Das Gift der Drachen Drachen3
dieses Schmucks und des Goldes.«
»Tansan, wenn ihr erwischt werdet … Denk an Savga, an Agawan.«
Ihre schwarzen Augen waren unergründlich. »Ich werde nicht erwischt.«
Gegen diese Überzeugung war nichts zu sagen. Ich senkte den Blick. »Mögen Bullenschwingen für dich schlüpfen. Mögest du in Sicherheit sein.« Dann jedoch packte mich der Ärger, weil ich das Gefühl hatte, dass sie Xxamer Zu im Stich ließ. Gereizt blickte ich hoch. »Wir sollten nicht aufgeben. Ich glaube immer noch, dass wir es schaffen können.«
»Was können wir schaffen?« Ihre Handbewegung umfasste den Hof, die Brutstätte, ja die ganze Nation. »Das ist nicht mehr unser Kampf, Zarq. Jetzt spielen Bayen-Männer ihre Spiele von Macht und Wohlstand. Sie werden vergessen haben, was sie den fleckbäuchigen Rishi von Xxamer Zu schulden, bevor das Jahr sich dem Ende zuneigt.«
»Wir werden nicht zulassen, dass sie es vergessen! Das hier ist unser Land!«
Sie warf erneut einen Blick auf die Kwembibi Shafwai. »Wenn sie ihnen nicht geben, was ihnen zusteht, dann werden sie auch uns nicht geben, was uns gehört. Für sie sind wir ein und dasselbe.«
Wieder konnte ich nichts gegen die bittere Wahrheit ihrer Worte sagen. »Ich will eine Gruppe von Djimbi-Ältesten zusammentrommeln, die in den Nashe-Rat gehören. Wirst du mir wenigstens dabei helfen, Tansan?«
»Das ist Zeitverschwendung.«
»Also gibst du auf?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht helfen werde. Aber bis Chinion zurückgekehrt ist, spielt es keine Rolle, wer in den Rat entsendet wird. Nur Chinion kann die Wahrheit von den unverschämten Bayen-Lügen und ihren Betrügereien trennen.«
»Es gibt bestimmt einige recht hartgesottene Älteste in unserer Brutstätte, die sich nicht von den Ratsherren einschüchtern lassen, möchte ich wetten.«
»Wir sind ein starkes Volk«, stimmte sie mir zu.
»Wann kommt Chinion zurück?«
»Er kommt zurück.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Er hat es versprochen.« Behände stand sie auf. »Es muss Wasser geholt werden.«
Ich sah ihr nach, als sie davonging. Ihre dunkelhäutigen, fleckigen Gliedmaßen bewegten sich so geschmeidig wie köstliche dicke Soße, die heiß und langsam aus einer Kelle rinnt. Sie war eine Kriegerin, ihre Mutter war gerade getötet worden, und sie trug einen Krug auf dem Kopf, um Wasser für ihre Kinder und ihre Verwandten zu holen.
So etwas bedeutet für mich wahre Stärke.
Es wurde dunkel, Wolken überzogen den ganzen Himmel, und es regnete leicht. Über den fernen Dschungelbergen musste es ein wahrer Wolkenbruch sein. Die Feuer im Lagerhaus zischten und fauchten, als würde man Öl hineingießen.
Piah kam im Laufschritt in den Arbiyesku. Er war atemlos. Ein Regiment Soldaten marschierte in unsere Richtung.
Wir starrten uns erstaunt und entsetzt an. Was?
»Um sie zu vertreiben.« Piah deutete auf die Kwembibi Shafwai, deren Augen in der Dunkelheit wie Perlen schimmerten. Sie alle, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, konzentrierten sich nur auf mich und meinen Clan.
Dann hörten wir das Rauschen von Schwingen über unseren Köpfen. Entsetzen packte uns, wir erstarrten. Aber kein Himmelswächter näherte sich, sondern nur Escoas. Ihre ledrigen Schwingen wirbelten Staub auf, als sie in der Dämmerung des Hofes landeten. Wir stießen einen kollektiven Seufzer der Erleichterung aus.
Ich erhob mich steif und begrüßte Malaban Bri, der gerade von seinem Reittier abstieg. Der Messerträger glitt nach ihm aus dem Sattel. Der Zweizöpfige flog die andere Escoa, und bei ihm war der Bayen von letzter Nacht. Sie stiegen ebenfalls von ihrem Tier ab. Meine beiden Soldaten folgten mir wie Schatten.
»Ist es wahr?«, erkundigte ich mich bei Malaban. Er roch nach Rauch, Holzkohle und Schweiß und war rußbedeckt. Er hatte sich seit letzter Nacht nicht umgezogen.
Er drehte sich um. Seine schwarz geränderten Augen blickten ernst. »So wurde entschieden. Es gibt keinerlei Beweise, dass wir diesen Leuten eine Entschädigung für das Wissen schuldig sind, das sie dir angeblich übermittelt haben.«
»Sie haben es mir nicht angeblich übermittelt. Es ist die Wahrheit!«
Seine Brust hob sich, dann stieß er den Atem aus. »Das sagst du.«
»Du glaubst mir nicht?«
»Ich schon.«
»Aber …«
»Es tut mir leid, Zarq.« Seine Worte klangen endgültig. Er nickte dem Messerträger zu und ging mit ihm, dem Zweizöpfigen und dem Bayen über den Hof zu dem Stamm der Lautlosen Schlächter, die ihre Bezahlung
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