Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
Sie sollen sich beeilen. Lauf!«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er in der Dunkelheit verschwand. Mit einem leisen Geräusch fielen rote Tropfen meines Lebenssaftes in den Staub zu meinen Füßen. Mit zitternden Fingern drückte ich meine Nase zusammen, um die Blutung zu stoppen.
    Die Matriarchin griff unter ihre übereinanderfallenden goldenen Halsketten und zog eine Feder hervor. Eine leuchtend blaue Feder. Ich erinnerte mich daran, wie ihr Stamm in der Nacht zuvor auf dem Dach des Lagerhauses gestanden hatte, als der gewaltige, gefiederte Brustkorb des Himmelswächters über uns hinwegfegte. Ich erinnerte mich daran, wie sie ihre Speere erhoben hatten, wie einige Frauen und die Kinder auf den Schultern der Männer gesessen hatten. Ich hatte ihre Furchtlosigkeit für Dummheit gehalten. Für sinnlosen Trotz.
    Weit gefehlt. Sie hatten eine Absicht damit verfolgt. Sie hatten versucht, den Himmelswächter zu erreichen, und sie waren erfolgreich gewesen. Sie hatten eine Feder erbeutet.
    Die Matriarchin steckte die Feder in die Lehmfigur. So rasch wie eine Natter packte Langbein meinen Kopf, zog mich vor, und die Matriarchin hielt ihre Handfläche unter mein Kinn. Mein Blut tropfte auf die Lehmfigur, noch während Malaban Bri etwas schrie, Tansan mir zu Hilfe sprang und meine Soldaten ihre Schwerter zückten.
    Ein scharfer Schmerz zuckte über mein Gesicht, dann fand ich mich auf dem Rücken liegend wieder und musste zusehen, wie die Lehmfigur in der Hand der Matriarchin wuchs und länger wurde, umhüllt von einem blauen Strudel. Tansan lag still und regungslos neben mir auf dem Boden. Meine Wachen waren ebenfalls bewusstlos, ihre Schwerter lagen zertrümmert neben ihnen, als wären sie aus Glas gewesen.
    Die Figur schwebte von der Hand der Matriarchin, wuchs zur Größe eines Menschen empor und nahm die Gestalt meiner Mutter an, die in ein kunstvoll gefälteltes, blaues Gewand gekleidet war.
    Sie wirkte nicht sonderlich erfreut.
    »Zarq!« Ihre Stimme klang entsetzlich, wie das Klappern eines Fingerknochens, der gegen die losen Zähne eines Skelettes stößt. Ihr Blick fand meinen. Es waren ihre Augen, doch halt, nein. Es waren Augen, die statt Pupillen Maden hatten. »Wie?«
    Sie wollte wissen, wie es mir gelungen war, sie zu rufen. Nur, ich hatte sie nicht beschworen.
    Die Matriarchin sprach.
    Wie eine wabernde Scheibe aus blauem Wasser wandte sich meine Mutter langsam der Matriarchin zu und blickte sie an, ohne zu blinzeln. Allmählich begann ihr blauer Bitoo zu verblassen, von der Hüfte abwärts. An seiner Stelle tauchten rote, schuppige Beine auf, so dünn wie die eines Storchs, von denen verfaultes Fleisch herabfiel. Auf Befehl der Matriarchin begann sie, sich in einen Himmelswächter zu verwandeln.
    »Hör nicht auf sie«, sagte ich, durchbrach die Anrufung der Matriarchin. Irgendwie war es mir gelungen aufzustehen, auch wenn meine Beine sich wacklig anfühlten. »Mutter, tu es nicht. Es ist deine Brutstätte, Xxamer Zu. Weißt du das nicht mehr?«
    Ich drehte mich zu Malaban Bri um. »Gebt ihnen den verdammten Bullen und den Jährling!«
    Die Matriarchin sprach weiter, während das barsche, unnatürliche Bellen des Stammes der Lautlosen Schlächter durch die Nacht hallte. Die Arme des Geistes verwandelten sich in Flügelknochen.
    »Mutter, hör zu!« Ich trat vor. »Du hast Verwandte hier, den Danku, den Töpferclan. Ich habe sie gesehen. Du hast hier Neffen und Nichten. Deine Schwester ist am Leben. Sie hat eine Tochter, die aussieht wie Waivia.«
    »Waivia.« Meine Mutter, der Geist, der halb ausgeformte Himmelswächter, schwang zu mir herum. »Du! Du hast ihre Sicherheit bedroht.«
    »Nein …«
    »Sie sagt mir, du sammelst eine große Streitmacht, du schmiedest Waffen, du willst dir nehmen, was ihr gehört.«
    »Das würde ich niemals tun! Sie ist meine Schwester!« Wut verlieh mir Kraft, noch während mir klar wurde, dass Waivia irgendwie herausgefunden haben musste, dass ich das Schiff nach Xxeltek nicht bestiegen hatte. »Wage nicht, mich zu beschuldigen, Waivia Schaden zuzufügen. Niemals!«
    Malaban sagte etwas zu dem Messerträger. Der fand mit Mühe seine Stimme wieder. Er redete in der Sprache der Kwembibi Shafwai. Die Matriarchin verstummte, das Bellen hörte auf. Langbeins Zischen erstarb.
    »Ja«, sagte Malaban zu der Matriarchin, trat vor und streckte ihr einen seiner Unterarme mit der weichen Innenseite nach oben entgegen. Er zog ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel und schnitt

Weitere Kostenlose Bücher