicht belauscht zu werden. »Vendanji hat uns geraten, uns vor der Liga in Acht zu nehmen. Ich bin für das warme Bett dankbar, aber erinnerst du dich nicht an all die vielen Geschichten, in denen ein Angeklagter gesund gepflegt wird, damit er auf eigenen Beinen zum Galgen gehen kann?«
    Tahn hob den Kopf. »Was ist aus deinem Misstrauen dem Sheson gegenüber geworden? Plötzlich glaubst du Vendanji also? Wann hat er uns je genug von irgendeiner Geschichte erzählt, um uns ein Urteil darüber zu erlauben, was wir glauben können? Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass er vielleicht der Grund dafür ist, dass die Bar’dyn nach Helligtal gekommen sind? Womöglich haben sie Jagd auf Vendanji und Mira gemacht …« Bei ihrem Namen blieben Tahn die Worte in der Kehle stecken. Das Bild ihrer klaren grauen Augen stieg ungeheuer kraftvoll in seinem Geist auf. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie sie auf einem Schaukelstuhl in einer verlassenen Hütte tief im Helligwald am Fenster gesessen hatte. Sogar in jener Dunkelheit hatte er ihre Augen gesehen.
    »Glaubst du das?«, erwiderte Sutter. »Hast du vergessen, dass die Bar’dyn in euer Haus gekommen sind, zu Wendra …« Er brach ab, und die Stille kehrte ins Zimmer zurück.
    Während sie freundschaftlich schwiegen, verblasste das Licht und erschien wieder, wenn Wolken an der Sonne vorbeizogen. Dann kam jemand den Flur entlang auf die Tür zu.
    Tahn sagte rasch: »Du hast recht. Wir werden aufbrechen, sobald wir können. Lass Gehone nicht wissen, dass du wieder zu Kräften gekommen bist.«
    »Zu welchen Kräften?«, erwiderte Sutter lachend und bekam einen krampfartigen Hustenanfall. Aber die absurde Situation ließ ihn trotz der quälenden Zuckungen weiterlachen.
    Tahn lächelte. Er und Sutter hatten sich immer schnell wieder vertragen.
    Die Tür schwang auf, und Gehone trat mit einem Tablett ein, auf dem

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