Das Gift der Drachen Drachen3
heraus, die gebeugt unter der Last des Lehms zum Hof gingen. Der Lehmklumpen, den ich in einem Tuch trug, das ich mir um die Stirn gebunden hatte, war so schwer, dass ich meine alten Rippenbrüche bei jedem Schritt spürte.
Tansan war in den vergangenen Wochen dunkelhäutiger und schlanker geworden, muskulöser, und sie machte meiner Schwester mit ihrer barbarischen Schönheit Konkurrenz. Sie umarmte Savga, liebkoste Agawan, der entzückt schnalzte und mit seinen kleinen pummeligen Beinen strampelte.
»Zarq und Tiwana-Tante haben gut für dich gesorgt«, sagte sie, ihr Baby anlächelnd. Ich nahm das als ein großes Kompliment. »Sieh nur, wie proper du bist, Aga! Savga hat dich gut gefüttert!«
Savga errötete vor Stolz.
Dann richtete Tansan den Blick ihrer funkelnden Augen auf mich. »Sie hat einen Kokon gebildet, heho!«
Erst nach einem Moment begriff ich, dass sie auf den alten Brutdrachen anspielte, den sie gestohlen und in den Hügeln versteckt hatte.
»Wer ist bei ihr?«
»Keau und einige andere. Sie sorgen dafür, dass die Feuer brennen. Die Suche nach Kwano-Schlangen ist überflüssig. Es gibt genug im Dschungel.«
»Also könnte sie sich verwandeln.«
»Sie wird es tun«, erwiderte sie zuversichtlich. »Wir werden schon bald unseren eigenen Drachenbullen haben.« Sie gab Agawan Savga zurück und tätschelte ihren Kopf. »Du tust Zarq Kazonvia gut, heho!«
»Wirst du heute Nacht bei uns im Arbiyesku schlafen?«, wollte Savga wissen. Die Eifersucht durchfuhr mich wie ein Stich, als ich die Sehnsucht auf ihrem Gesicht sah. Im nächsten Moment verachtete ich mich für dieses Gefühl. Tansan war ihre Mutter, nicht ich.
»Heute Nacht nicht, kleine Ameise. Die Brutstätten Re und Cuhan sind heute gegen uns marschiert. Der Krieg rückt näher.«
Mein Herz tat einige heftige Schläge. »Das wusste ich nicht.«
»Die Neuigkeit wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Du wirst es bis morgen wenigstens tausend Mal hören. Ich habe heute Morgen davon erfahren.«
»Von Chinion?«
Ein besorgter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Er ist noch nicht zurückgekehrt. Aber das wird er, ganz sicher.«
Ich redete mir ein, dass ich mir den Zweifel in ihrer Stimme nur eingebildet hatte. Es ist so einfach, sich selbst einzureden, dass nichts schiefgehen wird, vor allem wenn es Kampf und Mut erfordern würde, das Scheitern abzuwenden. Ich war jedoch nicht die Einzige, die dieses feige Spiel spielte. Tansan weigerte sich ebenfalls, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass sie vielleicht nachlässig war, weil sie keine Vorkehrungen traf für den Fall von Chinions Tod und weil sie nicht weiter verfolgte, wie sich die Djimbi-Ältesten schlugen, die wir in den Rat des Aufstandes entsendet hatten.
Ganz ähnlich, wie ich mich jede Nacht ablenkte, indem ich den Rishi beibrachte, wie man las und schrieb und kämpfte. Es war eine wichtige Arbeit, gewiss, das will ich einräumen. Aber auch Tansan konzentrierte sich zu sehr darauf, eine Kriegerin zu werden, hatte sich vollkommen in das Training mit dem Speer gestürzt, statt sich für ihr Land einzusetzen.
Wir alle sind nicht unfehlbar.
Wir gingen unserer Wege, während Agawan nach seiner Mutter schrie.
Tansan sollte recht behalten. Die Kunde, dass Re und Cuhan gegen uns marschierten, verbreitete sich tatsächlich wie ein Lauffeuer in unserer Brutstätte. Jeden Tag trafen neue Nachrichten von Kratts Vormarsch ein und auch Kunde von der zehntausend Mann starken imperialen Armee, die von Lireh aus gegen uns vorrückte. Ich wusste damals nicht, wie korrekt die Gerüchte waren, die uns in der Brutstätte Ohren und Münder zu versengen schienen, aber jetzt weiß ich, dass sie fast alle zutrafen.
In Liru hatten die Unterdrückten Geschäfte, Handelskontore, Lagerhäuser und Anwesen gestürmt und Fässer mit Lampenöl verbrannt, während sie sangen:
In den Kammern von Lirehs Herzen spinnt die Spinne jetzt ihre Netze,
Und die Eule schreit über der Leere, die einst von Drachenjüngern bevölkert war.
Diese Netze werden niemals weggefegt!
Die vier mächtigsten Brutstätten des Landes, Lutche, Ka, Re und Cuhan – wobei den Bayen letzterer Brut keine Alternative blieb, als sich auf die Seite des Usurpators Kratt zu schlagen -, schickten Regimenter von Drachenreitern ins Dorf der Eier, um die Aufstände niederzuschlagen, die durch Lirus Nashvenirs tobten, die heiligen Höfe, wo die Onahmes, die in der Arena bestiegen worden waren, befruchtete Eier legten.
Und es gab noch mehr
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