Das Gift der Drachen Drachen3
gaben ihr Raum.
Eine Holzflöte spielte eine klagende Melodie, während der Geruch von Holzrauch von den Feuern im Lagerhaus sich im Zwielicht mit dem wilden, vom Wind herangewehten Duft der Steppe vermischte. Tansan begann zu tanzen.
Langsam wiegte sie ihre Hüften. Ihre großen Brüste waren fest und stolz, den Kopf hielt sie gerade. Ihre schwarzen, so ironisch blickenden Augen reflektierten denselben glühenden Stolz, den auch ich empfand, und als sie mich anblickte, stockte mir der Atem. Hitze stieg in meine Wangen.
Sie ging nicht, sie schien zu fließen. Ihre geraden Schultern, die kräftigen Arme, die glatte Haut, die breiten, üppigen Hüften, ihre Schenkel, ihr Busen … Ihr Tanz war fesselnd. Langsam kam sie auf mich zu, immer näher. Noch näher. Bis ich nur noch ihre langen Beine sah, als sie direkt vor mir stand. Während sie weitertanzte, die Flöte ihre sehnsüchtige Melodie in den Wind pfiff, die Trommeln den Rhythmus des Herzens der Steppe selbst zu schlagen schienen, streckte sie eine Hand nach mir aus. Ich erhob mich, wie verzaubert.
Wir bewegten uns, sie und ich. Die Hitze ihres Körpers erfüllte meinen Leib mit dunklen Gefühlen, der Bann ihrer schwarzen, rätselhaften Augen war erbarmungslos. Eine nach der anderen gesellten sich die Frauen des Clans zu uns und wir tanzten.
Dann drehte ich mich um. Langbein stand am Rand des Arbiyesku, in der Nähe des Kokon-Lagerhauses. Langbein und neben ihr die Matriarchin. Umringt von ihrem Stamm.
Abrupt blieb ich stehen.
Die Frau neben mir prallte gegen mich, stolperte, blieb stehen und löste eine Kettenreaktion aus. Der Kreis der Frauen kam stolpernd zum Stehen. Ich spürte mehr, als dass ich es sah, wie alle meinem Blick folgten. Die Trommeln und die Flötenmusik erstarben.
»Warum sind sie gekommen, Zarq?« Tansan brach das Schweigen.
Etwas in meiner Miene musste sie zu dieser Frage veranlasst haben. Ich schluckte und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht.« Ich musste mich zwingen, zu antworten.
Tansan betrachtete forschend mein Gesicht. »Sind sie es?« Einen Moment hatte ich vergessen, dass ich ihr alles über den Ritus erzählt hatte, dem ich mich im Dschungel unterzogen hatte. Ich nickte.
»Gut. Dann wollen wir sie begrüßen, ja?« Sie klang vollkommen gelassen, als würde sie vorschlagen, Buschtee mit Freunden zu trinken.
Savgas Hand glitt in meine.
Umringt von meinem Clan, Fwipi auf der einen und die kleine Savga auf meiner anderen Seite, näherte ich mich Langbein und der Matriarchin. Ich hätte mich ihnen auch nur ungern allein genähert. Langbeins bernsteinfarbene Augen glühten wie die einer verwundeten Raubkatze. Die Matriarchin stand neben ihr, umhüllt von einer glitzernden, perlrosafarbenen Decke. Sie war mit winzigen Muscheln übersät, die mit Goldfäden angenäht waren. Woher sie diese Fäden oder die vielen goldenen Halsketten hatte, die sie um ihren stolzen, geraden Hals trug, wusste ich nicht. Unter meinen Clansleuten erhob sich beim Anblick dieser wundervollen Decke und der vielen Halsketten ein unruhiges Gemurmel.
Das Gesicht der Matriarchin war vollkommen unergründlich. Hinter ihr stand ihr Stamm, große Bündel auf dem Rücken; schwerere Lasten wurden zwischen Bambusstöcken von den kräftigsten Frauen und Männern gezogen. Es sah aus, als hätten sie ihr Lager abgebrochen.
Einige der Myazedo-Rebellen, die das Kokon-Lagerhaus bewachten, hatten ihre Schwerter gezückt und beobachteten uns aufmerksam. Sie hielten jedoch Abstand. So gerade eben.
Langbein ergriff das Wort, reckte das Kinn vor. Sie trug noch immer meine Locke in ihrem Haar.
»Was hat sie gesagt?« Ich warf Fwipi einen Seitenblick zu.
Die schnalzte mit der Zunge. »Du glaubst, es gibt nur eine Djimbisprache in diesem großen, weiten Land? Pah! Es gibt eine ganze Klauevoll! Ich verstehe sie genauso wenig wie du.«
»Es muss doch jemanden in Xxamer Zu geben, der ihre Sprache versteht«, erwiderte ich.
»Muss es?« Fwipi schüttelte den Kopf. »Nur weil du es so willst?«
Tansan auf der anderen Seite neben mir trat vor. »Djekid spricht diese Sprache ein wenig. In den Hügeln kreuzen sich seine Wege gelegentlich mit denen dieses Stammes. Piah holt ihn.«
Piah verschwand in der Dämmerung.
Wir standen da und warteten. Die Feuer im Lagerhaus knackten und knisterten. Es wurde Nacht. Eine der Frauen des Arbiyesku fragte laut, ob wir den fremden Djimbi nicht Speisen und Getränke anbieten sollten. Aber diese Bemerkung wirkte irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher