Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
Vom Netzwerk:
aber sein Zorn war mit Händen zu greifen. Grant stieß einen ungläubigen Laut aus und schnaufte Luft aus der Nase hervor. Braethen sah beiseite, zum Fenster, und konnte das Profil der Fern klar erkennen. Sie schien bereit zu sein, sofort zu einem Befreiungsversuch aufzubrechen.
    »Rolen wird in den Tod gehen. Er wird sich an seinen Bund halten.« Malick rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Vergebt mir, Sheson. Ihr wisst, was ich meine.«
    »Schon gut«, sagte Vendanji spitz. »Jeder Mann muss den Eid auf seine eigene Art befolgen, Rolen auf seine, ich auf meine.«
    »Wir halten zu Euch beiden«, sagte Malick in ernstem Ton.
    »Ich weiß, Malick. Danke.«
    Braethens Herz machte einen Sprung. Wir halten zu Euch beiden. Ist dieser Mann Sodale? Er musterte Malicks Gesicht und seine Kleider, konnte aber nichts sehen, was darauf hingedeutet hätte. Kein Symbol, keine Waffe, nichts im Raum, das etwas verraten hätte. Doch der Tonfall seiner Stimme und das, was er Vendanji verkündet hatte, sagten Braethen, dass es sich so verhielt. Seine Erschöpfung fiel von ihm ab wie ein abgelegtes Kleidungsstück.
    »Ihr werdet hier nicht lange sicher sein«, fuhr Malick fort. »Die Einberufung des Hohen Rats und das Große Mandat haben die Anführer der Liga verärgert. Sie befürchten, dass ihre Autorität infrage gestellt werden könnte. Die wenigen von uns, die sich noch in Decalam aufhalten, werden als Überbleibsel eines unglückseligen Zeitalters verfolgt. Am Tag lungern Männer und Frauen draußen herum und heften sich oft an unsere Fersen, wenn wir Besorgungen zu erledigen haben. Nachts lauern sie in den Schatten. Ich bete, dass niemand Euch gesehen hat, als Ihr hergekommen seid. Ganz unter uns: Ich vermute, dass sie sich Sorgen machen, dass der Rat das Zivilisierungsgesetz zurücknehmen könnte. Deshalb haben sie wohl auch Rolen in die Falle gelockt. Dass sie ihn zum Handeln gezwungen haben, hat ihnen die Unterstützung des Volks verschafft. Es braucht schließlich nicht viel, um Verdacht gegen einen Lenker des Willens zu schüren, und das Beispiel eines Sheson, der zugleich ein Gesetzesbrecher ist, unterstreicht die Notwendigkeit des Zivilisierungsgesetzes.«
    »Hat jemand Widerspruch eingelegt?«, fragte Grant.
    »Gegen solch eine Entscheidung kann es keinen Widerspruch geben«, sagte Malick bedauernd. »Das Höchste Gericht hat darüber abgestimmt. Helaina hätte ihrer eigenen Weisheit statt der des Gerichts vertrauen können, aber es verstößt gegen die Gesetze, gegen einen solchen Erlass vorzugehen, sobald er in Kraft getreten ist. Jemand, der dagegen protestiert, würde sich schnell mit Ketten um die Handgelenke wiederfinden.«
    »Vielleicht auch nicht«, erwiderte Grant.
    Braethen fragte sich, wie jemand sich dem Willen des Rats entgegenstellen und doch der Bestrafung entgehen konnte. Der Verbannte schien an etwas Bestimmtes zu denken.
    »Die Ironie besteht darin, dass auch der Ligat des Verrats überführt und zum Tod durch den Strang verurteilt wurde.« Malick lächelte bitter.
    »Ich hätte gern mit ihm gesprochen«, sagte Vendanji.
    »Das könnt Ihr noch tun«, erklärte Malick. »Als er gerade in die Schlinge hinabfiel, durchtrennte ein Pfeil den Strick, so dass er unbeschadet auf dem Boden landete.«
    Vendanji beugte sich vor und neigte fragend den Kopf zur Seite. »Von wessen Hand wurde er abgeschossen?«
    »Die Liga behauptet, dass es keiner von ihren Leuten war. Aber das müssen sie gar nicht erst betonen, zumindest nicht uns gegenüber.« Malick spreizte vor sich auf dem Tisch die Finger. »Wir hier glauben nicht, dass sie versuchen würden, jenen Mann zu retten; an ihm soll ein Exempel statuiert werden. Nein, es war ein Fremder. Das Große Mandat lässt den Landadel von nah und fern herbeiströmen. Mit ihm kommen Scharen von Prätendenten, die es alle auf dieselben Sitze abgesehen haben. Manche folgen dem Lockruf des Reichtums und der Verheißung, sich mit Tapferkeit einen Namen zu machen, da alle glauben, dass ein Feldzug unmittelbar bevorsteht. Und noch weitaus mehr warten vor der Mauer, Vendanji.« Es war das erste Mal, dass der Mann den Namen des Sheson aussprach, und Braethen stellten sich dabei die Nackenhaare auf. » Diese Männer werden von ihren Müttern und Frauen ausgesandt, Landvolk, das behauptet, dass sie in den großen Ebenen zwischen Decalam und Confluven das Vorrücken der Stille hören. Männer und Jungen werden hierhergeschickt, um sich auf den Krieg vorzubereiten, weil sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher