Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
verteidigen, und verzog bei der Berührung ein wenig das Gesicht.
Sie wanderten über einen Hügel; undeutliche, gespenstische Mondschatten lagen hinter ihnen. Einen Augenblick später stand die Welt plötzlich in Flammen. Wie aus dem Nichts erhoben sich sieben große, massige Gestalten vom Boden. Sie zeichneten sich vor der samtigen Dunkelheit des Himmels ab, und ihre gewaltigen Schattenrisse verdeckten die Sterne. Hinter ihnen standen zwei schlankere Gestalten, in lange Roben mit weiten Kapuzen gehüllt. Velle! Neben jedem der Stillelenker standen kleinere Wesen, zusammengesunken und niedergeschlagen. Jede der Kreaturen bewegte sich, und das Gefühl der Verbindung und der Nähe, ein Teil von allem und damit auch von ihnen zu sein, schlug Wellen wie erhitzter Teer. Braethen zog sein Schwert und litt unter der Lethargie, die er spürte, ganz so, wie es ihm oft im Traum erging, wenn er davonzulaufen versuchte und seine Beine ihm nicht gehorchten.
Nur Mira schien unbeeinflusst davon zu sein, aber Braethen glaubte, dass selbst sie kurz aus dem Takt geraten war. Die Fern stürmte herbei, tänzelte neben den Sheson und ging in die Hocke. Sie hielt das eine Schwert vor sich und das andere über die Schulter zurückgereckt.
Einer der Velle gab mit tiefer, heiserer Stimme einen Befehl, und die Bar’dyn schwärmten zu den Seiten aus, drei nach links, drei nach rechts, während einer direkt vor ihnen blieb. Mira wandte sich den dreien zur Linken zu, während Vendanji zwei Schritte nach vorn machte und seinen Umhang zurückwarf, um die Arme freizubekommen, während er sich den dreien zur Rechten stellte. Braethen nahm ein Aufblitzen von Silber in den Klingen der Bar’dyn wahr, die dem Sheson gegenüberstanden. Die gewaltigen Kreaturen aus dem Born zögerten.
»Tritt vor, Sodale«, sagte Mira, ohne hinzusehen. »Füll die Lücke aus und vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe. Denk daran, im Gleichgewicht zu bleiben. Kämpfe flink, aber nicht hastig.«
Braethen machte drei große, vorsichtige Schritte und hielt das Schwert mit angewinkeltem Arm erhoben.
Der Bar’dyn direkt vor ihm schwenkte in eine Verteidigungshaltung und sagte: »So weit. Wie passend, dass ihr hier zu Tode kommen werdet.« Seine Stimme war so rau, als hätte der Rauch tausender Feuer sie geschädigt.
Der Klang der Stimme des Bar’dyn floss über Braethen hinweg wie eine Welle in jenem Teich der Verbundenheit, aber darunter spannten sich seine Muskeln an, und plötzlich fühlte sich der Griff, mit dem er sein Schwert hielt, wunderbar sicher und richtig an. Braethen sah an dem Sprecher vorbei zu den beiden Gestalten hinter ihm. Sie standen still und unerbittlich da. Der Hass in ihrem Blick war mit Händen zu greifen, ihre Ruhe verstörend.
Velle. Beim Himmel meines Vaters, ich erlebe doch tatsächlich, dass Velle das Land durchstreifen!
Dann griff jede der hochgewachsenen, reglosen Gestalten nach dem zusammengekauerten Menschen direkt neben sich und packte grausam sein Fleisch. Schwache Schreie ertönten zwischen geschwollenen Lippen hervor. Binnen eines Atemzugs brannte die Luft in roten Flammen, die zischten und wie Blitze in unregelmäßigen Mustern aus den freien Händen der Velle hervorzuckten.
»Abrollen!«, schrie Mira.
Braethen reagierte instinktiv, ließ sich nach links fallen und kroch davon. Mira machte einen Satz rückwärts, und Braethen hörte, wie der dicke Umhang des Sheson durch die Luft peitschte, als er sich beiseitewarf. Große Feuerzungen fuhren dort, wo sie eben noch gestanden hatten, in den Boden. Die Erde dröhnte vor Protest und bebte. Im selben Augenblick rückten die Bar’dyn vor. Zwei drangen auf Mira ein und überrumpelten sie beinahe, während sie dem Feuer zu entkommen versuchte. Ein Spieß wirbelte durch die Luft auf ihren Kopf zu, ein zweiter auf ihre Knie. Die Fern duckte sich und sprang zugleich hoch, um im selben Moment, als die Bar’dyn sie erreichten, auf den Füßen zu landen. Sie drehte sich seitwärts und stürzte sich zwischen sie, wobei sie nur knapp dem zweiten Schlag einer schnellen Klinge entging.
Braethen wälzte sich auf die Knie. Staub stieg ihm in die Kehle und zwang ihn zu husten. Er hielt nach wie vor sein Schwert fest und schloss auch noch die zweite Hand um den Griff, als der dritte Bar’dyn auf ihn zustürmte. Er hatte keine Zeit, sich noch einmal abzurollen, und versuchte das Schwert zu heben, um den Angriff zu parieren. Zu spät. Die Wucht der gewaltigen Kreatur riss ihn um, und ein
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