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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Glas: »Laß uns trinken, mein Junge! Was sagst du zu diesem Tröpfchen? So was wächst an euren Niagarafällen nicht. Zu denen habt ihr's doch nicht weit von Chicago? Ich konnte das mal in einem Film sehen.«
    Von Zeit zu Zeit steckte Lenchen ihren Kopf in die Tür und stellte fest, daß die Herren mit der Temperatur des Weines einverstanden zu sein schienen. Am Abend, nach Geschäftsschluß, setzte sie sich dazu, mußte aber erleben, daß mit den beiden nicht mehr viel anzufangen war. So tat sie das Beste, indem sie sie zu Bett brachte.
    »Liebe Schwägerin«, sagte John Miller mit schwerer Zunge, als sie ihn hinauf in sein Zimmer bugsierte, »dein Mann ist ein Verrückter, weißt du … weißt du das eigentlich?«
    »Schon lange!« lachte sie.
    »Wie kommt er als Kölner zum … Alpenverein?«
    »Du könntest mich auch fragen: Wie kommt er als Metzger zum Tierschutzverein?«
    »Ist er bei dem auch?«
    »Ja.«
    »Das hat er mir gar nicht gesagt.« John war auf halber Treppe stehengeblieben. »Er sieht da keine Widersprüche?«
    »Nein.«
    »Und du?«
    »Ich?« erwiderte sie, ihn sanft wieder anschiebend. »Ich sehe in Vereinszugehörigkeiten meines Mannes belebende Elemente für unser Geschäft.«
    Erstaunt betrachtete er sie.
    »Du, drü… drückst dich sehr gebildet aus, liebe Tante.«
    »Schwägerin«, korrigierte sie ihn lachend.
    »Schwägerin«, nickte er. »Entschuldige.«
    »Das habe ich aus unserem Fachblättchen«, machte sie sich über sich selbst lustig.
    Er blieb noch einmal stehen, als der Kopf der Treppe erreicht war, und sagte: »Du besitzt ein heiteres Wesen. Woher … kommst du?«
    »Vom Oberrhein.«
    »Bedeutet dir Geld auch nichts?«
    »Doch, sehr viel!«
    »Das freut mich zu hören. Du bist also normal.«
    »Ich hoffe«, lachte sie. Es gelang ihr, ihn wieder in Bewegung zu setzen.
    »Hast du ein eigenes … Konto?« fragte er.
    »Nein.«
    »Dann mußt du dir eines zulegen, um für dich eine gewisse Sicherheit zu bieten … zu erlangen, besser gesagt, vor den Gefahren durch deinen Mann, wenn ihm seine Vereine den Verstand … Verstand rauben.«
    Lenchen war bemüht, den Lichtschalter an der Wand zu finden.
    »Hast du mich verstanden?« fragte John.
    »Ja.«
    Sein letztes Wort vor der Tür zu seinem Zimmer lautete noch einmal: »Du brauchst ein eigenes Konto, vergiß das nicht.«
    Und das Geld dazu brauchte ich auch, dachte sie, die Treppe hinuntersteigend.
    An einem dieser Abende in Köln geschah es, daß Johnny Miller mit seinem Wagen in die Stadt fuhr und in der Nähe des Doms parkte. Dann schlenderte er über die Hohe Straße, sah hier und dort in eine der Quergassen, wo sich die Bars aneinander reihten und auf Gäste warteten, und stand nach einer Wanderung durch die Rheinviertel vor dem Eingang eines Lokals, dessen grelle Neonleuchtreklame nahezu schmerzhaft ins Auge stach.
    ›Zum Urwaldäffchen‹ schrien die Buchstaben.
    Johnny Miller schwankte. ›Urwaldäffchen‹. Auch so etwas mußte man kennenlernen, ehe man Old Germany wieder verließ. In San Francisco und Chicago, Los Angeles und New Orleans, vor allem in New York gab es solche Dinger zwar auch, in Massen sogar und größer und luxuriöser, aber auch gefährlicher durch ihre Besitzer und deren Kontakte mit der Unterwelt.
    Mal sehen, dachte Johnny und betrat durch eine Glaspendeltür das ›Urwaldäffchen‹. In einem Spiegelfoyer legte er den Staubmantel ab und ging dann die drei Stufen hinunter in den fast kreisrunden Barraum.
    Auf dem Parkett tanzten einige Paare. Ein Ober stürzte auf Miller zu und führte ihn zu einem der Tische, die in der Nähe der Theke standen.
    »Whisky pur!« bestellte Miller und musterte dann die einzelnen Tische.
    Hinter der Theke standen ein Mixer und in einem sehr gut sitzenden Frack der Besitzer der Bar, Luigi Coco.
    Luigi Coco hob die Hand und gab Kikki ein Zeichen, die gerade einen Glatzkopf zu einer Flasche Sekt animieren wollte, von diesem jedoch hören mußte, daß er Bier vorziehe. Schlagartig erlahmte ihr Interesse an ihm. Kikki war Luigis eifrigste Kraft im Schuppen. Als sie sah, daß der Chef ihr winkte, ließ sie von dem Glatzkopf ab.
    »Da«, raunte Luigi und warf einen deutlichen Blick auf Johnny Miller. »Nimm dir den vor, der sieht nach Geld aus. Soeben gekommen. Erlebnishungriger Onkel aus der Provinz. Kenne solche Typen. Haben Sehnsucht nach jungem Fleisch. Zahlen gerne. Also los, kümmere dich um ihn!«
    »Okay, Chef.« Kikki sah kurz in den Spiegel. Ein Puppengesicht mit langen,

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