Das Gift der Drachen Drachen3
kamen in Scharen. Ich war eine seltsame Mischung aus Unterhaltung, Propaganda, Neuigkeiten und Gelehrsamkeit. Ich inspirierte, erboste, lehrte, stärkte. Ich, die Aosogi Via, die das Wams und die Lederhose eines Bayen trug. Ich, die Einohrige Radikale, die gegen die Unterdrückung von Frauen und Djimbi und die Barbarei Drachen gegenüber ins Feld zog.
Ich spürte, wie die Brutstätte sich veränderte. Ihr Puls schlug schneller, ihre Muskeln wurden kräftiger, ihre Knochen stärker, gerader. Die Veränderungen flößten mir Furcht ein, obwohl es Veränderungen waren, die ich gewollt hatte. Veränderung bringt das Ungewisse mit sich, das Unvorhersehbare. Nur wenige von uns heißen beides bereitwillig willkommen. Und ich machte in dieser Hinsicht bedauerlicherweise keine Ausnahme. Also beschäftigte ich mich mit dem, was getan werden musste. Ja. Ja, ich machte es gut. Ich war beschäftigt, erschöpft, und weil ich erschöpft war, schlief ich schnell ein, stürzte in den Schlaf wie von einer Klippe, und hatte keine Zeit, zu grübeln, mich zu fragen, zu fürchten. Oder mich meiner Sehnsucht hinzugeben. Ich arbeitete und arbeitete, und diese Arbeit war mein Schild, der mich vor meinen primitiven Bedürfnissen und den Veränderungen schützte, die ich auslöste. Furchterregenden, gewaltigen Veränderungen, die nicht nur eine Brutstätte, sondern eine ganze Nation packten.
Denk nicht daran.
Arbeite.
Während ich arbeitete, wurden Rebellen des Myazedo aus Chinions Lagern zu uns geflogen. Ich sah sie manchmal, hagere Kerle mit wilden Haaren und scharfen Augen. Sie hörten mir vom Rand der Menge aus zu, die ich Nacht für Nacht anzog. Manchmal sah ich auch Aosogi-Männer mit harten Blicken dort herumschleichen. Ikap-fen aus Liru. Drachenmeister Ordiptis Schüler, wenn sie Urlaub von den schwer bewachten Stallungen der Reittiere bekamen, um sich weibliche Gesellschaft zu suchen. Auch sie hockten zwischen den Rishi, die sich um mich versammelten. Die alten Peitschennarben der Schüler schimmerten weiß wie Schlangen auf ihren Körpern. Gruppen der Verlorenen brachten wir aus ihren Weilern nach Xxamer Zu, um ihrer eigenen Sicherheit willen und um den Großen Aufstand mit dringend benötigten Arbeitskräften zu nähren. Ich sah auch sie unter meinen Zuhörern, erkannte sie an ihren Lehmscheiben in ihren Unterlippen.
Während meiner nächtlichen Ausflüge lernte ich auch, während ich lehrte. Ich sammelte Informationen über alles, was in unserer Nation und darüber hinaus geschah. In der Derwent See wimmelte es plötzlich von xxeltekischen Korsaren, die Schiffe des Archipels kaperten. Im Südwesten und Nordosten von Malacar wurden Brutstätte Bashinn und Brutstätte Maht immer und immer wieder von den geheimnisvollen Myazedo-Rebellen Chinions überfallen. Getreidespeicher und Featon-Felder wurden angezündet. Brandsätze wurden in die Bastionen geschleudert, in denen die Vorsteher lebten. Kratt befand sich auf Befehl des Ashgon immer noch in Bashinn und erlitt herbe Verluste durch die Angriffe der Rebellen. Ich erfuhr auch, wann der Ashgon ein Regiment heiliger Soldaten nach Bashinn schickte, damit Kratt nach Brut Re zurückkehren konnte. Brutstätte Maht hatte keinen Drachenbullen mehr, also machte sich der Ashgon nicht die Mühe, auch dorthin Soldaten zu entsenden. Wozu auch? Das war ein riesiger Erfolg, denn im Grunde gehörte Brutstätte Maht jetzt dem Anführer der Myazedo , Chinion.
In Lireh hatten die Rebellen, die sich selbst Zündler nannten, das Ausgangsverbot des Tempels missachtet und Tempelsoldaten angegriffen. Der Tempel antwortete mit Prügeln und Verhaftungen. Was ihnen die Zündler mit Mord zurückzahlten. In einem Marmorpalast in Liru vergiftete eine Ebani, deren Name unerwähnt blieb, den Herrn, der sie besaß. Über Nacht, so schien es, war niemand mehr sicher. Diener vergifteten ihre Herrschaft mit Hingabe, wobei sie sich unbeabsichtigt auch gegenseitig oder selbst vergifteten, wenn ihre Herren verlangten, dass ihre Bediensteten von den Speisen kosteten, bevor sie selbst aßen.
Scharmützel löste Scharmützel ab, Tod folgte auf Tod, ein Giftmord jagte den anderen. Jahrzehnte der Unterdrückung führten zu heftigen Gewaltausbrüchen, sowohl in Liru als auch anderswo. Die Nation wurde von Aufsässigkeit vergiftet, spielte verrückt vor Mord.
Nicht alles davon war mein Werk. Nein. Sie hatte schon vor mir existiert, diese Gewalt, diese primitive Sehnsucht nach Freiheit. Man konnte die Verantwortung für
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