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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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bevorstehen, und was das betrifft, meine ich, dass der Fortschritt …« Gehone ging, ohne den Satz zu vollenden.
    Tahn und Sutter saßen da und starrten die Tür an, während die Stiefeltritte des Ligaten sich den Gang entlang entfernten.
    Sutter stand an dem Tag zwei Mal aus dem Bett auf und ging leise im Zimmer auf und ab, um seine Kraft zu erproben. Der Rübenbauer zuckte bei jedem Schritt vor Schmerz zusammen, aber er konnte stehen, und das zu sehen linderte Tahns eigenes Unbehagen. Beim ersten Mal ließ Tahn ihn nachsehen, ob die Stäbe sich in seinem Mantel befanden; sie waren noch da. Bis zum Abend war Tahn selbst wieder in der Lage, ein paar Finger und Zehen zu bewegen. Er war noch nie so froh gewesen, zu spüren, wie sich derart unwichtige Körperteile regten. Gehone kam zum Abendessen wieder und brachte ihnen diesmal dünne Fleischscheiben und geviertelte, mit Bratensaft übergossene Tallah-Wurzeln. Dazu gab es ein mildes Bitter. »Gut für deinen Kreislauf«, sagte er und setzte Tahn den Becher an die Lippen.
    Der Ligat erwähnte ihre Reise und die bevorstehende Ankunft seines Vorgesetzten am Folgetag nicht mehr. Stattdessen beschränkte er sich auf belangloses Geplauder, erlaubte es Tahn und Sutter, die Mahlzeit zu genießen, und brach, als sie fertig waren, ohne ein weiteres Wort auf. Nach dem Abendessen stellte Tahn fest, dass er die Fäuste ballen und die Arme heben konnte. Als die Nacht sich herabsenkte, ließ Gehone eine Laterne für sie brennen, deren Flamme der Luft zwar kaum die Kälte nahm, ihre Betten und ihre Haut aber in ein wärmeres Licht tauchte.
    Tahn betrachtete die Narbe auf seiner Hand und sagte: »Er hat unsere Sachen gar nicht durchsucht.«
    »Was?«, fragte Sutter in abgelenktem Tonfall.
    »Soweit ich weiß, hat Gehone kein einziges Mal versucht, mehr über uns herauszufinden, indem er unsere Habseligkeiten durchsucht.« Tahn schaute zu Sutter hoch.
    »Vielleicht musste er das gar nicht«, antwortete Sutter. »Ich habe das Gefühl, dass er uns auch so schon ganz gut einschätzen kann.«
    »Du glaubst, dass er Bescheid weiß und uns schützt?« Tahn warf einen nervösen Blick zur Tür hinüber.
    »Nein. Ich glaube nicht, dass er den Verdacht hat, dass wir aus Helligtal kommen oder etwas mit einem Sheson und einer Fern zu tun haben. Aber er spürt, dass wir vor irgendeiner Gefahr fliehen, und er weiß, dass wir aus Steinsberg gekommen sind. Er muss sich fragen, was uns krank gemacht hat. Vielleicht weiß er, dass es ein Wanderer war, weil er wusste, wie er uns helfen konnte.«
    »Grüne Paste«, murmelte Tahn.
    »Ja … Und wenn dieses Ding ein Wanderer war, wie er sagt, dann muss er sich fragen, wie wir ihm entkommen sind. Beim Himmel, Tahn, das Ding war ein Stilletreuer! Wie sind wir es überhaupt losgeworden?«
    Tahn saß stumm da und dachte an einen leeren Bogen, der ziellos über eine gewaltige Schlucht hinweg gespannt wurde. Schwach ballte er die Fäuste, schlug mit den Armen um sich und traf auf beiden Seiten das Kopfteil des Bettes. Was haben diese Bilder zu bedeuten?
    Sutter wartete, bis sich sein Zorn gelegt hatte. Über das Zischen der Laterne hinweg sagte er: »Ich denke schon die ganze Zeit über die Bar’dyn nach, Tahn. Als wir damals von den anderen getrennt wurden, haben sie etwas gesagt, irgendetwas über Lügen. Erinnerst du dich daran?«
    »Nein«, antwortete Tahn sofort. »Sie sind Gräuel aus dem Born. Die Lügen sind ganz auf ihrer Seite.«
    »Ich dachte ja nur«, fuhr Sutter fort. »Gehone redet nicht wie ein Mitglied der Liga und bietet an, uns zu helfen, während Vendanji wortkarg ist, selbst dann, wenn sein Schweigen uns in Gefahr zu bringen scheint. Alles kommt mir verdreht vor, falsch herum. Ich komme einfach nicht dahinter. Ich würde gern auf der Stelle zu meinen Wurzeln zurückkehren.«
    Tahn lachte unwillkürlich.
    »Ich meine es ernst«, sagte Sutter und lachte doch bei den Worten. »Was würde ich nicht geben, matschige Fußspuren in Hambleys Schankraum zu hinterlassen und mir anzuhören, wie er darüber schimpft. Mir mit dir ein Rennen zum Steinbruch zu liefern. Die Mädchen auszuspionieren, wenn sie zum Erntebad gehen. Das waren Abenteuer«, verkündete er und ließ die Augenbrauen vielsagend spielen. Dann fügte er etwas bekümmerter hinzu: »Oder meinen Vater wiederzusehen.«
    Aber Sutter hielt sich nicht lange mit den traurigen Gedanken auf und brachte Tahn bald zum Lachen. Sie alberten ausgelassen herum und vergaßen darüber ganz, wo sie sich

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