Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
Vom Netzwerk:
zwei kleine Schalen und zwei schmale Becher standen. Dampf stieg aus allen auf. Er stellte das Tablett auf eine Kommode, ging zu Sutter hinüber, richtete ihn auf und stützte ihn mit seinem Kissen ab, bis sein Hustenanfall sich legte.
    »Du bist ein liebenswerter Bursche«, sagte Gehone und nahm das Tablett wieder an sich, »aber ich würde dir raten, dir den Humor aufzusparen, bis deine Lunge den Druck ertragen kann.« Er stellte eine Schale und einen Becher auf das Tischchen neben Sutters Bett. »Vergeude keinen Tropfen«, mahnte er. »Die Kräutermischung wird dich stärken, und die Brühe wird alles heilen, was dich plagt.« Gehone ging zu Tahn hinüber und setzte sich zu ihm. »Kannst du die Arme schon wieder bewegen?« Tahn schüttelte den Kopf. »Ah, aber den Hals! Gut.« Gehone hob Tahn mühelos hoch und lehnte ihn mit dem Rücken ans Kopfteil des Bettes. Er nahm die Schale zur Hand und löffelte etwas Brühe daraus hervor. »Seid ihr bereit, mir zu erzählen, was euch nach Steinsberg geführt hat? Und leugnet nicht, dass ihr dort wart. Eure Stiefel sind mit Erde überkrustet, die dorthin gehört.« Gehone schob Tahn einen Löffel Brühe in den Mund, aber die schmackhafte Gemüsesuppe wurde ihm auf der Zunge sauer.
    »Abenteuer«, sagte Sutter um einen Mundvoll der heißen Brühe herum.
    Gehone sah Sutter fragend an.
    Unter dem Blick des Ligaten zuckte Sutter ein bisschen zurück. »Eigentlich war es ein dummer Zufall«, fügte er hinzu.
    Gehone wandte sich wieder Tahn zu. »Ist das die Wahrheit, mein Junge?«
    Tahn nickte einfach.
    »Sieh an.« Der Mann steckte Tahn noch einen Löffel in den Mund. »Dann habt ihr aber Glück gehabt, lebend von dort entkommen zu sein. Der Überlieferung nach gehört Steinsberg schon den Wanderern, seit seine Bewohner es verlassen haben. Falls das stimmt, seid ihr beiden dort gewiss unbemerkt geblieben.« Gehone musterte Tahn aufmerksam.
    »Was sind ›Wanderer‹?«, fragte Sutter mit angespannter Stimme.
    Ohne den Blick von Tahn abzuwenden, erklärte Gehone: »Wanderer waren die ersten Geschöpfe, die unter der Weißung des Einen zu leiden hatten: Ihnen blieb keine körperliche Gestalt, in denen ihre Forsa wohnen konnte. Sie sind als die Unbehausten bekannt; sie haben weder Knochen noch Muskeln, und so versuchen sie, anderen Menschen beides zu rauben. Sie spuken in Steinsberg herum, weil die Knochen der Toten dort angeblich in der Lage sein sollen, umherschweifenden Geistern Leben zu verleihen. Alberner, abergläubischer Kram, aber die Geschöpfe der Feigen Jahre sind hungrige Wesen. Sie hätten euch nicht erlaubt, wieder zu gehen, wenn es sie überhaupt geben würde.« Ein vorsichtiges Lächeln huschte über Gehones Lippen.
    »Vielleicht haben wir diese Wanderer ja besiegt«, sagte Sutter. »Vielleicht sind wir deshalb so schwach und hilfsbedürftig zu dir gelangt.«
    Gehone stellte die Schale ab und drehte sich zu Sutter um. Sobald der Mann ihm den Rücken zuwandte, schüttelte Tahn den Kopf, um Sutter zum Schweigen zu bringen.
    Gehone sprach mit väterlicher Geduld: »Unwahrscheinlich, mein junger Freund, es sei denn, in euch Jungen steckt mehr, als es den Anschein hat.« Gehone fuhr sich mit der Hand durch den Bart und warf einen Blick auf das Lederstück an Sutters Hand, das die Sedagin ihm geschenkt hatten. »Aber lasst mich ehrlich sein. Ich habe euch beide ohne Hosen gesehen, und wenn ihr keine Melura seid, dann seid ihr eben erst diesseits des Wandels. Wenn ihr wirklich durch Steinsberg gekommen seid, dann muss ich mich fragen, was euch hindurchgebracht hat. Melura oder nicht, irgendetwas ist an euch jungen Burschen ungewöhnlich, und ich hoffe, dass es nicht eure Neigung ist, Lügen zu erzählen. Denn morgen stattet mein Kommandant mir seinen üblichen Besuch ab, um meine Berichte entgegenzunehmen und mir Befehle zu überbringen. Er wird über euch Bescheid wissen wollen und weitaus beharrlicher fragen als ich.« Gehone wandte sich wieder um und begann Tahn zu füttern, der stumm aß, während der Ligat ihm dann und wann das Kinn abwischte. Als Tahn satt war, sammelte Gehone das Geschirr ein und wandte sich zum Gehen. Er blieb stehen, als er die Tür schon halb zugezogen hatte. »Meine Amtsbrüder legen den Kurs der Bruderschaft fest, und dieser Kurs ist auch mein Kurs. Aber der Schwanz einer Schlange befindet sich dort, wo vor mehreren Windungen der Kopf war. So weit von der Führung entfernt, kann ich nicht sicher sein, welche Veränderungen vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher