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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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nächsten Schlag anhand hunderter Faktoren vorausgeahnt. Und als ich damit fertig war, habe ich es meinen Mündeln beigebracht. Und wir üben. Sonst gibt es im Mal nicht viel zu tun.«
    »Abgesehen davon, eine neue Charta aufzusetzen«, warf Vendanji ein.
    »Nun gut, das auch«, räumte Grant ein, und sein Lächeln wurde bei dem Eingeständnis ein wenig bitterer.
    »Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, warum«, hakte Braethen nach.
    »Dir. Einem Grünschnabel aus Helligtal, der ein leuchtendes Schwert trägt und dreist genug ist, es gegen einen Fremden zu ziehen« – er zeigte auf Braethen – »und außerdem ein neugieriger Bursche ist, der immer eine Frage parat hat, selbst wenn man gar kein Wort sagen sollte. Die Antwort lautet: Vielleicht will ich glauben, dass für diese Welt Hoffnung besteht – dass sie erlöst werden könnte. Oder vielleicht geht es dich nichts an.«
    Braethen bedachte ihn mit einem verlegenen Grinsen. Er sah, dass Grant und Vendanji ein aufrichtiges Lächeln über das Gespräch tauschten, aber ihre jeweiligen Gedanken verdüsterten ihre Gesichter bald wieder, und die Bürde ihrer Grübeleien lastete auf ihnen, bis der Schlaf die Anspannung linderte. Braethen fiel es schwer einzuschlafen. Er setzte sich auf, beobachtete die beiden Männer und erspähte in gewissen Zeitabständen auch Mira. Was tue ich nur in solcher Gesellschaft? Die Frage verfolgte ihn bis in den Schlaf, wo sie in Träumen von Schwertern und Büchern Schabernack mit ihm trieb.

11
    Die Geschichte eines Dieners
    S utter saß in der Dunkelheit, Handgelenke und Knöchel mit Ketten gefesselt, und starrte zu einer Truppe Spielleute hinüber.
    Wenn ein Gefängnis noch tiefer herabsinken konnte als sein eigener nasskalter Odem und wenn Sutter sich etwas Schlimmeres hätte ausmalen können, als mit Dieben und Mördern eingesperrt zu sein, dann sicher, in Gesellschaft von Mimen in Ketten zu liegen.
    Das hatte Gründe. Alte Gründe. Aber er gestattete sich nicht, sich an all das zu erinnern. Der blinde Hass reichte aus. Er schrieb ihn der Verzweiflung zu, in die der Stein und die Prügel ihn stürzten.
    Er konnte nur mit einem Auge sehen, da das andere zugeschwollen war, nachdem ihn dort in seiner ersten Nacht in Decalam ein Stiefel getroffen hatte. Er starrte durch die Schatten zwei Männer und zwei Frauen an, die man an die gegenüberliegende Wand gekettet hatte. Ihr Kerkermeister hatte ihnen die Gesichter in grober, greller Verhöhnung ihres Berufs beschmiert und ließ sie von Zeit zu Zeit aufstehen, um zu tanzen oder irgendein Stück zu lallen. Ob ihm die Aufführung gefiel oder nicht, die Peitsche schien immer mit derselben Heftigkeit zum Einsatz zu kommen. Sutter hatte gesehen, wie die Peitsche einer der Frauen ein Auge ausgeschlagen hatte, als sie unbegleitet ein Lied zu einer einfachen Szene gesungen hatte.
    Aber sein Mitleid hielt sich in Grenzen.
    Alte Wunden.
    Als Sutter einen weiteren Zellengenossen entdeckte, war das eine willkommene Erleichterung. Er hatte diesen anderen zuvor weder gesehen noch gehört. Der neue Mitgefangene hatte sich weit hinten unter der Treppe verkrochen, aber am Ende verriet ihn ein Stöhnen im Schlaf; sonst kam kein Laut von ihm. Sutter lauschte aufmerksam, und ihm wurde klar, dass dieser andere mit Stricken statt mit Ketten gefesselt war.
    »Warum bist du hier?«, fragte Sutter.
    Der Mann schwieg eine ganze Weile und sagte dann schließlich: »Man hat mich meines Throns für unwürdig befunden.« Ein trauriges Lachen folgte. Er hörte sich jung an.
    Es gefiel Sutter, dass er aufrichtig klang. »Stammst du aus Decalam?«
    »Weit gefehlt. Du hast sicher noch nichts von meiner Heimat gehört: Risill Ond. Das liegt am östlichen Ozean jenseits des Waldes von Isiliand.«
    »Du hast recht, davon habe ich noch nie gehört. Und du bist dort König?« Sutters Skepsis war seinen Worten deutlich anzuhören.
    Wieder das traurige Lachen. »Mein Volk hat schon vor so vielen Generationen Königshöfe und hohe Politik abgeschafft, dass wir in unseren ältesten Büchern nachschlagen mussten, um uns an unser eigenes Wappen zu erinnern.«
    »Und wie sah es aus?« Sutter stellte fest, dass er für das unerwartete Gespräch im Dunkeln dankbar war.
    »Es war eine Sense«, sagte der junge Mann.
    Sutter spürte aufrichtige Überraschung. »Und warum eine Sense?«
    »Wir sind Bauern.«
    Völliges Schweigen senkte sich zwischen ihnen herab.
    »Wie heißt du?«, fragte Sutter schließlich.
    »Ich bin Thalen Dumal,

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