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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier widmen.«
    »Gut gebrüllt, Löwe!«
    »Wie bitte?«
    »Sie kennen diese deutsche Redewendung nicht, Luigi Coco?«
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Miller, John Miller.«
    »John Miller?« Coco grinste schief. »Davon dürfte es mehrere geben.«
    »Ihre Angestellte hatte recht, ich kenne Sie, allerdings nur indirekt. Und Sie kennen mich auch.«
    »Ich Sie?«
    »Ja«, nickte Miller. »Und zwar ebenfalls nur indirekt.«
    »Dann sagen Sie, woher!« wurde Luigi Coco grob. »Meine Zeit ist wirklich kostbar!«
    Daraufhin wurde auch Millers Ton rauher.
    »Ich kann Ihnen sehr viel Zeit verschaffen, Freundchen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Zeit hinter Gittern.«
    Ein Mann wie Luigi Coco hatte soviel auf dem Kerbholz, daß die Antwort, die seinen Lippen entfleuchte, sich ganz von selbst ergab.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein.«
    Dem Sizilianer fiel ein Stein vom Herzen. Daß das aber zu früh war, erkannte er erst später in dem Katz- und Mausspiel, das Johnny Miller mit ihm trieb.
    »Ach ja«, besann er sich, »Sie sind ja gar nicht von hier.«
    »Was ich sehe, ist, daß die deutsche Polizei für Sie schon das gleiche Schreckgespenst zu sein scheint wie die amerikanische, Freundchen.«
    »Soll das eine Beleidigung sein?«
    »Noch mehr – eine Drohung!«
    »Ich warne Sie!« Luigi glaubte auftrumpfen zu können. »Einen Sizilianer beleidigt und bedroht man nicht ungestraft!«
    »Was wollen Sie denn machen? Die Funkstreife rufen? Das glaube ich nicht«, meinte Miller ironisch.
    »Ich brauche keine Funkstreife! Ich lasse Sie durch den Kellner hinauswerfen! Oder ich mache das mit eigener Hand, Opa!«
    »Dann komme ich mit der Polizei zurück, Söhnchen!«
    Jetzt ging's hart auf hart.
    »Wenn du noch gehen kannst, Opa!«
    »Reiß das Maul nicht so weit auf, Söhnchen!«
    Der Sizilianer sprang auf. Seine Augen schossen Blitze. Es fehlte ihm nur noch ein Messer in der Hand, und um Miller wäre es geschehen gewesen. Die Situation war aber auch so gefährlich genug.
    »Sag nicht noch einmal ›Söhnchen‹ zu mir, Opa, sonst mache ich dich fertig!« zischte er. »Du weißt nicht, wer ich bin!«
    »Doch, du bist Luigi Coco aus Palermo!«
    »Sehr richtig! – Und du?«
    »John Miller aus Chicago!«
    »Welcher Miller, du Würstchen?«
    »Der Uhren-Miller, Söhnchen!«
    Der Blitz schien den Sizilianer getroffen zu haben. Völlig bewegungslos stand er da und starrte den Mann an, der ihm diese Eröffnung gemacht hatte. Dann schienen ihm die Knie einzuknicken, und er sank wieder auf seinen Stuhl nieder.
    Nach einer Weile, in der bleierne Stille geherrscht hatte, sagte John Miller: »Dein Gastspiel bei meiner Firma war kurz. Du gehörst zu denen, die mich nie gesehen haben, sonst hättest du mich hier erkannt. Zum Glück war das nicht der Fall, weil du dich dann raschestens verkrümelt hättest. Hältst du es für notwendig, daß ich mich dir gegenüber ausweise?«
    »Wie … wie kommen Sie hierher, Mister Miller?« ächzte Luigi Coco, der nur noch ein Schatten von dem war, was er bis vor wenigen Augenblicken noch dargestellt hatte.
    »Das Wie ist unwichtig, Luigi – Hauptsache, ich bin hier!« John schaute um sich. »Das ist also deine neue Basis, die du dir geschaffen hast. Jetzt verstehe ich, warum dich die Polizei in Amerika vergeblich gesucht hat. Du weißt, daß du bei mir ziemlich in der Kreide stehst, Luigi.«
    Coco schwieg. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. Es war aber nicht die Angst vor der Polizei, sondern eine andere Angst, die ihn fertigmachte.
    »Du schuldest mir einen ziemlichen Betrag, Luigi«, fuhr John fort.
    »Ja, Mister Miller.«
    »Dreißigtausend Dollar.«
    Coco zuckte zusammen.
    »Zweiundzwanzigtausend, Mister Miller!«
    »Und was ist mit den Zinsen?«
    »Aber ein solcher Zinssatz wäre doch …« Coco brach ab.
    »Was wäre ein solcher Zinssatz, Luigi?«
    »Sehr hart.«
    »Der richtige Ausdruck lautet sogar ›wucherisch‹.« John Miller lächelte kalt. »Aber wenn er dir nicht paßt, Luigi, mußt du mir das mitteilen, dann werde ich nach einem Weg suchen, dich umzustimmen.«
    »Darf ich etwas sagen, Mister Miller?«
    »Bitte.«
    »In Deutschland sind solche Zinsen sogar strafbar.«
    »Das kann ich mir denken, aber ich will mich ja auch nicht an die deutsche Justiz wenden, um dich umzustimmen.«
    »Sondern?«
    »Ich schicke dir einen harten Jungen aus Chicago rüber, Luigi. Einen, der mit der Justiz oder der Polizei rein gar nichts im Sinn hat. Davon verspreche ich mir mehr. Die

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