Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Schwall Speichel spritzte ihm vermengt mit übelriechendem Schleim ins Gesicht. Schmerz keimte in seiner Brust auf und verschlug ihm den Atem. Der Bar’dyn hielt seine Kehle im Würgegriff.
Da stieg unwillkürlich etwas in ihm auf. Er sah dem Bar’dyn ins Gesicht, schlang die Hand um den Schwertgriff und umklammerte ihn wild. Sein Brustkorb hob und senkte sich, und er brüllte: »Ich bin ich!«
Die Macht der Worte ließ den Bar’dyn für einen Augenblick ins Stocken geraten, und die Zeit nutzte Braethen, um das Schwert hochzureißen und der Bestie die geschärfte Schneide über den Hals zu ziehen. Die dicke, panzerartige Haut gab unter der Klinge nach. Braethen bemerkte das weiße Glimmen kaum. Der Bar’dyn fiel hintenüber und versuchte, das Blut zu stillen, das aus der Wunde strömte. Erschrockene Verblüffung trat in seine Augen, als er Braethen anstarrte, sich zurückzog und bei jedem stolpernden Schritt langsamer wurde.
Die Sorge des Sodalen verlagerte sich sofort auf Vendanji. Als er herumwirbelte, sah er, wie der Sheson mit dem Arm eine lange, schwungvolle Geste in Richtung des nächsten Stilletreuen machte. Der Bar’dyn stürzte vornüber, ging wie ein großes Stück Schmiedeeisen zu Boden.
Die erstickten Schreie der zusammengekauerten, gepeinigten Menschen neben den Velle wurden lauter. Braethen wurde plötzlich klar, dass die Velle, da es im Boden des Mals keine Forsa gab, um ihren ausgeschöpften Willen wieder aufzufüllen, echte Menschen missbrauchten und ihnen die Forsa stahlen, um daraus Kraft für den Kampf zu ziehen. Zorn loderte heiß hinter Braethens Augen auf, und er ließ sein Schwert in einem kraftvollen Bogen auf den Velle zupeitschen, bevor er rasch an Vendanjis Seite eilte.
Jeder Atemzug, den er einsog, versengte ihm die Lunge. Er hob das Schwert, das jetzt so hell wie der Mittagshimmel leuchtete. Um ihn herum stieg ein gelber Nebel auf und breitete sich rasch in alle Richtungen aus.
»Vendanji!«, rief Braethen und schlug mit der Klinge auf die Luft ein.
Der Sheson wirbelte beim Klang seines Namens herum. Im selben Moment rückten die beiden Bar’dyn hinter ihm vor. Braethen versuchte, eine Warnung zu schreien, aber der gelbe Nebel raubte ihm die Stimme. Er deutete in die entsprechende Richtung, und gerade, als die Bar’dyn ihre Schwerter gegen Vendanji erhoben, riss der Sheson beide Arme mit geballten Fäusten hoch. Donner grollte aus seinem Mund hervor, traf die Bar’dyn wie ein Rammbock und schleuderte sie mehrere Schritte zurück. Der Aufprall verscheuchte binnen eines Augenblicks den gelben Nebel aus der Luft.
Ebenso schnell begann die Erde zu brodeln und dann wie Schlamm zu fließen, und Braethen und der Sheson drohten einzusinken. Weitere schrille Schreie durchschnitten die Nacht, und Braethen sah, wie die ersten Menschen, die von den Velle benutzt worden waren, kraftlos zu Boden sanken. Der Laut, den sie im Fallen ausstießen, war entsetzlich, als ob ihnen selbst der letzte Atemzug noch gestohlen würde. Braethen kochte vor Wut und mühte sich ab, aus dem Schlamm hervorzuwaten, in dem er nun bis fast an die Knie steckte. Mira sprang über den wachsenden Morast hinweg, um sich dem vorrückenden Anführer der Bar’dyn in den Weg zu stellen. Das große Schwert des Ungeheuers raste auf sie zu. Die Fern reagierte mit einer Finte und schleuderte dann mit mächtigem Schwung eines ihrer Schwerter auf den Bar’dyn. Der Bar’dyn riss rasch die Hand hoch, um den Angriff zu parieren. Miras Schwert durchstach seine Handfläche, so dass ihm Blutstropfen ins Gesicht spritzten. Die Bestie heulte auf und schlug weiter mit ihrer eigenen Klinge nach Mira, während sie sich das Schwert der Fern aus der anderen Hand schüttelte.
Während Braethen gegen den zähen Schlamm ankämpfte, der seine Beine nicht freigeben wollte, berührte Vendanji ihn am Arm. Gemeinsam stiegen sie aus dem Morast empor, der weiter brodelte und spritzte. Die Bar’dyn zur Rechten waren wieder auf die Beine gekommen und rannten um den Schlamm herum auf Mira zu.
Dann ertönte hinter ihnen mehrfach ein hohles Schnalzen, und das Zischen einer Befiederung sauste an ihren Köpfen vorbei. Einen Augenblick später wurde der Hauptmann der Bar’dyn von einer Pfeilsalve in Oberkörper und Hals getroffen. Einige der Schäfte zersplitterten an der zähen Bar’dynhaut, aber viele drangen in den mächtigen Körper ein und ließen ihn strauchelnd hintenüberfallen.
Vendanji richtete sich auf und hörte das Knallen einer
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